StartInnovationTechInnovations-Rezept: Mut, Lernen und Investition

Innovations-Rezept: Mut, Lernen und Investition

Ins Risiko gehen, Beschäftigte empowern: Unternehmen zeigten beim Deutschen Innovationsgipfel, wie sie neue Entwicklungen in der Krise voranbringen.

Der „Marlboro Mann“ ist bei Philip Morris längst in die Rente geritten. Tabak erhitzen statt ihn zu verbrennen, darauf setzt der Konzern inzwischen für die Zukunft. Im Wandel eine „kreative Zerstörung“ zu betreiben und das Business mit Innovationen völlig neu zu denken, diesen Schritt wagte Philip Morris bereits 2016. Heute gilt das Unternehmen als Vorreiter einer ganzen Bewegung, die angesichts immer neuer Restriktionen umsteuern muss. „Es gibt für uns keinen Plan B“, so Claudia Oeking, die als Geschäftsführerin und Director External Affairs in Deutschland die Neupositionierung vorantreibt.

CEWE, Anbieter von personalisierten Fotoprodukten, hat die digitale und kreative Transformation bereits erfolgreich durchlaufen. Christina Sontheim-Leven, Vorständin Personal- und Organisationsentwicklung der CEWE sieht die insgesamt 4000 Mitarbeitenden als Innovatoren. Doch das ist kein Selbstläufer. „Innovation bedeutet viel Technik, aber wir müssen vor allem die Menschen befähigen und motivieren, mitzumachen.“ Die Managerin setzt deshalb auf konsequente Fortbildung. Denn: „Wir können nicht mit dem Wissen von heute das CEWE von morgen gestalten“, sagte Sontheim-Leven im Rahmen des 16. Deutschen Innovationsgipfels in München.

„Innovation lebt von Inspiration, aber auch von Konzentration auf die richtigen Dinge“ (Julia Sendtner, AUDI)

Beim Innovations-Treffen zeigten Start-ups, Mittelständler und Konzerne aus verschiedenen Branchen ihre aktuellen Projekte und Innovationsstrategien – von hauchdünnem 3D-Druck des Wiener Start-ups UpNano und seinem Ausblick auf ein neues Zeitalter der additiven Fertigung bis hin zum immersiven Metaverse Erlebnis am Beispiel einer Zug-Wartung von Bahn-Digitaltochter DB Systel reichte das Spektrum der Referent:innen und Aussteller:innen.

Immer wieder fällt dabei der Begriff „Mut“ – etwa, wenn Dr. Andreas Widl, CEO des Ventil-Herstellers Samson davon berichtet, einen gesamten Standort neu auf die „grüne Wiese“, umzuziehen, um eine komplett klimaneutrale Produktionsstätte aufzubauen – und damit in der bislang größten Krise der Firmengeschichte die bislang höchste Investition tätigt.

Doch wie lassen sich Innovationen darüber hinaus voranbringen? „Innovation lebt von Inspiration, aber auch von Konzentration auf die richtigen Dinge. Diesen Spagat in einer hybriden Welt zu unterstützen ist heute die große Herausforderung“, sagt Julia Sendtner, Teamlead Innovationsmanagement der Technischen Entwicklung bei AUDI. In den vergangenen Jahren habe sich die Herangehensweise an Innovation verändert. „Innovation ist weniger ‚mechanisch‘, als wir lange dachten.“ Man könne Innovation nicht in einem Prozess planen und ausführen wie viele andere Aktivitäten in einem großen Unternehmen, so Sendtner. „Innovation funktioniert in einem lebendigen Netzwerk, das wir als Innovationsmanagement aufbauen und unterstützen müssen. Das bedeutet natürlich nicht, dass wir ungesteuert alles machen, aber, dass wir in einer frühen Kreativitätsphase mehr ‚Zufall‘ ermöglichen, der zu den besten Ideen führt.“

Sendtner setzt dabei auch auf übergreifende Formate wie Innovationsmessen, Methodik-Workshops, und Kreativitätsformate. „Diese ‚weichen‘ Themen werden oft vernachlässigt“, beobachtet Sendtner. „Doch ohne gute Ideen, die mithilfe solcher Formate entstehen, funktioniert der beste Innovationsprozess nicht.“

„Innovation beginnt im Kopf“
(Rosa Riera, TheNextWe)

Das unterstreicht auch Rosa Riera, Co-CEO von TheNextWe. „Innovationen können nur gemeinschaftlich von vielen Menschen gestaltet und erarbeitet werden. Genau deshalb ist das richtige Mindset so entscheidend, denn Innovation beginnt im Kopf.“ Das Start-up bietet fokussiertes Mindset-Coaching via App an. „Alle Gespräche sind individuell und doch kollektiv“, erklärt Riera. So könnten ganze Teams gleichzeitig nach einer einheitlichen Methode gecoacht werden, um Innovationen voran zu bringen.

Nur virtuell funktionieren Innovationsprozesse jedoch nicht, hat AUDI-Teamlead Julia Sendtner beobachtet. „Insbesondere dort, wo Ideen entstehen sollen und Kreativität gefragt ist, ist persönliche Interaktion wichtig. Das haben wir in der Pandemie deutlich gemerkt, als plötzlich deutlich weniger und auch weniger bereichsübergreifende Ideen bei uns als Technisches Innovationsmanagement bei AUDI ankamen.“

Hybride oder digitale Workflows haben trotzdem ihre Vorteile:
„Wenn ein Arbeitsteam zur Erarbeitung eines Proof of Concept etabliert ist und die Rahmenbedingungen klarer sind, ist oft eine hybride bzw. komplett digitale Arbeitsweise besser und effizienter“, sagt Sendtner. Wichtig sei, dass die Wahl der Arbeitsmethode aus dem Team getragen werde. „Eine strikte Vorgabe ohne Konsens funktioniert nicht, besonders dort, wo Kreativität gefragt ist.“

 

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