StartInnovationNew WorkKontrolle ist gut, Vertrauen ist besser

Kontrolle ist gut, Vertrauen ist besser

Derzeit müssen wir eine Menge verlernen, um Platz für Neues zu schaffen. Dazu gehört auch der Glaubenssatz „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“, den wir in der neuen Arbeitswelt öfter umkehren sollten. Leadership-Expertin Karin Lausch sieht im Vertrauen die Zukunft der Arbeit, ihr aktuelles Buch "Trust me" zeigt, wie Kontrolle und Erschöpfung zusammenspielen - und trifft damit einen wichtigen Punkt.

Warum stehen Sie morgens auf? Wahrscheinlich vertrauen Sie darauf, dass Ihnen nicht beim ersten Schritt aus der Haustür der Himmel auf den Kopf fällt oder hinter der nächsten Ecke ein hungriger Bär wartet.

Geht es um den beruflichen Alltag, scheint es trotz aller gut gemeinten New Work- und agilen Entwicklungen eine Gegenbewegung zu geben – große Unternehmen rufen ihre Beschäftigten zurück aus dem Homeoffice in die Büros. Dort warten nicht selten hübsch designte Werteposter, auf denen ganz oben das Wort „Vertrauen“ zu finden ist. Doch oft bleibt dies nur eine leere Worthülse, stattdessen wachsen vielerorts neue Kontrollmechanismen. Höre ich mich bei Seminaren oder im Freundeskreis um, stecken die meisten „White-Collar“-Büromenschen pausenlos in Meetings und kommen kaum noch dazu, „richtig“ zu arbeiten. Erschöpfung macht sich breit, die Zahl der diagnostizierten und behandelten psychischen Krankheiten wächst.

Leadership-Expertin und Autorin Karin Lausch zeichnet im neuen Buch „Trust me“ gemeinsam mit New Work-Größen wie Swantje Allmers oder Nora Dietrich nach, wie fehlendes Vertrauen zu dieser großen Erschöpfung beiträgt. Sowohl Beschäftigte als auch Führungskräfte würden gerne mehr äußere Sicherheit spüren. Doch die ist in diesen Zeiten ein seltener Gast. Ob politische und wirtschaftliche Faktoren oder die zunehmenden Herausforderungen durch die Digitalisierung, sicher geglaubte Parameter zerbröseln gerade wie alte Denkmäler im Großstadtsmog. Fehlt dann noch die innere Sicherheit, wie es bei vielen der Fall ist, scheint Kontrolle ein hilfreiches Instrument zu sein.

Mit Kontrolle werden jedoch nur die eigenen Bedürfnisse bedient, hat Karin Lausch beobachtet. Dabei sei gerade in Zeiten agiler Methoden oder selbst organisierten Teams mehr Vertrauen denn je nötig. Denn: Wenn wir uns kontrolliert fühlen und die „Psychological Safety“ fehlt, kommen wir nicht in unsere volle Leistung. „Das Hirn ist geblockt, wenn wir uns verstellen müssen, die Produktivität leidet“, so Lausch. Ein Kreislauf, der eben nicht mehr, sondern weniger Leistung schafft – und jede Menge Erschöpfung. „Wir leisten dann, wenn es uns gut geht – weiter schuften ist keine Lösung“, appelliert Lausch bei der Vorstellung ihres Buches. Vielmehr gehe es darum, sicher in den eigenen Stärken arbeiten zu können, um auf gesunde Art produktiv und innovativ zu sein. Wir müssen in diesen Zeiten eine Menge verlernen, um Platz für Neues zu schaffen. Dazu gehört auch der Glaubenssatz „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“, den wir in der neuen Arbeitswelt öfter umkehren sollten. Oder wie Lauschs Co-Autor Michael Trautmann sagt: Vertrauen ist New Work in einem Wort.

Fotomaterial© Pixabay

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