StartBusinessSuccessManagerin mit dem Gespür für Balance

Managerin mit dem Gespür für Balance

Als COO des Medienkonzerns Sky Deutschland hat Elke Walthelm viele Hüte auf: Sie verantwortet die Bereiche Programm, Technology, Content Operations sowie People Functions und wägt clever ab, wo sie wie viel für wen oder was investiert, um das Unternehmen wirtschaftlich nachhaltig aufzustellen und die digitale Transformation nach vorne zu treiben. Damit alle Zeichen auf Grün stehen, muss die Münchnerin flexibel bleiben und auch auf ihren persönlichen Energiehaushalt achten.

Frau Walthelm, wann waren Sie zuletzt nachhaltig?

Privat versuche ich im Großen wie im Kleinen auf Nachhaltigkeit zu achten. So sind wir gerade von Öl auf Wärmepumpe umgestiegen, aber auch im Kleinen versuche ich oft, lieber den Zug als das Flugzeug zu nutzen, und sammle fleißig leere Einweggläser, um darin im Sommer Marmelade einzukochen. Aber Nachhaltigkeit ist viel mehr, als grün zu leben. Es ist ein ganzheitlicher Leadership-Ansatz, der für mich drei Fragen aufwirft: Wie nachhaltig wirtschafte ich, wie nachhaltig bin ich als Unternehmen tätig und wie nachhaltig kann ich für meine Mitarbeitenden Perspektiven schaffen?

Wann handeln Sie als Programmchefin nachhaltig?

Wenn wir Inhalte auf den Bildschirm bringen, tragen wir eine Verantwortung gegenüber unserer Kundschaft, eine Vielfalt anzubieten, die auch die Bereiche Diversität und Inklusion abdeckt. Wir wollen unserer gesellschaftlichen Verantwortung gerecht werden, und dies sind Werte, denen wir als Unternehmen – lokal wie international – schon lange verpflichtet sind. Seit vielen Jahren engagieren wir uns etwa für die Special Olympics, natürlich gehört dazu auch die Übertragung und Berichterstattung über die Spiele. Ein weiteres Beispiel ist unsere Ambition, zu einer treibenden Kraft des Frauensports zu werden, daher haben wir unter anderem in zusätzliche Rechte im Frauensport investiert. Nachhaltig sind wir aber auch nur, wenn wir ein Portfolio von Inhalten zu einem Preis anbieten, den die Konsument*innen auch bereit sind zu zahlen. Daher müssen wir sehr sorgsam abwägen.

Ehre, wem Ehre gebührt: Für die Dokumentation „22. Juli – Die Schüsse von München“ erhielt Sky dem „Eisvogel“-Nachhaltigkeitspreis.

2023 haben Sie entschieden, keine fiktionalen Serien und Filme mehr zu drehen. Warum?

Weil wir langfristig auch eine wirtschaftliche Nachhaltigkeit sicherstellen müssen. Nur so können wir als Unternehmen eine klare Zukunftsperspektive gewährleisten. Wenn wir feststellen, dass sich Kundenbedürfnisse und Zahlungsbereitschaften ändern, müssen wir entsprechend handeln.

Aber Eigenproduktionen wie „Das Boot“, „Der Pass“ und „Babylon Berlin“ waren preisgekrönte Publikumslieblinge …

Ja, wir hatten damit viel Erfolg, und unsere ersten Sky Originals waren sehr beliebt, worauf wir auch sehr stolz sind. Allerdings haben sich das Marktumfeld sowie die Kundenbedürfnisse hinsichtlich der Nutzung von Inhalten im Laufe der Jahre stark verändert, das muss sich auch in der Unternehmensstrategie widerspiegeln. Eine Rolle spielt sicher, dass sich nach Corona das Sehverhalten der Kund*innen und damit die Zahlungsbereitschaft für solche Inhalte verändert haben.

Tut Nachhaltigkeit in solchen Momenten weh?

Wir haben tolle Produktionen auf die Beine gestellt. Aber es ist wichtig, hier Emotionen und Wirtschaftlichkeit getrennt zu betrachten.

Und das gelingt Ihnen immer?

Natürlich habe ich Themen, die mir auch persönlich am Herzen liegen. Das ist menschlich. Aber als Teil der Geschäftsführung eines Wirtschaftsunternehmens muss ich unternehmerisch die richtigen Entscheidungen treffen. Wie entwickeln sich die Kosten, und bekommen wir die Einnahmen, die wir benötigen, um dann auch wieder neu investieren zu können? Erreichen wir so unsere Ziele? Und welchen Preis sind die Kund*innen bereit zu bezahlen? Das sind nur einige der relevanten Fragen, die uns leiten.

Welche Inhalte sind momentan gewinnversprechend?

Unter anderem Dokumentationen oder Reality-Formate wie „Diese Ochsenknechts“. Da können wir ein anderes ökonomisches Investment realisieren, das in einer guten Relation zu dem steht, was unsere Kund*innen nutzen.

Wie sieht es intern bei der Personalplanung aus? Wo investieren Sie da?

Die Medienwelt ist dynamisch, daher müssen auch unsere Personalstrukturen flexibel sein. Es ist ein großer Weg, ein transformativer Weg, auf dem wir sind – wie viele andere Medienunternehmen auch. Mit der Veränderung der Kundenbedürfnisse sowie im Wettbewerb verändert sich auch der unternehmerische Fokus und die Entscheidung darüber, in welchen Bereichen man Teams aufbaut und wo nicht. Ein Beispiel dafür ist das Thema Streaming, das vor einigen Jahren noch nicht so im Fokus stand, damals als „Sky Ticket“ bekannt. Durch eine strategische Neuausrichtung und den Wunsch nach größerer Marktsichtbarkeit für unser Streaming-Produkt kam es zu einer erfolgreichen Neupositionierung als Marke „WOW“. Mit dem Prozess ging einher, dass hier gezielt in People investiert wurde.

Bei Sky wird Diversität großgeschrieben. Warum liegt dem Unternehmen – und auch Ihnen persönlich – dieses Thema so am Herzen?

Um nachhaltig und wirtschaftlich erfolgreich agieren zu können, müssen wir ein breites Kundenspektrum ansprechen und die Diversität in unserer Gesellschaft berücksichtigen. Dabei ist es wichtig, verschiedene Meinungen und Sichtweisen zuzulassen, das macht uns stärker und bringt uns alle weiter. Bei Sky ist Diversität und Inklusion seit Langem fest verankert, und wir haben großartige Netzwerke von Mitarbeitenden, die die verschiedenen Dimensionen der Diversität repräsentieren, darunter Women@Sky, Women in Tech oder eine LGBTQ+-Gruppe. Für jede dieser Gruppen gibt es eine*n Sponsor*in aus dem Management.

Alles, um eine intensivere Bindung zum Unternehmen zu schaffen?

Es ist eine ganz große Aufgabe, die Menschen, die bei uns tätig sind, mitzunehmen, sie zu inspirieren und zu motivieren. Bei uns ist das Thema Talent Management daher auch sehr wichtig – sowohl, wenn es um unsere Mitarbeitenden geht, als auch, wenn es darum geht, neue Talente für Sky zu finden. Wir fragen uns immer wieder: Wie bringen wir die richtigen Talente zu Sky? Wofür stehen wir? Nachhaltigkeit ist auch für das Employer Branding äußerst relevant, das stellen wir immer mehr fest.

Sie haben einen eigenen Podcast KopFRAUm, in dem Sie starke Frauen vorstellen. Wie kamen Sie auf diese Idee?

Als ich vor rund 20 Jahren Berufsanfängerin war, existierte Gender-Diversität bei Führungskräften fast gar nicht. Glücklicherweise hatte ich mit der Zeit großartige weibliche Vorbilder, die mich motiviert und inspiriert haben, mutiger zu werden und mich für Rollen mit größerer Verantwortung ins Spiel zu bringen. Mit meinem Podcast möchte ich dazu beitragen, Role Models Sichtbarkeit zu verleihen und dafür zu sorgen, dass man von ihnen lernen kann. Es bereitet mir bis heute viel Spaß, mich auszutauschen, Ideen und Inspirationen zu sammeln und diese mit anderen zu teilen.

Sie sind bei Sky für insgesamt vier Bereiche verantwortlich – Programm, Technology, Content Operations und die People Functions. Braucht es in Zukunft auf Management-Ebene in Unternehmen mehr Generalist*innen wie Sie?

Ich denke, es eröffnet einen anderen Horizont und ist gewinnbringend, wenn man als „Generalistin“ eine Bandbreite von Perspektiven einbringen, unterschiedliche Bereiche miteinander verknüpfen und dadurch übergreifend entscheiden kann. Aus meiner Erfahrung funktioniert das sehr gut, von daher glaube ich, dass es durchaus ein vielversprechendes Set-up für die Zukunft ist. Aber ich erlaube mir kein Pauschalurteil, es hängt immer auch vom Unternehmen selbst, von dessen Selbstverständnis und Kultur ab, wie Managementstrukturen und -rollen am besten funktionieren. Ich kenne unser Unternehmen schon seit über 17 Jahren und habe verschiedene Phasen unserer digitalen Transformation miterlebt. Mir persönlich macht es immer wieder Spaß, tiefer in neue Themen einzutauchen und diese miteinander zu verknüpfen, um so besser unsere Ziele zu verfolgen.

Wie sorgen Sie dafür, dass Sie bei den Herausforderungen stark bleiben?

Als Managerin ist es auch wichtig, verantwortungsbewusst mit meinen eigenen Ressourcen umzugehen. Nur, wenn mein Energiehaushalt ausgeglichen ist, kann ich mich nachhaltig im Unternehmen engagieren und mich für meine Kollegschaft mit ganzer Kraft einsetzen. Dazu gehört viel Bewegung, gesunde Ernährung und ausreichend Schlaf. Ich versuche, hier die richtige Balance zu finden und genug Raum für mein Privatleben zu schaffen.


So nachhaltig arbeitet Sky

2017 startete die Sky Gruppe die Initiative Sky Ocean Rescue, um die Verschmutzung der Ozeane durch Plastikmüll zu bekämpfen. Bis 2020 wurde sämtliches Einwegplastik aus
dem Unternehmensalltag entfernt und der „Ocean Rescue“-Innovationsfonds gegründet, um Ideen für einwegplastikfreie Alternativen zu fördern. Aus dieser Bewegung entstand die Initiative Sky Zero, bei der sich das Medienunternehmen verpflichtete, unternehmensweit emissionsarm zu wirtschaften und so einen positiven Wandel unseres Planeten zu bewirken. 2018 war Sky der erste Sender in Deutschland, der das Thema Nachhaltigkeit fest in die Verträge seiner Eigenproduktionen integrierte. Sky zählte zudem 2019 zu den Gründer*innen des Arbeitskreises „Green Shooting“. Mit dem Siegel „Green Motion“ verpflichtet sich Sky dazu, umwelt- und ressourcenschonend zu produzieren. 2023 wurde die Sky-Dokumentation „22. Juli – Die Schüsse von München“ mit dem „Eisvogel“-Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnet.


Zur Person

Seit 2005 ist Elke Walthelm Chief Operating Officer bei Sky. 2016 wurde sie Teil des Management Teams und steuerte als Executive Vice President alle Content-Themen von Sky Deutschland. 2020: Berufung in die Geschäftsführung des Unternehmens, Managing Director von NBC Universal Global Networks Deutschland. Seit 2023: zusätzliche Leitung der IT und Broadcast-relevanten Bereiche Technology und Content Operations sowie des Personalbereichs.

 

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