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Klagen fürs Klima

Was haben Alison MacDonald KC aus England, Roda Verheyen aus Deutschland und Michaela Krömer aus Österreich gemeinsam? Sie sind Anwältinnen, die für eine neue Art der Klimaschutzbewegung stehen. Ihre Arena sind nicht die Straßen, sondern die Gerichtssäle.

Alison MacDonald KC, England

Sechs Kinder und Jugendliche verklagen 32 Länder – darunter alle EU-Mitglieder – auf mehr Klimaschutz: Dieser Vorstoß von Portugies:innen im Alter von elf bis 24 Jahren wurde bereits im Vorfeld als „historisch“ bezeichnet. Anlass für die Klage waren die Waldbrände in ihrer Heimat, die durch eine vorherige Hitzewelle begünstigt wurden.

Die Erinnerungen an Rauchschwaden, geschlossene Schulen und Menschen mit Atemproblemen und psychischen Störungen, die durch die Feuer in ihrem direkten Umfeld ausgelöst wurden, gingen den jungen Menschen nicht mehr aus dem Kopf. Sie beschlossen, etwas zu ändern und gegen den Klimawandel vorzugehen. Drei Jahre dauerte es vom Einbringen der Klage im September 2020 bis zum ersten Hearing vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte, wo sie von einem Anwaltsteam vertreten wurden, dass von der Engländerin Alison MacDonald KC geleitet wird.

Die Expertin für Völkerrecht, Schiedsgerichtsbarkeit, Menschenrechte und Strafrecht ist bei Essex Court Chambers tätig und wurde im Oktober 2023 zum Fellow des All Souls College in Oxford ernannt, wo sie Seminare veranstalten und Themen wie die Reaktion des Völkerrechts auf den Klimanotstand behandeln wird. In Kollegenkreisen gilt sie als charmante Geistesgröße, die „unglaublich hart arbeitet und unter Druck sehr cool bleibt“. Die Coolness wird sie bei der Klimaklage der jungen Portugies:innen gut brauchen können, immerhin stehen ihrem kleinen Team die 80 Anwältinnen der angeklagten Regierungen gegenüber. Das Urteil wird nächstes Jahr erwartet.

Mehr Infos und aktuelle Informationen über den Fall findet man hier.

Roda Verheyen, Deutschland

„Das Recht ist dafür da, die Menschen und die Umwelt zu schützen. Klimaschutz muss Menschenrecht sein,“ sagt die deutsche Anwältin Roda Verheyen. In den Neunzigerjahren studierte sie Jura an der Uni Hamburg, Fachbereich 17, einem Reformstudiengang, der den Blick über den Tellerrand fördern sollte. Sie spezialisierte sich auf Umweltrecht und schreib ihre Doktorarbeit über die Frage, ob Staaten eine Verantwortung für den Klimawandel tragen.

Nach dem Studium war Verheyen bei einer NGO angestellt und entwickelte deren Umweltkampagne. Sie beriet das deutsche Umweltministerium und gründete ein internationales Netzwerk, um Juristen auf der ganzen Welt über den Klimawandel aufzuklären – und zu zeigen, wie man ihn mithilfe des Rechts aufhalten kann. Die von ihr selbst betriebenen Klimaklagen – wie die des peruanischen Bauern Saúl Lliuya gegen den Energieriesen RWE, der „People’s Climate Case“ vor dem Europäischen Gerichtshof oder ihr sensationelle Erfolg im „Klima-Urteil“ des Bundesverfassungsgerichts – sind mittlerweile weltweit bekannt.

Derzeit kämpft die Juristin, die Partnerin der Hamburger Kanzlei „Rechtsanwälte Günther Partnerschaft“ ist, gemeinsam mit Greenpeace gegen die Autoindustrie und dafür, dass bis 2030 der Verkauf von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor verboten wird.

Michaela Krömer, Österreich

„Wir brauchen Klimaklagen“ steht groß auf der Website von CLAW geschrieben. Die Initiative für Klimarecht wurde von der St. Pölterin Michaela Krömer gegründet, die in Wien, Nottingham und Harvard studiert hat und als Österreichs prominenteste Klimaanwältin gilt.

Sie hat zwölf Kinder und Jugendliche zwischen fünf und 16 Jahren bei einer VfGH-Klage gegen das Klimaschutzgesetz vertreten, weil durch dessen Wirkungslosigkeit die Kinderrechte verletzt werden. 2021 zog sie vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte – im Namen von 8.062 Personen, bei denen Schäden durch die Klimakrise entstanden sind. 2021 wurde ihr dafür der Grundrechtspreis der Liga für Menschenrechte verliehen.

„Ich will nicht diejenige sein, die zuschaut“, sagt Krömer in einem Interview mit den Niederösterreichischen Nachrichten. „Ich habe meine klare Verantwortung und die ist unabhängig davon, ob jemand anderes seine Verantwortung wahrnimmt oder nicht. Gerade Österreich hätte aufgrund seiner Größe das Potenzial ein Vorzeigeland beim Klimaschutz zu sein. Wir könnten so viel Innovation vorantreiben, das würde auch dem Wirtschaftsstandort guttun.“

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