In unserer Serie „Hätte ich das bloß früher gewusst“ verraten uns Gründerinnen, Unternehmerinnen und Top-Managerinnen, welche Erkenntnisse den Unterschied gemacht hätten – jene Lektionen, die sie erst im Laufe ihrer Karriere gelernt haben, aber schon zu Beginn gebraucht hätten.
Vera Steinhäuser weiß, wie es ist, sich als Frau in männerdominierten Strukturen zu behaupten – und sie weiß auch, wie man daran wachsen kann. Nach einer steilen Karriere in der Kommunikationsbranche, in der sie früh Führungsverantwortung übernahm und zuletzt Geschäftsführerin einer großen Agentur war, machte sie sich 2014 mit ihrer Agentur Sie&Ich selbstständig. Heute arbeitet sie als zertifizierte systemische Coachin und strategische Kommunikationsberaterin – mit einem klaren Fokus: Frauen dabei zu unterstützen, ihren eigenen, selbstbestimmten Weg zu gehen.
Ihr Herzensprojekt ist die LeadHers Academy – ein Programm für Female Leadership, das Frauen dabei stärkt, ihren Führungsstil zu finden und sich souverän in herausfordernden Umfeldern zu bewegen. Mit ihrem 2023 erschienenen Buch „Die Macht Zentrale. Ein Mutbuch für unerschrockene Frauen, die gestalten wollen“ und eben solchen Initiativen schafft Vera Steinhäuser Räume, in denen Frauen ihre Stimme finden – und lernen, ihr volles Potenzial zu entfalten.
Wir haben mit ihr über Wendepunkte, Erkenntnisse und innere Stärke gesprochen – und darüber, was sie heute anders machen würde.
Hätte ich das bloß früher gewusst – Vera Steinhäuser
Was war die wichtigste Lektion, die Sie in Ihrer Karriere gelernt haben, und wie hat sie Ihre Sichtweise verändert?
Die wichtigste Lektion war für mich zu erkennen, dass ich nicht alles allein schaffen muss, dass ich mir Hilfe holen darf und soll. Das hat dazu geführt, dass ich selbst Coaching in Anspruch genommen habe, als ich 25 Jahre alt war. Und das hat meiner Karriere einen echten Boost gegeben.
Gab es einen Moment, in dem Sie dachten, „hätte ich das doch nur früher gewusst“?
In meinen Augen ist in meinem Leben alles zur rechten Zeit geschehen. Auch alle Erkenntnisse. Denn diese Erkenntnisse basieren auf intensiven und prägenden Erfahrungen, und das ist super so!
Wenn Sie an den Beginn Ihrer Karriere zurückdenken, welchen Rat hätten Sie Ihrem jüngeren Ich gegeben?
Wenn ich gerade neben meinem 20-jährigen Ich sitzen würde, dann wäre meine Message: „Mach alles genau so, wie du es im Moment richtig findest. Vertraue deiner Intuition und vor allem: Genieße deinen Weg.“
Welche Fehler oder Rückschläge waren rückblickend entscheidend für Ihren Erfolg – und warum?
Als ich Mama wurde, kam ich zum ersten mal mit Gender Diskriminierung in Berührung. Das hat meine sehr gerechtigkeitsaffine Persönlichkeit derart erschüttert, dass ich daraus eine unfassbare Kraft entwickelt habe, das zu tun, was ich heute mit riesiger Leidenschaft mache: Frauen dabei zu unterstützen, einen selbstbestimmten Weg zu gehen.
Gibt es eine bestimmte Gewohnheit oder Routine, die Sie erst spät entwickelt haben und die Sie heute nicht mehr missen möchten?
Ich entwickle immer wieder neue Routinen, weil ich im Laufe der Zeit einfach immer wieder andere brauche. Eine Konstante in meinem Leben ist sicherlich Sport, aber auch innerhalb dieser Kategorie verändert sich immer wieder mal, was ich als Routine implementiere. Aktuell ist es mehr Krafttraining, früher war es mehr Cardio-orientiert. Eine meiner neueren Routinen ist Breathwork, dass ich seit einigen Jahren immer wiederkehrend praktiziere.
Wie hat sich Ihr Blick auf das Thema Erfolg im Laufe Ihrer Karriere verändert?
Früher hatte ich ein Erfolgsbild im Kopf, das durch mehrere Indikatoren gekennzeichnet war. Heute ist für mich Erfolg ein Gefühl, das überhaupt nichts mehr mit irgendwelchen messbaren Kriterien zu tun hat.
Was hätten Sie gerne über Work-Life-Balance gewusst, bevor Sie in Ihre jetzige Position kamen?
Bei mir ist es etwas anders. Als Unternehmerin bin ich nicht in meine Position gekommen, sondern ich habe sie mir geschaffen. Und das habe ich vollen Bewusstseins meiner Ressourcen, Ambitionen, Ziele und Möglichkeiten getan. Diese realistische Planung führt bei mir zur besten Balance, die ich auch immer wieder mal verliere, aber genau darum geht es ja im Leben. Trust the process!
Welche Überzeugung oder Regel, die Sie zu Beginn Ihrer Karriere hatten, haben Sie inzwischen über Bord geworfen – und warum?
Dass es nur etwas wert ist, wenn es schwierig und hart ist. Ich habe gelernt, dass sich Arbeiten, Wirken, Gestalten leicht und genussvoll anfühlen darf und dass dabei sogar die besseren Resultate entstehen.