Der Tag, ab dem Frauen gratis arbeiten, fällt heuer auf den 1. November. Frauen in Österreich bekommen demnach von 365 Tagen im Jahr nur 305 Tage bezahlt. Dieser Tag führt den Gender Pay Gap einmal mehr drastisch vor Augen: ganze 16,6 Prozent verdienen Frauen im Durchschnitt weniger. Das Jahreseinkommen Vollzeit beschäftigter Männer beträgt 59.258 Euro brutto, das der Frauen liegt bei 49.438 Euro brutto.
Dass der Weg zu Equal Pay noch ein weiter ist, zeigt ein Rückblick auf die letzten Jahre. Der Equal Pay Day hat sich gegenüber dem Vorjahr nur um einen Tag nach hinten verschoben. In den letzten 14 Jahren gab es eine Verschiebung von lediglich viereinhalb Wochen (2010: 29. September). Die Berechnung erfolgt jährlich auf Basis von Daten der Statistik und der Arbeiterkammer Oberösterreich.
Forderung: Aus für Teilzeit-Falle für Frauen
Ein gravierender Grund für die Lohnunterschiede ist die hohe Anzahl der Frauen, die in Teilzeit arbeiten. 2023 lag laut Statistik Austria die Frauen-Teilzeitquote bei 50,6 Prozent, während nur 13,4 Prozent der Männer in Teilzeit beschäftigt waren. Die Vorsitzende des Städtebund-Frauenausschusses und Wiener Vizebürgermeisterin und Frauenstadträtin Kathrin Gaál fordert deshalb: „Gerechte Löhne und Gehälter, das ist die wichtigste Voraussetzung für ein selbstbestimmtes Leben und faire Pensionen. Es ist nicht zu akzeptieren, dass Frauen schlechter bezahlt werden als Männer und oft in Teilzeitarbeit gedrängt werden. Denn die negativen Auswirkungen müssen sie oft ein Leben lang tragen.“
Die schwerwiegenden Folgen zeigen sich spätestens in der Pension: Österreichs Frauen erhalten 40 Prozent weniger Pension als Männer. „Unser aller Ziel muss deshalb heißen: Gleicher Lohn für gleiche Arbeit! Damit wir die Lohnschere endlich schließen. Die Realität ist, dass Frauen nach wie vor auch einen Großteil der unbezahlten Arbeit leisten. Für Gleichberechtigung im Erwerbsleben ist deshalb eine gut ausgebaute und flächendeckende Kinderbetreuung unabdingbar“, plädiert Gaál.
„Heimlichtuerei bei den Einkommen muss beendet werden“
Ein wichtiger Lösungsansatz, um die Lohnschere zu schließen, ist die Lohntransparenz. „Mit dem Beschluss der europaweiten Lohntransparenzrichtlinie wurde der Regierung ein wirksames Instrument in die Hand gegeben. Es ist höchste Zeit, dass Österreich diese bis 2026 mit allen beteiligten Stakeholdern kompetent umsetzt“, fordert Klaudia Frieben, Vorsitzende des Österreichischen Frauenrings, von der kommenden Regierung.
Zudem führt die Organisation in ihrem Forderungskatalog die Neubewertung von Arbeit und die Aufwertung der frauendominierten Branchen, den Ausbau der sozialen Dienstleistungen, insbesondere von Kinderbildungseinrichtungen sowie Pflege- und Betreuungsstrukturen an. Weiters müssten seitens der Regierung die notwendigen Schritte gesetzt werden, um die partnerschaftliche Verteilung von bezahlter und unbezahlter Sorgearbeit zu forcieren und Anreize für eine stärkere Väterbeteiligung zu schaffen.
Auch Arbeiterkammer-Präsidentin Renate Anderl nimmt die Politik in die Pflicht: „Es ist die Politik und es sind die Betriebe, die es in der Hand haben, für gerechte Einkommen von Frauen zu sorgen. Die Heimlichtuerei bei den Einkommen muss beendet werden. Die EU hat uns mit der Lohntransparenzrichtlinie ein mächtiges Instrument gegeben, die Bundesregierung muss diese nun zügig umsetzen. Sie hat es, gemeinsam mit den Betrieben, in der Hand, dass der Equal Pay Day am 31. Dezember stattfindet.“
Seit 2023 ist eine entsprechende EU-Richtlinie in Kraft, diese muss bis Juni 2026 in den Mitgliedstaaten umgesetzt werden. Die Richtlinie gilt ab 2026 für Unternehmen ab 100 Mitarbeiter:innen, bis dahin für Unternehmen ab 250 Mitarbeiter:innen.
Eine Orientierung, welches Gehalt für eine bestimmte Position, in einem bestimmten Beruf oder in einer bestimmten Branche erwartet werden kann, bietet etwa der Online-Gehaltsrechner des Frauenministeriums.
Geringste Einkommensunterschiede in Wien
Im Bundesländervergleich zeigen sich große regionale Unterschiede. Wien hat den spätesten Equal Pay Day, er fällt auf den 22. November. Den größten Einkommensnachteil mit einem Gender Pay Gap von 24,4 Prozent haben Frauen in Vorarlberg. Im Vergleich zwischen den Bezirken schneiden Städte am besten ab. Unter den österreichweit 20 Bezirken mit den geringsten Einkommensunterschieden befinden sich 14 Wiener Gemeindebezirke und 6 Städte – angeführt von Innsbruck-Stadt (Platz 11), Klagenfurt-Stadt (13. Platz) und Bezirk Hollabrunn (16. Platz), St. Pölten-Stadt (18. Platz) und Graz-Stadt (20. Platz). Alle Bundesländer- und Bezirksergebnisse können auf der Website des Städtebunds abgerufen werden.