Der Herbstwind bläst Gründer:innen kühl ins Gesicht. Inflation, Zinsanstieg und Wirtschaftsflaute sind längst im Start-up-Kosmos angekommen, dazu wird die Kapitalbeschaffung schwieriger – aktuell bewerten nur 15 % der deutschen Gründer:innen die Investmentbereitschaft von Venture Capital Firmen und Business Angels positiv. Das ist das Ergebnis des Deutschen Startup Monitors (DSM) von Startup-Verband und PwC Deutschland, für den rd. 2000 Teilnehmende befragt wurden.
Das Klima sei derzeit rau, bestätigt Unternehmerin Miriam Wohlfarth, die 2009 ihre erste Firma gründete. Das sei zwar auch zum Teil gesund, weil die Investoren gezielter agieren, sich in schwierigen Zeiten mehr Menschen aus ihrer Komfortzone wagen und allgemein die Offenheit für neue Lösungen wachse. Insgesamt brauchen Start-ups aber weiterhin mehr Kapital und weniger bürokratische Hürden, mahnt Wohlfarth bei der großen Gründer:innen-Konferenz Bits & Pretzels in München.
Die Aussichten sind jedoch nicht nur trübe, zeigt die Vorstellung der Ergebnisse. So bleibt die große Mehrheit der Start-ups auf Wachstumskurs und stellt sich den gegenwärtigen Herausforderungen. Neun von zehn Gründer:innen würden sogar erneut ein Start-up gründen und davon die große Mehrheit am Standort Deutschland (83%).
Beim Thema Gründerinnen gibt es indes kaum Bewegung, die Zahl stagniert auf niedrigem Niveau bei 21 %. Dabei zeigt sich, dass es sich im Hinblick auf Diversity lohnt, wenn Frauen ein Unternehmen starten. So ist der Anteil weiblicher Mitarbeitender (44 %) und Führungskräfte (40 %) in gemischten Gründungsteams deutlich höher als in rein männlichen Gründungsteams (29 % bzw. 14 %). Oder anders ausgedrückt: „Wer in Frauen investiert, erhält Diversity als Ergebnis“, sagt Investorin Gesa Miczaika, die mit dem Auxxo Female Catalyst Fund speziell Gründerinnen fördert.
Innovationen, Umsatz – wir alle profitieren von den Leistungen der Start-ups. Und wir alle können sie unterstützen, so der Appell aus München. Dabei geht es nicht nur um Geld, um eine bessere Kinderbetreuung oder andere verlässlichere Rahmenbedingungen. Wollen wir mehr weibliche Talente für Gründungen begeistern und überhaupt mehr Unternehmer:innen für unsere Wirtschaft gewinnen, braucht es vor allem ein anderes gesellschaftliches Mindset. Unternehmertum höher wertschätzen und schon Kindern zeigen, dass eine Gründung eine Option unter vielen sein kann. Und nicht nur über Krisen sprechen, sondern gleichermaßen über mögliche Lösungen. Denn: Zu den größten Aufgaben für Unternehmer:innen zählt, in ihrem Umfeld weiter positiv nach vorn zu schauen und Talente für weiteres Wachstum zu finden.