Die europaweit in der Technologie- und Innvoationslandschaft umtriebigen Female Founders, haben gestern gemeinsam mit der Wirtschaftsagentur Wien ihren neuen Statusbericht zu weiblichen Unternehmertum in der DACH-Region für das Jahr 2023 veröffentlicht. Der Report beleuchtet einmal mehr die Hürden und Chancen, denen Frauen bei der Unternehmensfinanzierung und dem Geschäftsausbau in Österreich, Deutschland und der Schweiz begegnen.
Gerhard Hirczi, Geschäftsführer der Wirtschaftsagentur Wien, betont, dass konsequentes gemeinsames Handeln gefordert sei, um eine gleichberechtigte Stellung von Frauen in der Wirtschaft zu erreichen und den aktuell unausgewogenen Status Quo nachhaltig zu verändern.
Aktuelles Wirtschaftsklima und seine Auswirkungen auf Start-ups
Im Jahr 2023 sah sich die DACH-Region, wie auch der gesamte europäische Markt, erheblichen wirtschaftlichen Herausforderungen gegenüber. Mit Investitionen von rund 9,5 Mrd. EUR in 1.605 Transaktionen erlebte das Start-up-Ökosystem einen Rückgang von 36,1 Prozent beim Finanzierungsvolumen und fast 20 Prozent bei den Finanzierungsrunden im Vergleich zum Vorjahr. Trotz dieses Abschwungs bleibt der langfristige Wachstumspfad vielversprechend.
Investitionsbereitschaft und Frühphasen-Investitionen
Vom wirtschaftlichen Abschwung waren nicht alle DACH_Länder gleichermaßen betroffen. Deutschland verzeichnete den stärksten Rückgang mit einem Investitionsvolumen von 39 Prozent, während Österreich trotz eines ähnlichen Rückgangs einen Anstieg der Finanzierungsrunden um 22 Prozent verzeichnete. Dies deutet auf eine geringere durchschnittliche Transaktionsgröße, aber eine höhere Investitionsbereitschaft hin. Frühphasen-Investitionen dominierten, mit 31 Prozent Seed-Finanzierungen und 13,6 Prozent Pre-Seed-Finanzierungen. Dieser Trend lässt auf eine breite Palette an neuen Start-ups schließen.
Bedeutung öffentlicher Gelder
Öffentliche Finanzierung erwies sich als entscheidender Puffer gegen wirtschaftliche Unsicherheiten. Jede siebte Finanzierungsrunde war ein Zuschuss. Die Höhe der Fördermittel deutet auf eine beträchtliche Unterstützung durch öffentliche und gemeinnützige Einrichtungen hin. Besonders für Unternehmen in der Frühphase, die sich auf Forschung und Entwicklung konzentrieren oder in Bereichen mit längeren Markteinführungszeiten kann dieses Engagement der öffentlichen Hand entscheidend wirken.
Wien als zentraler Start-up-Hub in AT
Die Hauptstädte Wien, Berlin und Zürich sind – wenig überraschend – die zentralen Drehscheiben für Start-up-Aktivitäten. Fast 57 Prozent der Finanzierungsrunden in Österreich wurden von in Wien ansässigen Start-ups abgeschlossen. Allerdings erhielten Start-ups mit mindestens einer weiblichen Gründerin pro Kopf nur 18,50 EUR, fast 11 Mal weniger als reine Männerteams.
Geschlechter- und Branchenunterschiede
Lediglich1,5 Prozent des Kapitals in der DACH-Region gingen an reine Frauenteams und 6,5 Prozent an gemischte Teams. Obwohl Frauen 17,4 Prozent der Startup-Gründer ausmachten, erhielten sie nur 9 Prozent der Finanzierungen. Der höchste Frauenanteil in Gründerteams war im Dienstleistungsbereich (30 Prozent), gefolgt von E-Commerce (14,6 Prozent) und AgTech (12,5 Prozent). Die meisten Investitionen konzentrierten sich auf digitale Technologien und Nachhaltigkeit, mit 27,7 Prozent der Gesamtfinanzierung für Software & Analytik und 16,8 Prozent für den Gesundheitssektor.
Zukunftsvision und Forderungen
Nina Wöss und Lisa-Marie Fassl, Co-Gründerinnen von Female Founders und Geschäftsführerinnen von Fund F, erklären: „2023 war zwar ein schwieriges Fundraising Jahr in der DACH-Region und darüber hinaus, aber die grundlegenden Stärken des Ökosystems – wie ein dynamisches Umfeld für die Frühphasenfinanzierung und unterstützende öffentliche Finanzierungsmechanismen – bieten eine Grundlage für Erholung und Wachstum.“ Um erfolgreich zu sein, bräuchten die Unternehmerinnen vor allem Eines: Vertrauenswürdige Partner und verlässliche Anlaufstellen, sowohl im privaten als auch im öffentlichen Sektor.
„Die Ergebnisse des aktuellen Berichts bestätigen uns darin, mit voller Kraft weiterzumachen“, sagt Gerhard Hirczi von der Wirtschaftsagentur. „Deshalb war es uns wichtig diesen Bericht von Female Founders zu unterstützen.“
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