StartBusiness„Ms. Networking“: Die neue Dentsu CMO zieht Bilanz

„Ms. Networking“: Die neue Dentsu CMO zieht Bilanz

Heute wurde bekannt, dass Christiane Wolff neue Dentsu CMO wird. Wir haben schon davor mit ihr über ihre große Leidenschaft, das Netzwerken, gesprochen:  Wolff gehört zum Kreis einer der ersten Frauen, welche die Bedeutung des Netzwerkens umgesetzt haben. Nicht nur mit der Gründung ihres eigenen Netzwerkes, sondern auch mit ihrem Engagement in anderen Plattformen, hat sie sich deutschlandweit den Ruf als „Ms. Networking“ erworben.

SHECONOMY: Mit dem von Ihnen gegründeten Nettwerk gehören Sie zweifellos zu den Pionieren unter den Initiatorinnen von Frauen-Netzwerken. Was hat Sie vor zwei Jahrzehnten angetrieben, ein eigenes Netz ins Leben zu rufen?

CHRISTIANE WOLFF, NETTWERK: Ich war damals neu in München und kannte niemanden. Und wollte in meinem neuen Job bei Premiere gemeinsam mit anderen tollen Frauen ein Netzwerk in den Medien und in der Kommunikation aufbauen, damit wir uns gegenseitig unterstützen und inspirieren. Und das ganz bewusst mit einem Branchennetzwerk und nur für Frauen. Denn das gab es damals noch nicht.

SHECONOMY: Wenn Sie sich heute Frauen-Netzwerke ansehen und den Blick zurück wagen: was hat sich verändert?

CHRISTIANE WOLFF, NETTWERK: Erst einmal ist es toll zu sehen, dass es jetzt so viele wundervolle Initiativen gibt und es wirklich für jede Branche und für jeden Karriereschritt eine Anlaufstelle gibt. Durch die Digitalisierung unserer Welt ist es natürlich viel einfacher, sich auszutauschen und gegenseitig zu unterstützen. Das war damals einfach noch sehr offline.

SHECONOMY: Wir alle wissen, dass ein Netzwerk nur durch den persönlichen Einsatz seiner Mitglieder leben kann. Was ist Ihre Einschätzung: nimmt die Nachfrage nach Mitgliedschaft in einem Netzwerk eher zu oder ab? Oder – nehmen sich Frauen heute mehr Zeit fürs Netzwerken als vor 20 Jahren? Oder ist der zeitliche Druck zu groß geworden?

CHRISTIANE WOLFF, NETTWERK: Ich habe das Gefühl, dass es weiterhin einen sehr großen Bedarf an Austausch und Kommunikation unter Frauen gibt. Es hat sich einfach noch viel zu wenig geändert bei allen Themen, die Gleichberechtigung und Diversity zum Ziel haben. Und ja, das Bewusstsein, dass wir dadurch auch Veränderungen in der Gesellschaft, der Politik und der Wirtschaft beeinflussen können ist ebenso gestiegen. Und daher ist Netzwerken für so viele Frauen einfach eine Selbstverständlichkeit in ihrer beruflichen Karriere geworden. Und das ist gut so!

SHECONOMY: Netzwerken in Zeiten der Pandemie – keine einfache Übung. Welche Bedeutung haben gute Netzwerke in schwierigen Zeiten?

CHRISTIANE WOLFF, NETTWERK: Ich finde es ja ganz wichtig, schon frühzeitig mit dem Netzwerken anzufangen. Ich habe das bereits im Studium begonnen. Damit man genau für diese schwierigen Zeiten bereits ein belastbares Netzwerk und ein persönliches Kompetenzteam um sich herumhat. Ist das vorhanden, ist es auch in schwierigen Zeiten sowohl im Leben als auch in der Welt viel einfacher, positiv nach vorne zu schauen! 

SHECONOMY: Erleben Sie, dass sich Mitglieder Ihres Nettwerk ganz praktisch gegenseitig unterstützen?

CHRISTIANE WOLFF, NETTWERK: Ja, das ist genau das, was ich mit dem Netzwerk auch initiieren möchte. Dass sich die Mitglieder untereinander austauschen, gemeinsame Projekte aufsetzen, sich Jobs empfehlen, Speaker-Anfragen In die Runde geben und so weiter.

 SHECONOMY: Sind Sie persönlich beruflich über das Netzwerken weitergekommen?

CHRISTIANE WOLFF, NETTWERK: Für meinen allerersten Job als Volontärin in einer PR-Agentur in Frankfurt habe ich ganz klassisch eine Bewerbung geschrieben.Danach nie wieder. Ohne mein Netzwerk wäre ich nicht dort, wo ich heute bin. Und ich wusste und weiß auch immer, dass ich in allen Situationen eine Anlaufstelle habe und mich auf Augenhöhe austauschen kann.

SHECONOMY: Netzwerke von Frauen und Netzwerke von Männern: worin unterscheiden sie sich?

CHRISTIANE WOLFF, NETTWERK: Ich glaube, dass Männer noch viel strategischer Netzwerken und dies machen, ohne einen offiziellen Rahmen haben zu müssen. 

Ich erlebe in meinen Netzwerken, in denen nur Frauen sind, eine unheimliche offene und persönliche Kommunikation. Wir tauschen uns auch zu sehr sensiblen Themen aus und gehen vertrauensvoll mit diesen Informationen um. Das schätze ich sehr. Ob das in den Männer-Netzwerken auch passiert, kann ich nicht beurteilen.

SHECONOMY: Nettwerk Anno 2040 – wagen Sie einen Blick in die Zukunft. Wie wird sich Ihr Netzwerk in zwei Jahrzehnten darstellen? Ausschließlich virtuell, hybrid oder analog. Und – braucht es in 20 Jahren noch für verschiedene Branchen überhaupt noch reine Frauen-Netzwerke?

CHRISTIANE WOLFF, NETTWERK: Hoffentlich können wir uns alle ganz bald wieder persönlich treffen. Denn klar, das klappt digital auch gut, aber die wirklich kreativen Ideen und das Vertrauen entsteht meiner Meinung nach nur im direkten und persönlichen Austausch. Daher glaube und wünsche ich mir, dass es nach der Pandemie einen guten Mix aus digital und analog geben wird.

Ich habe sowohl mit meinem Netzwerk als auch mit der Woman Speaker Foundation, die ich mit Regina Mehler gemeinsam gegründet habe, gehofft, dass wir irgendwann keine Frauen-Netzwerke mehr brauchen. Diese haben aber bis heute ihre Berechtigung und auch ihren Nutzen!

Heute gibt es zahlreiche Netzwerke, in denen sich Frauen aus den verschiedensten Branchen und mit den verschiedensten Interessen organisiert haben.

SHECONOMY: Welche Netzwerke genießen bei Ihnen persönlich – außer dem eigenen – große Wertschätzung?

CHRISTIANE WOLFF, NETTWERK: Monika Scheddin ist sicher die Netzwerkvisionärin in Deutschland – sie hat bereits vor 25 Jahren die WOMANs gegründet. Dort bin ich bereits seit vielen Jahren Mitglied und Monika und ich kooperieren auch öfter bei Veranstaltungen. Ich bin persönlich weiterhin noch Mitglied bei Mission Female von der wundervollen Frederike Probert. Das ist ein ganz großartiges Netzwerk für Frauen aus allen Branchen und in ganz Deutschland. Das schätze ich sehr, dass wir uns dort auf Augenhöhe branchenübergreifend unterstützen und fördern und auch für den weiblichen Nachwuchs extrem viel getan wird. Und Tijen Onaran hat mit ihrem Global Digital Women eine ebenso großartige Plattform geschaffen. Und die Business Women’s Society ist ebenso eine tolle Initiative für alle Frauen.

Zum Glück gibt es heute so viele Netzwerke für jede Branche und für jedes Level. Ich schaue mir auch immer wieder gerne Veranstaltungen bei anderen tollen Netzwerken an. Am Ende muss jede Frau für sich eine Strategie festlegen, wie viele Netzwerke in den beruflichen Alltag passen und welches Ziel mit dem Netzwerken verfolgt wird.

 

Das Nettwerk ist das Netzwerk für Frauen in der Medien- und Kommunikationsbranche, das 2001 von Christiane Wolff in München gegründet wurde. http://nett-werk.com/

Fotomaterial© Mica Wintermayr

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