Sheconomy versteht sich als zentrale Plattform für Frauennetzwerke in Österreich, Deutschland und der Schweiz. Jede Woche stellen wir eines der zahlreichen Netzwerke aus Wirtschaft, Wissenschaft, Gesellschaftspolitik und Kultur im Detail vor.
Diesmal haben wir uns mit Carlotta Tubeuf, Netzwerksprecherin von femTUme, über Ziele, Schwerpunkte und „Nachwuchs-Schwierigkeiten“ unterhalten und warum Frauennetzwerke wie das ihre ein ganz zentrales Instrument für wissenschaftliche Karrieren sind.
Wie lautet der Name Ihres Netzwerkes?
femTUme
Wann wurde Ihr Netzwerk ins Leben gerufen?
Anfang 2021
Wie viele Mitstreiter:innen zählt Ihr Netzwerk aktuell regional?
Bei femTUme sind wir ein Kernteam von rund 15 Personen, zu Veranstaltungen kommen bis zu 50 Frauen, die der Fakultät für Maschinenwesen und Betriebswissenschaften angehören. Während wir das einzige Frauennetzwerk an unserer Fakultät sind, gibt es TU-weit auch ähnliche Netzwerke an einigen anderen Fakultäten.
Was sind ihre Kernthemen und Schwerpunkte Ihres Netzwerks?
Unser Ziel ist es, an der Universität Rahmenbedingungen für die Arbeit und Weiterentwicklung zu schaffen, die die realen Lebensbedingungen von Frauen berücksichtigen. Der Schwerpunkt unserer Arbeit liegt darin, Frauen in der Wissenschaft die Möglichkeit und den Raum zu geben, sich zu vernetzen und gegenseitig zu unterstützen. Durch diese gegenseitige Unterstützung wollen wir zur individuellen Entfaltung und zur Verwirklichung wissenschaftlicher Ideen beitragen.
Was ist der „gemeinsamer Nenner“, all jener Frauen, die sich in Ihrem Netzwerk zusammengefunden haben?
Wir sind Frauen, die an der Fakultät für Maschinenwesen und Betriebswissenschaften der TU Wien arbeiten. Uns verbindet der Wunsch nach Vernetzung innerhalb der Fakultät und nach Veränderung.
Wie läuft der Austausch innerhalb Ihrer Community ab?
Der wichtigste Austausch mit der Community findet über unseren E-Mail-Newsletter statt, den wir bei Bedarf versenden. Darüber hinaus ist unsere Homepage ein wichtiges Informationsmedium.
Wie oft treffen Sie sich?
Neben unseren Veranstaltungen treffen wir uns einmal im Monat zu einem Stammtisch und alle zwei Wochen zu einem Jour-Fixe.
Wie informieren Sie sich gegenseitig?
Wir nutzen vor allem unsere Jour Fixe, um Neuigkeiten zu besprechen.
Werben Sie gezielt neue Frauen für Ihr Netzwerk an?
Ja, wir setzen vor allem auf die persönliche Kommunikation mit den Frauen, die an unserer Fakultät arbeiten. Darüber hinaus werden die Einladungen zu unseren Veranstaltungen an alle Frauen in der Fakultät verschickt. Natürlich hoffen wir auch, dass sich durch unsere Außendarstellung die eine oder andere Person angesprochen fühlt.
Wie organisieren Sie die Arbeit im Netzwerk?
Organisiert sind wir in 4 Teams, die wir – passend zum Thema Maschinenbau – Gear Wheels (Zahnräder) nennen: Vision & Mission, Networking, Visibility & Communication & Strategic Anchoring. Generell arbeiten wir im Netzwerk aber teamübergreifend und je nach Kapazität und Interesse hilft jede, wo sie kann.
Wie tritt Ihr Netzwerk nach außen auf?
Neben unserer Homepage haben wir kürzlich auch einen LinkedIn-Account für das Netzwerk eingerichtet. Bei Kooperationen und Gelegenheiten der Außendarstellung wird das Netzwerk in der Regel durch Mitglieder unserer Gear wheels vertreten.
Wie steht es um den „Nachwuchs“ – schwer zu motivieren oder begeistert von der Idee Teil eines Netzwerkes zu werden?
Aufgrund der hohen Personalfluktuation an der Universität ist dies eine unserer größten Herausforderungen. Während wir ein bis zwei Personen haben, die als Anker für das Netzwerk fungieren, besteht der Großteil des Kernteams aus Doktorandinnen mit befristeten Anstellungsverhältnissen. Das Interesse an Veranstaltungen teilzunehmen ist allgemein recht groß, aber die aktive, zusätzliche und freiwillige Arbeit kann neben dem Doktorat eine Herausforderung sein. Deshalb ist die kontinuierliche Motivation neuer Frauen und damit die Sicherung der nächsten Generation für unser Netzwerk von großer Bedeutung.
Was treibt Sie und Ihre Netzwerkmitstreiter:innen an?
Frauen in der Technik sind oft mit hartnäckigen Stereotypen und Vorurteilen konfrontiert, daher motiviert uns die Notwendigkeit, in einem Frauennetzwerk aktiv zu sein, um diese Barrieren zu überwinden und für Chancengleichheit einzutreten.
Welche 3 Eigenschaften zeichnet Ihr Netzwerk aus?
Feministisch, verbindend, ambitioniert.
Was wären Ihrer Meinung nach, die nächsten wichtigen Schritte in Richtung Gender Equality?
Verbündete schaffen! Es ist wichtig, die Gesellschaft durch positive Darstellung und Weiterbildung darüber aufzuklären, dass Gender Equality allen hilft – nicht nur den Frauen!
Haben Sie oft das Gefühl, dass sich Frauen oft doppelt oder dreifach anstrengen müssen, um gleiche Positionen wie Männer zu bekommen?
Leider ja. Wenn jemand eine wissenschaftliche Karriere anstrebt, ist Networking ein wichtiger Teil des Erfolgs. Leider ist der Zugang zu bereits etablierten formellen und vor allem informellen Netzwerken für Frauen schwierig. Um dieses Defizit auszugleichen, müssen sie in doppelter Hinsicht einen Ausgleich schaffen. Doch damit nicht genug. Vergleicht man die Arbeitsbelastung von Männern und Frauen in gleichen Positionen, so wird schnell deutlich, dass Frauen mehr Arbeit aufgebürdet wird als ihren männlichen Kollegen.
Wie bewerten Sie die Rolle von Frauennetzwerken in unserer heutigen Gesellschaft? Und in der Zukunft?
Networking wird in der wissenschaftlichen Karriere großgeschrieben. Da der Zugang zu (informellen) Netzwerken für Frauen schwieriger ist, sind Frauennetzwerke ein unverzichtbares Instrument.
Wir hoffen natürlich, dass es in Zukunft nicht mehr notwendig sein wird, ein eigenes Netzwerk für Frauen zu gründen, sondern dass es Netzwerke mit einer offenen Kultur gibt und somit barrierefreie Räume geschaffen werden.
Mehr spannende Informationen zum Netzwerk gibts es hier.