StartBusinessFrauen in Führungspositionen: Anteil wächst nur langsam

Frauen in Führungspositionen: Anteil wächst nur langsam

Die gute Nachricht: Der Frauenanteil in Vorständen und Aufsichtsräten wächst, so die Ergebnisse des neuen Berichts der AllBright-Stiftung. Die weniger gute: Bis zur Geschlechterparität brauchen wir im aktuellen Tempo noch 18 Jahre.

„Neue Norm“ – Glass Ceiling Effekt bleibt aber spürbar

Die deutsch-schwedische AllBright Stiftung spricht von einer „neuen Norm“: Erstmals gibt es mehr börsennotierte Unternehmen in Deutschland, die Frauen im Vorstand haben – 94 sind es -, als Unternehmen, die keine Frauen im Vorstand haben – in diese Kategorie fallen 66 Unternehmen. Allerdings bleibt die Vorstandsebene männerdominiert: In 71 von den 94 Unternehmen mit Frauen im Vorstand ist jeweils nur eine Frau vertreten. Untersucht wurden die Vorstände und Aufsichtsräte der zum 1. September 2023 im DAX40, MDAX und SDAX notierten Unternehmen.

„Von der alten Norm (im Vorstand gibt es nur Männer) bewegen sich die Unternehmen hin zu einer neuen Norm: in jeden Vorstand gehört eine Frau. Und zwar genau eine. Das ist ein bedenkliches Verständnis, bei dem wir es nicht belassen sollten“, appellieren Wiebke Ankersen und Christian Berg, Geschäftsführer:innen der AllBright Stiftung.
Zu den Unternehmen aus dem DAX40 mit der größten Männerdominanz zählen die Deutsche Bank (neun Männer, eine Frau), Heidelberg Materials und Volkswagen (jeweils acht Männer und eine Frau) sowie BMW, Daimler Trucks und die Porsche AG (jeweils sechs Männer, eine Frau).

Die fünf DAX40 Unternehmen mit je drei Frauen im Vorstand sind Airbus, Beiersdorf, die Deutsche Telekom, Mercedes Benz und ab 1. April 2024 auch die Allianz mit vier Frauen.

Im internationalen Vergleich hinkt Deutschland noch stark hinterher: In den USA beispielsweise haben bereits mehr als die Hälfte der Vorstände über 30 Prozent Frauen im Team. Spitzenreiter der Entwicklung des Frauenanteils in den Vorständen der jeweils 40 größten Unternehmen in den nationalen Leitindizes sind nach den USA Großbritannien, Frankreich und Schweden. Großbritannien hat im Vergleich den zweithöchsten Frauenanteil in den Vorständen, Frankreich hingegen den größten aktuellen Zuwachs.

Besonders in den höchsten Machtpositionen wie der Vorstands- oder Aufsichtsratsvorsitz wird der Glass Ceiling Effekt sichtbar: dort fehlt es nach wie vor an Frauen, die Zahl ist in diesem Jahr sogar leicht rückläufig. Im Vorjahr gab es in den 160 Börsenunternehmen acht weibliche Aufsichtsrats- und neun Vorstandsvorsitzende – in diesem Jahr sind es nur sechs beziehungsweise sieben weibliche Vorsitzende in diesen entscheidenden Positionen.

Insgesamt beläuft sich der Frauenanteil in den Vorständen deutscher börsennotierter Unternehmen auf 17,4 Prozent – das stellt einen Zuwachs von 3,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr dar. 83 Prozent der Vorstandsmitglieder sind jedoch nach wie vor Männer. In Aufsichtsräten ist der Anteil von 2022 um 2 Prozentpunkte gestiegen und beträgt aktuell 36,1 Prozent.

Von Gender Parity noch weit entfernt

Mit dem durchschnittlichen Tempo der vergangenen fünf Jahre würde es laut Berechnungen der AllBright Stiftung noch 18 Jahre dauern, bis ein 50-prozentiger Frauenanteil in den Vorständen der börsennotierten Unternehmen erreicht wäre.

Ein besonders in den sozialen Medien häufig verwendeter Vergleich im letzten Jahr, um das starke Ungleichgewicht der Geschlechter in Führungspositionen aufzuzeigen, war jener, dass es mehr Vorstandsvorsitzende mit dem Namen Christian gibt als weibliche Vorstandsvorsitzende insgesamt. Auch dieses Jahr werden diese Memes wohl weitergeteilt werden: Neun Christians gibt es in den Vorstandsvorsitzen der deutschen Börsenunternehmen, Frauen nur sieben.

Wiebke Ankersen und Christian Berg sehen die Politik in der Bringschuld: „Es braucht einen schnelleren, konsequenteren Ausbau von Kitas und Ganztagsschulen, die Abschaffung von starken Fehlanreizen wie dem Ehegattensplitting und eine paritätische Aufteilung der Elternzeit. Das sollte füreine Regierung, die sich Fortschritt und Gleichstellung auf die Fahnen geschrieben hat, selbstverständlich sein“, so die Geschäftsführung der Stiftung.


Über die AllBright Stiftung

Die deutsch-schwedische ist eine politisch unabhängige und gemeinnützige Stiftung mit Sitz in Stockholm und in Berlin. Sie setzt sich für mehr Frauen und Diversität in den Führungspositionen der Wirtschaft ein. Hier geht es zum ganzen Bericht 2023.

Fotomaterial(c) Freepik

STAY CONNECTED