Für alljene, die die spannenden Einblicke und Tipps der diesjährigen SHEinvest Online Days verpasst haben oder diese nochmals nachlesen bzw. nachhören möchten, haben wir hier die einzelnen Vorträge inhaltlich zusammengefasst und zu den Videoaufnahmen verlinkt.
Tag 1
Key Note: Vorsorge & finanzielle Unabhängigkeit
An Tag 1 der SHEinvest lag der Fokus stark auf dem Thema Vorsorge und How to Get Started. Der Tag begann mit einer aufschlussreichen Key Note von Marietta Babos, Gründerin der Finanzberatung Damensache, über die Wichtigkeit der finanziellen Unabhängigkeit und der privaten Vorsorge. Damensache wurde aus einer persönlichen Erfahrung heraus gegründet: Nämlich als Marietta Babos Mutter nach dem frühzeitigen Tod des Vaters beinahe in die Altersarmut abgerutscht wäre, hätten sie ihre Kinder nicht finanziell unterstützt. Dieses Schicksal ist kein einzelnes, denn Frauen sind überdurchschnittlich oft von Altersarmut betroffen. Wieso? Ein Grund dafür ist die meist sehr unterschiedliche Einkommensentwicklung von Männern und Frauen. Die Erwerbsbiographie von Frauen wird – anders als die von Männern – häufiger unterbrochen, beispielsweise durch Karenz- und Elternzeit sowie mehr Teilzeitarbeit. Sie zahlen daher in den meisten Fällen weniger in das Pensionssystem ein. Zudem ist die Lebenserwartung um ca. 5 Jahre höher – Frauen müssen also anders sparen und vorsorgen als Männer.
Weiters beschäftigten wir uns mit dem aktuellen Pensionssystem, welches auf drei Säulen basiert – staatlich, betrieblich und privat. Beeinflussen können Sie vor allem die letzten beiden.
Kommen wir zu einigen der präsentierten Tipps:
- Eine Empfehlung ist es, sich die eigene Pensionslücke auszurechnen. Wie hoch wird Ihre geschätzte Alterspension sein und wie hoch der persönliche finanzielle Bedarf in der Pension? Bedenken Sie, welchen Lebensstandard Sie sich leisten möchten, immerhin verbringen wir, je nach Lebenserwartung, ca. 25 Jahre in der Pension.
- Je früher Sie mit der Vorsorge starten, desto besser. 10-15% des Nettoeinkommens sind eine gute Basis für Einsteiger:innen, um mit Investments zu starten.
- Man kann nicht alles haben: Risiko und Sicherheit schließen einander weitgehendst aus – wobei Risiko nicht mit Gambling gleichzusetzen ist, sondern im Finanzbereich eine gewisse Wertschwankung meint.
- Unterschiedliche Assetklassen verfügen über unterschiedliche Steuersätze und Verfügbarkeiten der Erträge – setzen Sie sich damit auseinander, bevor Sie sich für eine Investmentform entscheiden.
- Strukturieren Sie Ihr Vermögen – wichtig sind Komponenten wie Notreserve, Geld für späteren Konsum und finanzielle Mittel für Absicherung im Alter.
- Nutzen Sie Steuervorteile und streuen Sie Investitionen sowohl zeitlich als auch auf diverse Veranlagungsformen.
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Roundtable: Die drei Säulen der Vorsorge
Weiter ging es mit einer spannenden Diskussion im Roundtable, bei der die drei Säulen der Vorsorge diskutiert wurden. Die Speaker:innen – Marietta Babos, Sandra Straka (Goldman Sachs), Larissa Kravitz (Investorella), Lisa Pulsinger (finpulse) und Michaela Ernst (SHEconomy).
Es ist essenziell, meint Sandra Straka, dass wir unseren Lebensstandard in der Pension beibehalten. Im Idealfall können wir die Situation sogar noch verbessern. Herausforderungen für Frauen diesbezüglich sind ökonomische Lebensrealitäten, nämlich wie eingangs in der Key Note schon angesprochen beispielsweise die längere Lebenserwartung sowie Kindererziehungstätigkeiten und Teilzeitarbeit.
Lisa Pulsinger erklärt, dass um junge Menschen abzuholen, ein motivierender und inspirierender Aspekt wichtig ist. Denn – „je früher man anfängt, desto leichter fällt es, sein Leben so zu gestalten, wie man möchte.“
Ein Tipp von Larissa Kravitz zum Thema betriebliche Vorsorge, die in Österreich leider noch sehr unterentwickelt ist, ist folgender: Sprechen Sie das Thema kollektiv mit Kolleg:innen beim Betriebsrat an. Eine solche Vorsorge betrifft alle Mitarbeiter:innen, deshalb ist diese Vorgehensweise am ehesten zu empfehlen.
Marietta Babos ratet zum Pensions-Splitting: Sprechen Sie mit Ihrem Partner und stellen sie eine finanzielle Familienplanung bei Kinderwunsch auf. So wird vermieden, dass das finanzielle Risiko einer Familiengründung nur von Frauen getragen wird.
Zum Thema Gold wird von den Expert:innen geraten, nicht mehr als 10% des Gesamtvermögens in diese Assetklasse zu investieren, da Gold keine Dividenden bietet, gleichzeitig aber eine krisensichere Anlage darstellt.
Sandra Straka weist auf die Wichtigkeit der Diversifikation in Portfolios hin: Selbst die besten Profis können Marktentwicklungen nicht genau prognostizieren. Daher ist es wichtig, nicht alles auf eine Karte zu setzen.
Hier nochmals eine kurze Zusammenfassung der wichtigsten Learnings aus Tag 1:
- Setzen Sie auf Diversifikation und legen Sie nicht „alle Eier in einen Korb“
- Denken Sie langfristig und arbeiten Sie mit einem Sparplan
- Verlieren Sie nicht die Nerven, wenn die Marktlage schwierig ist
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Deep Dive: Langfristiger Vermögensaufbau
Im ersten Deep Dive setzte sich Finanz- und Investmentexpertin Karolina Decker von fin:marie mit der Frage auseinander, wie ein sicherer und langfristiger Vermögensaufbau gelingt. Welches wissen ist nötig und welche Schritte müssen bedacht werden? Wir haben Ihnen die wichtigsten Punkte aus der fin:marie Checkliste hier zusammengestellt:
- Das Money dem Mindset anpassen
- Geldblockade loslassen
- Mutig sein
- Sich auch über kleine Errungenschaften freuen
- Sich organisieren
- Kurzfristige und langfristige Ziele setzen
- Schlechte Geldgewohnheiten gezielt bekämpfen
- Ausgaben verfolgen
- Budget & Geldsparen
- Einen Notgroschen einrichten
- Für die eigenen Ziele sparen
- Budgetierungsstil finden, der zu einem passt
- Schulden vernichten
- Plan zur Schuldenfreihiet erstellen
- Finanzplan regelmäßig verfolgen
- Sich selbst belohnen
- Wirklichen Reichtum schaffen
- Erfahren, wie ein Investment funktioniert
- Investmentplan erstellen
- Einen Nachlassplan aufstellen
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Deep Dive: Beratung vs. Selbstmanagement
Sobald der Plan zur finanziellen Unabhängigkeit auf die Agenda gesetzt wird, gibt es viele unterschiedliche Möglichkeiten, wie man diese erreichen kann. Im zweiten Deep Dive diskutieren Investorella Larissa Kravitz, Karolina Decker von fin:marie und Damensache Gründerin Marietta Babos über die unterschiedlichen Herangehensweisen zum Vermögensmanagement.
Das Selbstmanagement ist hierbei die einfachste Möglichkeit, denn mit dem eigenen Geld darf man machen was man möchte. Bei einer Bank oder einem Online-Broker nimmt man dabei einen Service in Anspruch, der als beratungsfreies Geschäft definiert ist. Zwar sind so die Möglichkeiten endlos, jedoch haftet man auch für das, was man macht oder nicht macht.
Bei der Wertpapier- beziehungsweise Vermögensberatung trägt der oder die Berater:in eine gewisse Haftung. Gemeinsam mit dem oder der Berater:in werden so gewisse Wertpapiere besprochen und eine Vorgehensweise definiert. So bleibt der aktive Part bei der Beratung, einem selbst bleibt aber ein Einflussmöglichkeiten vorhanden.
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Deep Dive: Dont’s – Die größten Fehler beim Investieren
Im letzten Programmpunkt des ersten Tages sprechen die SHEinvest Expert:innen über die größten Fehler, die man beim investieren machen kann. Wir haben für Sie einige hier zusammengefasst:
- Scheindiversifizierung: Das Streuen ist unheimlich wichtig. Was oft beobachtet wird ist, dass das Geld in vielen verschieden Fonds quasi diversifiziert ist, die Fonds aber fast genau das gleiche machen und der oder die Anleger:in im Endeffekt so nicht diversifiziert investiert.
- Die Möglichkeit vergessen, Kreditvolumen mit in die eigene Strategie aufzunehmen.
- Keine Zeit nehmen, die Produkte, in die investiert wird, zu verstehen.
- Die eigene Risikotoleranz falsch einschätzen
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Tag 2
Key Note: Markt-Outlook, Risiken & Chancen
Der zweite Tag der SHEInvest Online Days drehte sich um die momentan volatile Marktlage, Diversifikation und welchen Impact all das auf die Investmentstrategie hat.
Die Key Note an Tag 2 hielt Sandra Straka, Executive Director bei Goldman Sachs. Darin sprach sie über die aktuelle Marktlage und Komponenten wie Wirtschaftswachstum und Inflation, die einen maßgeblichen Einfluss auf die Kapitalmärkte haben.
Das Wirtschaftswachstum ist weiterhin robust. Zwar wird es heuer im Vergleich zu letztem Jahr geringer ausfallen, bleibt aber dennoch positiv. Beispielsweise wird in Europa für 2022 mit einem Wachstum von 2,5% im Vergleich zu 5,3% in 2021 gerechnet. Gründe dafür sind die höheren Energiekosten, die weniger Geld für den privaten Konsum bedeuten, sowie Lieferengpässe, die den Gesamtmarkt seit der Pandemie einengen.
Die Inflation ist in allen Märkten signifikant gestiegen, jedoch unterscheidet sich die Inflationszusammensetzung je nach Region. In Europa zum Beispiel ist die Inflation energiegetriebener als in den USA, wo Themen wie Immobilien (Housing) und ein starker Lohndruck eher präsent sind.
Was bedeutet das nun genau? Der Markt ist relativ volatil, die Preise ebenfalls. Wie sollten Investor:innen nun damit umgehen? Ein wichtiger Tipp ist, die langfristige Perspektive beizubehalten. Trotz Marktvolatilität ist es wichtig, sich auf das große Ganze zu konzentrieren. Diversifikation bleibt entscheidend und das Wachstum momentan knapp, Anleger müssen auf der richtigen Seite wichtiger langfristiger Wachstumstrends positioniert sein. Die jüngsten Pullbacks könnten außerdem einen interessanten Einstiegspunkt bieten.
Sandra Straka kam auch auf einige Megatrends zu sprechen, die die Investmentlandschaft neu definieren. Zu nennen ist hier die Millenial-Generation, deren Lifestyle auch andere Altersgruppen beeinflusst und Trends setzt. Die Zukunft des Gesundheitswesens, Umweltverträgluchkeit sowie Tech-Fortschritt sind weitere wichtige Themen.
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Roundtable: Diversifikation & krisensichere Portfolios
Eine Umfrage unter dem Publikum ergab: 54% der SHEinvest Zuschauer:innen haben einen Sparplan und sind langfristig veranlagt. 35% kaufen jetzt aktiv nach und 36% sind nervös und sind sich nicht sicher, was sie machen sollen. 3% haben sich schon einmal die Finger verbrannt und lassen das wieder, weitere 3 % überlegen zu verkaufen und später wieder einzusteigen.
Martia Hirsch (s REAL Immobilien) gab einige Einblicke in die Immobilienlage. Wir befinden uns momentan in einer Umbruchsphase. Die Finanzierungsrichtlinien verschärfen sich im Sommer (20% Eigenfinanzierung wird notwendig), die Preise steigen aufgrund erhöhter Nachfrage, Liegerengpässen und der bekannten Grundstücksknappheit und das Denken bewegt sich weg von Renditen und laufenden Erträgen, hin zu Themen wie Wertsteigerung und Sicherheit. Man sollte also genau hinsehen und sich überlegen, wie man handeln möchte.
Die Expert:innen Zohra Asef (Blackrock) und Ingrid Szeiler (Raiffeisen Capital Management) sehen die Situation ähnlich wie Sandra Straka und Goldman Sachs: Zum aktuellen Zeitpunkt sind Aktien mittel- bis langfristig noch immer spannender als Anleihen. Auch zu Tech-Aktien sind die Meinungen weitgehendst ähnlich: Auch, wenn es hier im letzten Jahr viele Rückgänge gab, wird Tech in Zukunft weiterhin eine sehr wichtige Rolle in der immer stärker datengetriebenen Welt spielen. Auch Themen wie die Grüne Transformation und Nachhaltigkeit sind nicht zu unterschätzen.
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Deep Dive: How to invest in ETFs & Fonds
Im vierten und damit letzten Modul der SHEinvest Online Days 2022 ging es um die unterschiedlichen Assetklassen, die für Investitionen und eine sichere Vorsorge in Frage kommen. Den Anfang machte der Deep Dive zu ETFs und Fonds bei dem Karolina Decker von fin:marie, Zohra Asef von Blackrock und Evelyne Janek-Zenker von der Erste Asset Management ihre Expertise teilten. Wir haben einige Punkte, die Sie unbedingt wissen sollten.
ETFs sind börsengehandelte Index-Fonds und eröffnen den Anlerger:innen die Möglichkeit sehr kostengünstig und transparent zu investieren. Damit erhalten Anleger:innen einen Zugang zu unterschiedlichsten Anlageklassen wie Aktien, Anleihen, Rohstoffen oder Metalle. Ziel ist es, die Wertentwicklung eines Index nachzubilden. Dabei bietet der ETF den Anleger:innen die Rendite des Index abzüglich der Gebühren des Produkts.
Vorteile von ETFs:
- Leichte Handelbarkeit über die Börse
- Diversifikation ähnlich wie bei Fonds
- Geringe Kosten, weil kein aktives Management dahinter
- Großes Produktspektrum
Nachteile von ETFs
- Kein aktives Management des Fonds
Fonds hingegen bilden einen Index nicht eins zu eins ab, sondern haben im Hintergrund eine:n Fondmanager:in der oder die den Fond aktiv betreut und entscheidet, was mit welcher Gewichtung in den Fond hineingekauft wird.
Vorteile von Fonds
- Fonds investieren in verschiedene Wertpapiere gleichzeitig, das gibt eine gewisse Sicherheit
- Besonders für Einster:innen geeignet
- Transparenz
Nachteile von Fonds
- Höhere Kosten im Gegensatz zu ETFs, da aktiv gemanaged wird
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Deep Dive: How to invest in Immobilien
Im zweiten Deep Dive sprachen die Finanz- und Immoexpert:innen Larissa Kravitz, Martina Hirsch von s REAL und Olivia Kemp von Rendity über die Möglichkeit von Investments in Immobilien.
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Deep Dive: How to invest nachhaltig
Der letzte Deep Dive der SHEinvest Online Days 2022 befasste sich mit einem Megatrend: Dem nachhaltigen Investieren. Heidrun Kopp von Inafina, Stefanie Schock von der Erste Asset Management und Silvia Schmidt von der Raiffeisen Capital Management gaben spannende Einblicke.
Ziel war es zu beantworten, wieso es überhaupt gut ist, nachhaltig zu investieren und worauf man achten sollte, damit die richtigen Entscheidungen getroffen werden können.
Nachhaltige Veranlagungen sollen den eigenen persönlichen Werten entsprechen. Besonders Themen wie Klimaschutz, Chancengleichheit und Verantwortung spielen hier eine große Rolle. Konkret geht es beim Thema „Umwelt“ um beispielsweise den Wasserverbrauch eines Unternehmens, das Nutzen recyclebarer Produkte oder die allgemeine CO2-Bilanz. Bei Nachhaltigkeitsfonds gibt es neben der finanziellen Analyse eines Unternehmens auch eine strenge Nachhaltigkeitsbewertung. Nur wenn das Unternehmen bestimmte Kriterien erfüllt, wird investiert.
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Abschlussrunde: Die Portfolios der SHEinvest Expert:innen
In der Abschlussrunde gaben die SHEinvest Expert:innen Larissa Kravitz, Karolina Decker und Marietta Babos Einblicke in ihr persönliches Portfolio. Zusätzlich präsentierten Sie Beispielportfolios für Frauen in unterschiedlichen Lebenslagen mit Tipps und Tricks zur optimalen Vorsorge.