In Familienunternehmen ist der Generationenwechsel heute alles andere als selbstverständlich. Aktuelle Zahlen der IHK zeigen: Nur 40 Prozent der Nachfolgen bleiben in der Familie, während weitere 40 Prozent extern erfolgen. Ein hochemotionales Thema. Denn das eigene „Kind“ ziehen zu lassen, ist oft schwieriger als gedacht. Die Kunst liegt darin, zu erkennen und zu verstehen, was Seniors oder Verkäufer:innen von Unternehmen in dieser Phase durchleben – und genau da zu begleiten.
In ihrer Doppelrolle als Nachfolgerin und Beraterin weiß Maxine Adams genau, auf was es bei dem Generationenwechsel oder gar der Veräußerung des Lebenswerks ankommt, und bringt frischen Wind in traditionelle Strukturen.
Als Maxine Adams vor sechs Jahren die Terrasse ihrer Eltern betrat, ahnte sie nicht, dass dieser Tag ihr Leben verändern würde. Sie diskutierten die nächsten Schritte ihrer (Konzern-) Karriere, als Maxine die Idee zur Nachfolge ins eigene Familienunternehmen auf den Tisch brachte. Für die damals 26-jährige Betriebswirtin, die nach ihrer Zeit als Unternehmensberaterin in einer internationalen Unternehmensberatung ihren Master in Organizational Innovation und Entrepreneurship beendet hatte, ein logischer Schritt. Für ihre Eltern zunächst eine erfreuliche und zugleich überraschende Wendung, da sie ursprünglich nicht geplant hatte, in die Fußstapfen ihrer Eltern zu treten. „Es fehlte mir etwas, das ich erst später als die Leidenschaft meines Vaters für sein Geschäft erkannte: die tiefe emotionale Verbindung zu den Menschen hinter den Unternehmen“, reflektiert Maxine Adams.
Heute, sechs Jahre später, steht Adams nicht nur an der Spitze des Familienunternehmens Dr. Adams, sondern begleitet auch andere Unternehmer:innen durch den oft turbulenten Prozess der Nachfolge. „Der Verkauf oder die Übergabe eines Unternehmens ist wie Kinderkriegen oder aus dem Haus lassen – hochemotional!“, erklärt Adams. Diese Erkenntnis prägt nicht nur ihre tägliche Arbeit als Beraterin, sondern spiegelt auch ihre persönliche Erfahrung wider. Sie befindet sich in einer einzigartigen Position. Als Nachfolgerin kennt sie die Ängste und Zweifel, die mit der Übernahme eines Familienunternehmens einhergehen. Gleichzeitig kann sie als Beraterin eine professionelle Distanz wahren, die es ihr ermöglicht, andere durch diese Zeit zu führen.
Externe Nachfolgen sind real
Die Zahlen der IHK unterstreichen die Aktualität des Themas. Nur noch wenige Unternehmensnachfolgen bleiben in der Familie. Viele Übernahmen erfolgen durch externe Parteien. Der klassische Generationenwechsel innerhalb der Familie ist heute eher die Ausnahme als die Regel. „Viele junge Menschen scheuen die Verantwortung oder wollen ihre eigenen Ideen verwirklichen. Sie suchen nach dynamischen und flexiblen Jobs, die sie in traditionellen Familienunternehmen oft nicht sehen“, erläutert Maxine Adams.
Doch Adams sah genau hier ihre Chance. Sie erkannte, dass sie eine Brücke schlagen kann – zwischen den Generationen, zwischen Tradition und Emotion. Mit diesem Ansatz möchte sie sowohl potenzielle Nachfolgende als auch Unternehmensverkäufer:innen für die Chancen sensibilisieren, die in einem gut geplanten Generationenwechsel beziehungsweise Verkauf liegen. „Es geht darum, das Lebenswerk des Verkäufers aus besten Händen in beste Hände zu geben“, betont sie.
Das Lebenswerk loslassen – und die Bürde der Nachfolge
Die emotionale Komponente spielt dabei eine zentrale Rolle. „Egal ob für die Eltern oder für den Verkäufer ist das Abgeben des eigenen Lebenswerks wie für Eltern der 18. Geburtstag des eigenen Kindes. Das Loslassen kostet Kraft, ist neu und erfordert ein Umdenken in Richtung neue Freiheiten und Aufgaben“, erklärt Adams. „Für den Nachfolger oder den Käufer hingegen bedeutet der Schritt neue Verantwortung zu übernehmen, als würde ein Baby geboren, das er nun behutsam durchs Leben führt.“
Diese Metaphern spiegeln ihre täglichen Erfahrungen wider. „Ich erinnere mich an einen Unternehmer, der kurz vor der Vertragsunterzeichnung glasige Augen bekam. Er hatte 40 Jahre seines Lebens in die Firma investiert. Der Gedanke, all das loszulassen, überwältigte ihn.“ In solchen Momenten zeigt sich die Stärke von Maxine Adams‘ doppelter Perspektive. „Ich konnte ihm nicht nur als Beraterin, sondern auch als jemand zur Seite stehen, der diesen emotionalen Prozess selbst erfahren hat.“
Die Herausforderungen, denen sich Adams stellen musste, waren vielfältig. „Als ich in das Familienunternehmen einstieg, war ich plötzlich nicht mehr nur die Tochter, sondern auch die Nachfolgerin. Das veränderte die Dynamik grundlegend“, erinnert sie sich. Sie musste lernen, ihre eigenen Visionen mit dem bestehenden Geschäftsmodell in Einklang zu bringen. Diese persönlichen Erfahrungen fließen heute in ihre Beratungstätigkeit ein. „Ich verstehe beide Seiten – die des Übergebenden und die des Übernehmenden. Das hilft mir, einen Prozess zu gestalten, der für alle Beteiligten funktioniert.“
Das Ziel vor Augen – Emotionen im Blick
Ein Schlüssel zum Erfolg liegt für Adams in der Kombination aus Expertise, Vertrauen und klarer Struktur. Jeder Prozess beginnt mit der Frage, wann will ich an wen übergeben oder ist ein Unternehmen überhaupt verkäuflich. Dann folgen der entsprechende Prozess und eine zutiefst persönliche Reise. Die größte Herausforderung sieht Maxine Adams oft in der Emotionalität der Betroffenen. „Viele haben eigene, nicht immer realistische oder geeignete Vorstellungen und können sich emotional nicht von ihrem Lebenswerk lösen.“ Hier kommt ihr Ansatz zum Tragen, der wirtschaftliche Expertise mit emotionaler Intelligenz verbindet. „Wir nehmen uns die Zeit, die Gefühle aller Beteiligten zu verstehen und zu respektieren. Gleichzeitig sorgen wir dafür, dass der Prozess professionell und zielgerichtet verläuft.“
Adams‘ Weg als Nachfolgerin und Beraterin ist beispielhaft für eine neue Generation von Unternehmerinnen, die traditionelle Geschäftsmodelle mit frischen Ideen beleben. „Ich bringe junge, frische Perspektiven mit ein, neue Sichtweisen und eine andere Emotion“, erklärt sie. „Unternehmensnachfolgen sind eine Kombination aus einem emotionalen und finanziellen Geschäft. Diese Balance zu finden, ist eine wertvolle Stärke.“
Vielversprechend in der Zukunft
Für die Zukunft sieht Adams große Herausforderungen, aber auch Chancen. „Der demographische Wandel wird das Thema Unternehmensnachfolge noch drängender machen. Gleichzeitig eröffnen sich neue Möglichkeiten durch Digitalisierung und innovative Geschäftsmodelle.“ Ihr Rat an junge Menschen, die vor der Entscheidung stehen, in ein Familienunternehmen einzusteigen: „Nehmt euch die Zeit, eure eigenen Erfahrungen zu sammeln. Aber vergesst nicht, dass in der Verbindung von Tradition und Innovation oft die größten Chancen liegen.“
Mit ihrer einzigartigen Perspektive als Nachfolgerin und Beraterin gestaltet Maxine Adams den Generationenwechsel in Unternehmen neu. Sie zeigt, dass es möglich ist, emotionale Intelligenz und wirtschaftliche Expertise zu verbinden, um Übergabeprozesse erfolgreich zu gestalten. In einer Zeit des Umbruchs in der Unternehmenslandschaft könnte ihr Ansatz wegweisend sein – nicht nur für Familienunternehmen, sondern für die gesamte Wirtschaft.