Nestlé als starke Marke hat Vorbildwirkung in der Industrie. Welche Verpackungsstrategie hat das Unternehmen?
Katharina Keimelmayr: Unser Ziel ist, dass keine Verpackungen auf Mülldeponien, in Flüssen, in Seen oder im Meer landen. Bis 2025 sollen 100 Prozent unserer Verpackungen weltweit entweder recycelbar oder wiederverwendbar sein. Und wir wollen ein Drittel an Neuplastik einsparen.
Was wird bei Nestlé getan, um diese Ziele zu erreichen?
Katharina Keimelmayr: Ganz simpel können wir von drei Faktoren sprechen: Weniger Verpackungen, bessere Verpackungen, bessere Systeme. Weniger bedeutet beispielsweise, unnötige Verpackungselemente wegzulassen oder die Umstellung auf Reuse- oder Refill-Möglichkeiten. Bessere Verpackungen heißt: leichter zu recyclen z.B. durch Umstieg auf Monofolien oder Papier. Und last but not least: bessere Systeme. Es braucht auch die richtige Infrastruktur für Abfallsammlung und Recycling. Diese Aufgabe liegt grundsätzlich nicht bei uns, aber wir unterstützen solche Systeme und arbeiten bei Projekten zusammen, wie zum Beispiel mit der ARA in Österreich.
Verpackung wird immer recht negativ gesehen. Wie wichtig ist sie für Lebensmittelhersteller?
Katharina Keimelmayr: Für uns ist sie ganz essenziell. Sie soll das Lebensmittel beschützen, haltbar und hygienisch sicher halten. Deswegen können wir auf Verpackung nicht verzichten.
Harald Hauke: Wenn man den Klimafußabdruck einer durchschnittlichen Europäerin betrachtet, verursacht die Verpackung nur ein bis zwei Prozent. Und die Verpackung eines Lebensmittels zwischen drei und 3,5 Prozent. Der Umkehrschritt ist, dass etwa 97 Prozent des footprints das Lebensmittel ausmacht. Es ist ein Fehler, in der Verpackung zu sparen. Nehmen wir die berühmte Gurke: Die Gurke hält sich zwei bis dreimal länger mit Folie als ohne. Wenn man sie früher wegwirft, wirft man Lebensmittel weg – und somit landwirtschaftliche Fläche und einen Rohstoff, auf den wir massiv angewiesen sind: Wasser.
Trotzdem ergibt Verpackungsoptimierung Sinn. Wie sieht es hier konkret in Österreich aus?
Harald Hauke: Es gibt einen noch nie dagewesen Umbruch durch die „Packaging and Packaging Waste Regulation“. Diese europäische Verpackungsverordnung definiert zum Beispiel den zukünftigen Mindestgehalt an Rezyklaten in einer Kunststoffverpackung. Darüber hinaus müssen bis 2030 alle Verpackungen recyclingfähig sein. Liegt die Recyclingfähigkeit unter 70 Prozent, dürfen sie nicht mehr auf den europäischen Markt. So können wir die gesammelten Verpackungen der Industrie wieder als Rohstoff zur Verfügung stellen.
Klingt gut. Aber wie kann man als Unternehmen feststellen, wie recyclingfähig eine Verpackung ist?
Harald Hauke: Wir bieten – gemeinsam mit dem Packaging Cockpit – ein schlagkräftiges Tool an: Mit der Software können Unternehmen ganz einfach selbst eine
erste Bewertung der Recyclingfähigkeit ihrer Verpackungen durchführen.
Die ARA als Innovationstreiber
Zukunft. Kreislauf. Wirtschaft. Seit mehr als 30 Jahren agiert die ARA als treibende Kraft der österreichischen Abfall- und Kreislaufwirtschaft und ist Marktführer unter den Sammel- und Verwertungssystemen für Verpackungen sowie Elektroaltgeräte und Batterien. Die ARA gilt heute als internationales Best Practice und entwickelt als Servicepartner der Wirtschaft maßgeschneiderte Lösungen in der Abfall- und Kreislaufwirtschaft: von Entpflichtung über
Stoffstrommanagement bis zu Circular Design und Nachhaltigkeitskommunikation.