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Netzwerk der Woche: Wimen

SHEconomy – die neuen Seiten der Wirtschaft – versteht sich als Plattform der Frauen-Netzwerke in Deutschland und in Österreich. Jede Woche stellen wir eines der zahlreichen Netzwerke aus den verschiedensten Segmenten der Wirtschaft vor. Diese Woche haben wir mit Susanne Wolf-Eberl, Vorstandsvorsitzende des Vereins WIMEN – Wimen in Mobility, Energy & Environment Network, gesprochen. 

Der WIMEN Verein besteht aus Fachfrauen, die sich mit ihrer beruflichen Expertise vernetzen und austauschen. WIMEN ermöglicht und bietet einen neuen, interdisziplinären Raum, um Positionen miteinander zu erarbeiten, zu reflektierten und weiterzuentwickeln und ist thematisch auf die Bereiche Energie, Mobilität, öffentlicher Raum, Ökologie, Gender, Bildung fokussiert. Ein wesentliches Anliegen ist es, Wege aus der Klimakrise zu diskutieren, aber auch andere aktuelle Krisen kritisch zu hinterfragen. Dabei sind unsere vielfältigen Perspektiven entscheidend

Was ist der „gemeinsame Nenner“ der Frauen, die sich in Ihrem Netzwerk zusammengefunden haben?

Die Stärkung von Frauen. Wir suchen ständig unseren gemeinsamen Nenner im Rahmen von Diskursen, aus verschiedenen Blickwinkeln zu neuen Entwicklungen, neuen und alten Krisen, alten Problembereichen wie Gleichstellung und dem Wunsch nach nachhaltigem Handeln und durch die gemeinsame Verfassung und Abstimmung von Positionspapieren.

2022 entstand bereits ein Positionspapier zu „Weiblichem nachhaltigen Investment“ – Link: https://www.wimen.at/wpcontent/uploads/2022/03/WIMEN_Positionspapier_Weibliches-nachhaltiges-Investment.pdf

Wann wurde Ihr Netzwerk ins Leben gerufen – und wie viele Frauen haben sich in dem Netzwerk organisiert?

2011 als Verein gegründet, verfügt WIMEN über ein Netzwerk aus über 500 Frauen.

Wie läuft der Austausch innerhalb Ihrer Community ab? Wie oft treffen Sie sich?

Es finden in der Regel monatliche Netzwerktreffen statt, pandemiebedingt derzeit online. Ergänzt werden diese in pandemiefreien Zeiten durch monatliche Mittagstische mit Mitgliedern und interessierten Frauen, die sich überlegen, dem Verein beizutreten.

Wie informieren Sie sich gegenseitig?

Einerseits über unsere Website www.wimen.at und andererseits über einen Newsletter, der ein- bis zweimal im Monat erscheint und per email ausgeschickt wird.

Wie generieren Sie weitere Frauen für Ihr Netzwerk?

Wir treten als WIMEN bei relevanten Veranstaltungen auf und knüpfen so neue Kontakte. Einmal jährlich veranstaltet WIMEN ein Symposium unter dem Motto: „Unsere Zukunft ist kein Zufall.“ In der Regel werden wir weiterempfohlen und es kommen Frauen, die auf unseren Verein aufmerksam wurden, auf uns zu.

Wie organisieren Sie die Arbeit im Netzwerk?

Wir teilen uns die Arbeit im Vorstand und im erweiterten Vorstand auf und haben eine unglaublich engagierte, an der Sache interessierte und technisch versierte geringfügige Mitarbeiterin.

Was uns sonst noch interessiert….

  • Netzwerk oder auch Interessen-Vertretung – wie treten Sie nach außen auf?

Wir treten als Netzwerk auf – klassische Interessenvertretung im Sinne der Sozialpartnerschaft sind wir natürlich nicht, allerdings vertreten wir die Interessen von Frauen, also Interessen-Vertretung in diesem Sinne.

  • Wie steht es um den „Nachwuchs“ – schwer zu motivieren oder begeistert von der Idee eines Netzwerkes?

Wir sind sowohl von den Fachgebieten her, als auch altersmäßig, sehr divers aufgestellt und adressieren sehr unterschiedliche Themen.

  • Gemeinsam sind wir stark – was treibt Sie an? 
  1. Frauen den Raum und die Position zu geben, die ihnen dank ihrer Kompetenz zusteht.
  2. Gleichstellungsdefizite zu thematisieren, aufzuzeigen und eine kritische Auseinandersetzung mit Zukunftsthemen und Beobachtungen zu ermöglichen.
  • Auf den Punkt gebracht – welche drei Eigenschaften zeichnet Ihr Netzwerk aus?

Vielfältig an Themen und Meinungen, engagiert in der Sache, interessiert am Puls der Zeit. 

Und Ihre Meinung zu/Fragen….

Welches Klischee rund um Frauen im Wirtschaftsleben können Sie nicht mehr hören?

Dass Frauen in Vollzeitbeschäftigung „Rabenmütter“ sind und Führungspositionen nicht in Teilzeit ausgeübt werden können.

Dass Frauen weniger Risiko- und Durchsetzungsvermögen für die Gründung von Startups mitbringen.

Dass Frauen zu wenig Netzwerke und Seilschaften haben, um erfolgreich zu sein.

Was wären Ihrer Meinung nach die nächsten wichtigen Schritte in Richtung Gender Equality?

  1. Ein klarer Zeithorizont bis wann Gleichstellung zu erreichen ist. Das verlangt eine transparentes Gendermonitoring und eine jährliche Zielsetzung, samt Sanktionen bei Nichterreichung (oder Anreizen zur Erreichung).
  2. Das Pensionssystem weiter zugunsten der Frauen zu verändern, denn Frauen für langjährige Doppel- und Dreifachbelastung noch am Lebensabend „zu betrafen“, ist ungeheuerlich.
  3. Angleichung der Lohnniveaus von verschiedenen Branchen. Es ist nicht einzusehen, weshalb Branchen die überwiegend Frauen beschäftigen, Niedriglohnbranchen sind.
  4. Ein starkes Commitment der Männer für mehr Familienzeit und Care-Arbeit.
  5. Bessere qualitative Kinderbetreuung und Unterstützung insbesondere von Alleinerzieherinnen, auch damit der Kinderwunsch von gut ausgebildeten Frauen nicht weiter zurückgeht.

Haben Sie das Gefühl, dass sich Frauen oft doppelt oder dreifach anstrengen müssen, um gleiche Positionen wie Männer zu bekommen?

Frauen müssen sich auf jeden Fall mehr anstrengen, um sich Gehör zu verschaffen, dabei möchten wir sie gerne unterstützen. Mittlerweile ist aber den meisten Personalverantwortlichen klar, dass Frauen weniger dick auftragen, aber dafür fast immer halten, was sie versprechen. Strukturelle Unternehmensänderungen wie flachere Hierarchien und geteilte Verantwortlichkeiten, erscheinen langfristiger besser als „Zweikampf“.

Wichtiger denn je – oder auf Dauer verzichtbar: wie bewerten Sie die Rolle von Frauen-Netzwerken in der Zukunft

Netzwerke werden immer ein wichtiger Bestandteil der Gesellschaft sein, hoffentlich müssen Frauennetzwerke aber zukünftig nicht mehr als Gegenpol zu rein männlichen Seilschaften fungieren.

Last but not least – ein Wort zu Quote???

Eine Frauenquote in Entscheidungsgremien ist, leider, immer noch wichtig und zielführend.

Ohne Quote dauert der Prozess der Angleichung viel zu lange. Manche Unternehmen würden erst in 300 Jahren zu Gleichstellung kommen. Auch wenn es nicht einfach ist eine Quotenfrau zu sein, wir brauchen mehr Frauen für mehr Nachhaltigkeit.

Und – abschließend: welches weitere Frauen-Netzwerk verdient Ihrer Meinung nach besondere Beachtung und sollte von SHEconomy unbedingt vorgestellt werden?

Der Verein Sorority – Verein zur branchenübergreifenden Vernetzung und Karriereförderung von Frauen in Österreich wurde 2014 gegründet und hat rund 600 Mitglieder und ist somit eines der größten Frauennetzwerke Österreichs.


Mehr zum Verein WIMEN erfahren Sie hier.

 

Fotomaterial© WIMEN

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