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Netzwerk der Woche: Mission Female

Womit beschäftigt sich Ihr Netzwerk und wie läuft der Austausch innerhalb Ihrer Community ab?

Mission Female bietet erfolgreichen Frauen ein exklusives Netzwerk von Vertrauen und Austausch auf Augenhöhe und stärkt sie aktiv bei ihrer persönlichen und beruflichen Entwicklung. Unser Motto: Business-Talk statt Kaffee-Klatsch. Wir werden in über 100 Events im Jahr konkret: Wer kann wen wie unterstützen? Statt einer unverbindlichen Community bieten wir verlässliche Business-Beziehungen fürs Leben. 

Welches Klischee rund um Frauen im Wirtschaftsleben können Sie nicht mehr hören?

„Es gibt einfach nicht genügend qualifizierte Kandidatinnen“ – Bullshit! Ein Blick in unser Netzwerk zeigt: Weibliche Top-Führungskräfte gibt es genug. Wenn der eigene Nachwuchs nicht kann oder will: An die eigene Nase fassen. Hier liegt das Problem nicht bei den Frauen, sondern an diskriminierenden Unternehmensstrukturen und einer Chefetage, die das Fördern und Befördern vielversprechender Talente verpasst hat. Wer hier noch Nachholbedarf hat, dem empfehle ich mein Buch „Frauen. Macht. Karriere“ – hier gibt es jede Menge Tipps & konkrete Handlungsanweisungen für Parität in der eigenen Unternehmensspitze. 

Wie kam es zur Gründung Ihres Netzwerks?

Nach einer Veranstaltung geht es für alle spätabends in die Hotelbar, Ohrensessel, schwerer Rotwein, Zigarrenrauch. Ich – mal wieder – die einzige Frau. Auf einmal fragt der Boss in die Runde: „Na, welche Zigarre würdet ihr eurer Assistentin reinschieben?“ Schallendes Gelächter. Dann Stille. Oh, wir haben ja eine Frau dabei. Ich spüre, dass ich gehen soll – und bleibe sitzen. In dieser Nacht entscheide ich, mehr Frauen ins Tech-Business zu holen. Damit will ich mich und andere vor solchen Machtspielchen schützen. Ich war damals schon in einer Führungsposition und konnte beeinflussen, wen wir einstellen. Nachdem ich das Unternehmen vor zwei Jahren gewinnbringend verkauft habe, entschied ich mich dafür „Mission Female“ zu gründen – denn männliche Kumpanei gibt es in allen Branchen. 

Wie sind Sie mit der Entwicklung des Frauenanteils in Tech zufrieden?

In meinem letzten Unternehmen haben sich am Ende mehr Frauen als Männer beworben, weil sich rumgesprochen hatte, dass weibliche Talente bei mir die gleichen Chancen bekommen. Leider ist diese Erfahrung in der Tech-Branche eher die Ausnahme, zeigt aber: Es geht!

Was braucht es, um noch mehr Frauen für die Branche zu gewinnen?

Sichtbarkeit von Vorbildern, sowie faire Einstiegs- und Aufstiegschancen für Frauen. Dass ich als CEO eines Tech-Unternehmens präsent war hat anderen Frauen gezeigt: Hier kann ich es schaffen! Diese Strategie habe ich auch auf Mission Female übertragen: Wir positionieren unsere Mitglieder als Expertinnen prominent in der Öffentlichkeit, damit weibliche Führungskräfte endlich zur Normalität werden. 

Welche drei Eigenschaften helfen Ihrem Netzwerk dabei, erfolgreich zu sein?

Persönlich – alle Mitglieder sehen sich regelmäßig bei unseren Veranstaltungen und bauen enge Beziehungen und Vertrauen auf. 

Verbindlich – jede kann jederzeit den Telefonhörer in die Hand nehmen und ein anderes Mitglied um Unterstützung bitte. Mission Females sind füreinander da. 

Vertraulich – wir bieten einen geschützten Rahmen, in dem Top-Managerinnen ihre Rüstung ablegen dürfen und ehrliches Feedback von außen bekommen. Ganz ohne Ellenbogenkampf, Haifischbecken und Machtpoker.  

Was wären Ihrer Meinung nach die nächsten wichtigen Schritte in Richtung Gender Equality?

Führungspersonen sollten dafür sorgen, dass weiblicher Nachwuchs aufgebaut, befördert und unterstützt wird – eine Mitgliedschaft in einem Karrierenetzwerk wie Mission Female ist dabei nur eine Maßnahme von vielen. Wir müssen Frauen mehr Sichtbarkeit verschaffen, indem wir sie zitieren, beauftragen, empfehlen, sie sprechen lassen und ihnen prestigeträchtige Projekte zuteilen. Gesamtgesellschaftlich ist es an der Zeit, dass wir unsere Stereotype ablegen und den Mund aufmachen, wenn jemand einen sexistischen Spruch raushaut!

Haben Sie das Gefühl, dass sich Frauen oft doppelt oder dreifach anstrengen müssen, um gleiche Positionen wie Männer zu bekommen?

Ich lasse bei diesem Thema die Zahlen für sich sprechen: Einen Hochschulabschluss erreichen 51 Prozent der Frauen, in die Vorstände schaffen es nur noch 9,3 Prozent. 58 aller 160 DAX Unternehmen haben sich 2019 die „Zielgröße Null“ für ihren Vorstand gesetzt. Viele Frauen werden noch immer für die gleiche Arbeit schlechter bezahlt, arbeiten häufiger in Teilzeit und landen später mit größerer Wahrscheinlichkeit in Altersarmut. 

Fotomaterial© Mission Female

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