Würdest Du uns zu Beginn vielleicht ein bisschen etwas zur Gründungsgeschichte von Social Held erzählen?

Ja, klar. Ich bin vor etwa zwei Jahren nach Wien gekommen und hatte nach meiner Ankunft ein ganzes Monat Zeit, um mich ein bisschen einzuleben. Um Menschen kennenzulernen und Anschluss zu finden, habe ich mich dazu entschieden, Freiwilligenarbeit zu leisten, dann aber sehr schnell festgestellt, dass es für Personen, die gerade erst frisch nach Wien gezogen sind, gar nicht so einfach ist etwas zu finden. Kennt man niemanden, wird es in der Regel sehr schwierig. Meine beruflichen Erfahrungen im Bereich Corporate Social Responsibility und Marketing haben bestimmt auch dazu beigetragen, dass ich mich nach meinen persönlichen Erfahrungen intensiver mit dem Thema beschäftigt wollte. Damit hat die Reise also begonnen und mich schließlich bis zur Gründung von Social Held geführt. Zusätzlich komme ich aus einer Familie, in der Unternehmertum immer sehr präsent war. Meine Eltern haben mich deshalb auch sehr unterstützt.

Karolina Kartus, Gründerin von Social Held

Wie nimmst du Wien als Umfeld für Gründer*innen wahr?

Mir fehlen zwar die Vergleichsmöglichkeiten, trotzdem finde ich, dass es sehr viele Initiativen gibt. Einige davon haben mir auf meinem Weg sehr geholfen. Man muss sich schon gut umsehen und den Kontakt aktiv suchen, aber wenn man es tut, dann funktioniert es auch.

Abgesehen von der Vernetzungsarbeit ist es euch auch sehr wichtig, Corporate Volunteering aktiv voranzutreiben. Worum geht es dabei genau?

Corporate Volunteering wurde sehr schnell ein großer Teil des Projekts und ist mittlerweile sogar eine der wichtigsten Stützen von Social Held. Im Grunde bedeutet Corporate Volunteering, dass der Arbeitgeber der Arbeitnehmerin oder dem Arbeitnehmer die Möglichkeit gibt, sich während der Arbeitszeit sozial zu engagieren. In einem bestimmten Stundenausmaß. Das kann verschiedene Formen annehmen, entweder vom Arbeitgeber ausgehen oder von der Arbeitnehmerin oder dem Arbeitnehmer, indem sie oder er sich selbst eine Initiative oder ein Projekt sucht. Allerdings sollte es immer etwas sein, das auch wirklich gebraucht wird. Sonst wird daraus schnell eine Alibi-Aktion. Der Trend kommt aus den USA und ist dann über Skandinavien auch nach Österreich geschwappt. 37 Prozent der österreichischen Unternehmen geben mittlerweile an, dass es sie so etwas wie Corporate Volunteering implementiert haben.

Es ist also ein klarer Aufwärtstrend zu erkennen. Warum gerade jetzt?

Ich glaube, dass das sehr viel damit zu tun hat, dass eine neue Generation Teil der Arbeitswelt wird. Eine, die verstärkt Sinn und Verantwortungsbewusstsein in ihrem Tätigkeitsbereich sucht. Das ist also nicht nur eine Phase, sondern eine substanzielle Veränderung. Umso treffender finde ich es, dass ich erst letztens gelesen habe, dass es nicht mehr »Corporate Social Responsibility«, sondern »Human Social Responsibility« heißen sollte. Ich glaube auch, dass die momentane Krise diese Tendenz noch zusätzlich befeuert hat.

Welche Hürden und Herausforderungen sind Dir auf deinem Weg begegnet?

Natürlich habe ich mich hin und wieder gefragt, ob das nun der richtige Weg ist. Solche Höhen und Tiefen gibt es immer. Es hat geholfen, dass wir zu zweit waren und uns gegenseitig unterstützen konnten. Das hat es auch einfacher gemacht in einem Land, das nicht mein Heimatland ist, zu gründen. Von meiner Familie und von meinen Freunden habe ich auch sehr viel Unterstützung bekommen. Eher ein bisschen zu viel, weil die Menschen, die einem am nächsten stehen, meistens nicht die kritischsten Menschen sind (lacht).