In der komplexen Realität des Jahres 2025 sind Unternehmen stärker denn je gefordert, alte Denkmuster zu verlassen. Geopolitische Unsicherheiten, technologische Sprünge, regulatorische Anforderungen, gesellschaftliche Erwartungen – all das trifft gleichzeitig auf Märkte, Organisationen und Menschen. Klassische Innovationsmethoden reichen da nicht mehr aus, so eine Erkenntnis aus der Studie „Innovation Leaders 2025“ von Trendone und Christiane Wolff in Kooperation mit PMMG Group, enable2grow, Design Offices und Sheconomy. Dafür wurden Interviews mit 70 Innovationsverantwortlichen aus dem DACH-Raum geführt, aus verschiedenen Branchen wie Automotive, Energie, Retail, Medien, Finanzen, Industrie oder Bau.
Das Ergebnis ist kein Methodenbaukasten, sondern ein differenziertes Bild davon, was Innovation heute wirklich bedeutet. Sieben konkrete Handlungsfelder zeigen, wo Unternehmen ansetzen sollten. Eine zentrale Erkenntnis: Es geht um Ambidextrie – die Fähigkeit, gleichzeitig das Bestehende zu optimieren (Exploitation) und Neues zu erkunden (Exploration). „Wer diese Doppelrolle meistert, sichert sich Zukunftsfähigkeit“, so Nils Müller, CEO von Trendone bei der Vorstellung der Ergebnisse in den Münchner Design Offices Nove.
„Innovation ist der Schlüssel zur Zukunftsfähigkeit unserer Wirtschaft. Wenn wir das wirtschaftliche Potenzial von Frauen und diversen Teams konsequent nutzen und inklusives Leadership gezielt fördern, steigern wir nicht nur die Innovationskraft unserer Unternehmen, sondern sichern auch die langfristige Wettbewerbsfähigkeit in DACH und Europa. Es braucht mutige Impulse, neue Denkweisen und vor allem Strukturen, die Vielfalt zulassen und fördern. SHEconomy steht genau dafür und wir sind sehr froh dieses Know-how hier einbringen zu können„, so der Co-Founder und Geschäftsführer der SHEconomy Media Hermann Sporrer.
Die sieben Handlungsfelder im Einzelnen:
- German Mut und neue Allianzen
Die Welt wird komplexer – und kein Unternehmen kann die Zukunft allein gestalten. Neue, oft überraschende Partnerschaften entstehen: Start-ups kooperieren mit Konzernen, Verteidigungs- und Zivilindustrien rücken zusammen, wie das Beispiel VW & Rheinmetall zeigt. „Unsere Schwäche ist nicht Expertise, sondern Mut. In Europa starten wir kaum unfertige Ideen – andere testen, lernen, skalieren. Die Zukunft passiert im Markt, nicht im Labor“, sagt dazu Sonja Pierer, Managing Director Intel Germany Services zur Relevanz von Ökosystemen und Experimenten.
- Multioptionalität – Führung ist heute ein Spagat
In Zeiten multipler Krisen müssen Unternehmen mehrgleisig fahren. Planung, Umsetzung, Lernen und Veränderung laufen parallel. Das Ziel ist nicht mehr der eine richtige Weg – sondern die Fähigkeit, Optionen offen zu halten und zum richtigen Zeitpunkt zu nutzen.„Früher war Führung wie Bowling – Kugel für Kugel. Heute ist sie wie Jonglage: viele Optionen gleichzeitig in Bewegung halten“, sagt Nils Müller von Trendone zu den Herausforderungen in Zeiten der Mulitoptionalität.
- Nonlinear Economy – Zeitfenster nutzen
„Wir sind in der nicht-linearen Wirtschaft angekommen“, so Nils Müller weiter. Innovationsprozesse verlaufen sprunghaft, exponentiell oder stagnieren scheinbar – bis ein Momentum kippt. Erfolgreiche Unternehmen erkennen Muster früh und reagieren zur richtigen Zeit. „Was tun die Innovationsführer anders? Ganz einfach: Sie kennen das richtige Thema, den richtigen Zeitpunkt und den richtigen Weg“, fasst es Trendone-Experte Hendrik Freund zusammen.
- AI Masterplan – Künstliche Intelligenz strategisch einsetzen
Während der Hype um KI anhält, fehlt vielen Unternehmen eine klare, bereichsübergreifende Strategie. Nur 7 % deutscher Industrieunternehmen verfügen laut VDMA über eine konkrete KI-Roadmap. Potenziale, die nicht genutzt werden – von der Produktentwicklung über Nachhaltigkeit bis hin zu Fachkräftelücken. „KI wird vom Tool zum autonomen Partner. Die Frage ist nicht ob, sondern wie wir dieses Potenzial sinnvoll integrieren“, appelliert Torsten Rehder von Trendone.
- Innovation Shift – Räume für Neues schaffen
Viele Unternehmen kämpfen mit knappen Budgets und Ressourcen – besonders der Mittelstand. Dabei ist Innovation kein Luxus, sondern überlebenswichtig. Die Studie plädiert für ein bewusstes Verschieben von Ressourcen hin zu Innovation: Zeit, Budget, Aufmerksamkeit. „Innovation ist wie Sauerstoff – wer sie kappt, riskiert Stillstand“, warnt Andreas Rüter, Partner & Managing Director, Vice Chair DACH und Country Head Germany Alix Partners. „Die Ideen sind oft da – sie müssen nur aktiviert werden“, weiß Eva Degener, Director Partner Relations von Ada. Über Hebel wie Exnovation und Open Innovation lassen sich gezielt Freiräume schaffen.
- Female Force – Diversität ist kein Trend, sondern ein Erfolgsfaktor
Der Frauenanteil in Führungspositionen ist rückläufig – nur noch 24,1 %. Dabei zeigen Studien klar: Diverse Teams sind innovativer, produktiver und profitabler. Ab einem Frauenanteil von 20 % im Management steigt der Cashflow signifikant. „Für Frauen in Führung geht es nicht nur um Sichtbarkeit – sondern um strategische Wirksamkeit“, so Christiane Wolff, Expertin für C-Level Positionierung und Co-Autorin der Studie. Female Leadership müsse weiter gezielt gestärkt werden – durch Kommunikation, Netzwerke, Programme und strukturellen Wandel.
- Psychological Safety – Innovation beginnt mit Vertrauen
Angst lähmt – psychologische Sicherheit beflügelt. Nur in einem Klima, in dem Fehler erlaubt sind, können neue Ideen entstehen, unterstreicht die Studie. Führung bedeutet heute auch, Räume zu schaffen, in denen Neugier, Widerspruch und Zusammenarbeit möglich sind. „Wahre Innovationskraft entsteht dort, wo Menschen angstfrei denken, reden und handeln dürfen“, so Alexandra Liepe von Trendone.
Diesen Punkt stärkten auch die Teilnehmenden der abschließenden Podiumsdiskussion Ralf Gernhold (Leiter IT Sales Plattform DB Fernverkehr AG), Dr. Joachim Gripp (CEO Design Offices), Dr. Samareh Khosravi (Geschäftsführerin epay) und Dr. Steffi Gamperl, (Manager Corporate Strategy / Sustainability BMW Group). „Veränderung braucht positive Kommunikation, Offenheit und Einbindung – nur so entsteht Vertrauen“, führt etwa Samareh Khosravi aus. Joachim Gripp unterstrich, dass für die Psychological Safety und Innovationsstärke der Raum, vor allem auch dritte Orte eine tragende Rolle spielen. Ralf Gernhold appellierte: „Wir müssen die Produktionsmittel der Zukunft selbst beherrschen und aufpassen, dass wir nicht in den digitalen Kolonialismus driften.“ Zudem dürften Systeme nicht veralten – das bedeute auch, dass Menschen, die das dafür nötige Wissen haben, im Kopf beweglich bleiben müssen. Aus Sicht von Steffi Gampler zählt zudem Neurodiversität zu den Innovationstreibern der Zukunft, die längst noch nicht ausgeschöpft sind. „Das ist der Goldtopf am Ende des Regenbogens.“
Download: Innovation Leaders 2025