In Österreich und Deutschland verdienen Frauen rund ein Fünftel weniger als Männer. Diese alarmierende Ungleichheit zeigt, wie dringend innovative Ansätze in der Vergütungspolitik benötigt werden. Die EU hat kürzlich eine Richtlinie zur Lohntransparenz verabschiedet, um die Gehaltsunterschiede zwischen Männern und Frauen zu verringern und gleiche Bezahlung zu fördern. Doch einige Unternehmen sind bereits einen Schritt voraus, indem sie Entgeltgleichheit durch faire Vergütungskonzepte fördern. Im Folgenden stellen wir drei innovative Ansätze vor, die die Lücke schließen und zu einer gerechteren Arbeitswelt beitragen.
Pay Equality seit 2020
Seit 2020 hat die Barilla-Gruppe wichtige Fortschritte in Richtung Geschlechtergleichheit erzielt. Durch die Implementierung von Pay Equality – also gleicher Lohn für gleiche Arbeit – wurden alle Lohnunterschiede unter den Mitarbeitenden auf internationaler Ebene beseitigt. Die deutsche Tochtergesellschaft des Konzerns geht noch einen Schritt weiter: Neben dem Geschlecht werden im Vergütungssystem noch weitere persönliche und organisatorische beziehungsweise arbeitsplatzbezogene Merkmale berücksichtigt. Für sein konsequentes und transparentes Konzept wurde das Unternehmen vor kurzem mit dem German Equal Pay Award des Bundesministeriums für Familien, Senioren, Frauen und Jugend ausgezeichnet.
Neben der Angleichung von Lohnunterschieden und die zum Anfang des Jahres in Kraft getretene globale Elternzeitrichtlinie ist auch die Förderung von Frauen in Führungspositionen Teil der Gesamtstrategie des Unternehmens. „Barilla bietet vielfältige Chancen und steht für Chancengleichheit. Bei uns gibt es verschiedene Initiativen zur Förderung von Frauen am Arbeitsplatz, insbesondere, aber nicht nur, in Führungspositionen. Daher freue ich mich besonders darüber, dass wir in den letzten fünf Jahren von 25 Prozent Frauenanteil im Management Board heute bei über 50 Prozent angekommen sind“, sagt Claus Butterwegge, President der Region Central & Northern Europe und Geschäftsführer der Barilla Deutschland GmbH, der den Preis entgegennahm.
Transparente und vergleichbare Entwicklungsprogramme
Im österreichischen Fachverlag Manz sind Fairness und Gleichheit der Bezahlung Teil dieser offenen Unternehmenskultur. Dazu wurden im Rahmen des Projekts „Eisbergs“ in den einzelnen Abteilungen transparente und vergleichbare Entwicklungsprogramme erstellt, innerhalb derer nachvollziehbare und marktorientierte Gehaltsbandbreiten etabliert wurden. Unterstützt und begleitet wurde Manz dabei durch Martina Ernst und Johannes Schestauber von Fair and Equal Pay. „Wir haben 2022 unser Projekt Eisberg gestartet und damit weitere Schritte gesetzt, welche unser Miteinander noch mehr gestärkt und vertieft haben – dies wurde auch über die Grenzen unserer Organisation wahrgenommen“, so Bettina Grieshofer, Leiterin „Personal und Organisationsentwicklung“ bei Manz. Für sein Engagement wurde der Verlag im Rahmen der diesjährigen sheconomy Minerva Gala mit dem Diversity Leader Award ausgezeichnet.
Mitarbeiter*innen bestimmen ihr Gehalt selbst
Ein unkonventionelles Fair-Pay-Konzept hat Klaus Purkarthofer umgesetzt. Die acht bis zehn Angestellten seines Eissalons entscheiden gemeinsam, wer wie viel verdient. Nach der Übernahme des elterlichen Geschäfts entschloss er sich dazu, das Unternehmen umzukrempeln und einen neuen Führungsstil zu etablieren. „Zu dieser Zeit habe ich mich immer mehr mit der Klimakrise, Lieferketten und dem Gender-Pay-Gap befasst. Ich fragte mich auch: Welche Werte möchte ich in meinem Unternehmen vertreten und leben? Was möchte ich zu einer besseren Welt beitragen?“, erzählte Klaus Purkarthofer in einem Interview mit dem Standard.
Sein erklärtes Ziel seien Transparenz, ein von Hierarchie befreites Unternehmen und Nachhaltigkeit auf allen Ebenen. Alle Gehälter wurden gemeinsam im Team ausgehandelt – auch das des Chefs selbst. Die neuen Gehälter lagen leicht über dem vorherigen Lohnniveau. „Aber alle wussten auch, dass das bedeutet, mehr einzunehmen – da ja alle die Geschäftszahlen kannten“, so Klaus Purkarthofer. Er selbst verdiene zweieinhalbmal so viel wie die am besten verdienende Person im Unternehmen.