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„Ein Vogel kann nur dann Fliegen, wenn beide Flügel gleich stark entwickelt sind.“

Partner Bank & Two Wings – zwei Unternehmen, ein gemeinsamer Kern: Der Wille, einen Beitrag zur sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung der Gesellschaft zu leisten. Im Interview mit SHEconomy gewährt das weibliche Führungstrio wertvolle Einblicke in Geschichte, Mission und Zukunft ihrer beiden Familienunternehmen.

Wie sah Ihr Weg in die Finanzbranche aus? Wie sind Sie zu dem gekommen, was Sie heute tun?

Sarvenas Enayati: Ich habe den klassischen Weg eingeschlagen und Betriebswirtschaftslehre an der Universität Köln studiert. Schlussendlich habe ich dann aber in Soziologie promoviert, weil ich gerne mit Menschen zu tun habe und mich der Zusammenhang von sozialer und wirtschaftlicher Entwicklung schon immer fasziniert hat. Nach dem Studium habe ich in einigen Unternehmen Arbeitserfahrung gesammelt, bis ich dann ins Family Business eingestiegen bin – eine Arbeit, die mir große Freude macht. 

Elham Ettehadieh: Ich habe Wirtschaftswissenschaften an der Johannes-Kepler-Universität in Linz studiert und war dann zwei Jahre im Ausland. Ein Jahr in London und anschließend ein internationales Studium, das mich nach Taiwan und Kanada geführt hat. 2006 bin ich dann zur Partner Bank gekommen. Anschließend war ich mehrere Jahre in verschiedenen Abteilungen der Bank tätig. Und seit 2013 bin ich im Vorstand. 

Wie sieht das bei Ihnen so aus, Frau Ettehadieh? 

Jasmin Ettehadieh: Ich bin seit ungefähr fünf Jahren im Vorstand der Two Wings Stiftung. Das mache ich ehrenamtlich. Beruflich bin ich in der Geschäftsführung unseres Familien-IT-Unternehmens. Mein Werdegang sah so aus: Ich habe damals in Wien Publizistik und Kommunikationswissenschaft studiert und dann in London meinen Master in Science, Technology and Society gemacht. Also Wissenschaft, Technologie und Gesellschaft, das gibt es jetzt seit Kurzem auch in Österreich an der Universität. Neben dem Studium am University College London habe ich sehr viel ehrenamtlich im Jugendbereich gearbeitet. Die Liebe für diese Arbeit ist mir bis heute geblieben. 

Die Partner Bank und Two Wings arbeiten sehr eng mit- und beieinander. Wie genau kann man sich das vorstellen?

Jasmin Ettehadieh: Einige wenige Jahre nach der Gründung der Partner Bank wurde auch die Two Wings Stiftung gegründet. Wenn man so möchte, dann kann man die beiden Organisationen als Schwestern sehen, so wie uns. Der Grundgedanke beider Unternehmen ist der Beitrag zur sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung in der Gesellschaft.

Sarvenas Enayati: Was mich immer besonders bewegt, ist, dass der Name Two Wings sich davon ableitet, dass auch ein Vogel nur dann fliegen kann, wenn beide Flügel gleich stark entwickelt sind. In dem Fall stehen die Flügel für Männer und Frauen oder aber für materiellen und sozialen Fortschritt. Wir glauben, dass Fortschritt in der Gesellschaft nur dann möglich ist, wenn beide Aspekte Hand in Hand gehen und der Fortschritt dann auch allen zugutekommen soll. Wir versuchen, gemeinsam mit vielen anderen Menschen, die Schere zwischen Arm und Reich nicht größer werden zu lassen. Und wir sind davon überzeugt, dass Bildung das wesentliche Instrument ist, um das Potenzial eines Menschen nachhaltig freizusetzen. Denn wir haben alle so viel Potenzial, dass durch Bildungsmöglichkeiten zum Vorschein kommen kann. Und dieses genutzte Potenzial, diese Talente, die kommen nicht nur dem oder der Einzelnen zugute, sondern auch der Gesellschaft. 

Was mich immer besonders bewegt, ist, dass der Name Two Wings sich davon ableitet, dass ein Vogel auch nur dann fliegen kann, wenn beide Flügel gleich stark entwickelt sind. In dem Fall stehen die Flügel für Männer und Frauen oder aber für materiellen und sozialen Fortschritt.

Was können Sie uns über Ihre aktuellen Projekte erzählen? 

Jasmin Ettehadieh: Wir haben einen Langzeit-Partner in Kolumbien, FUNDAEC heißt die Organisation. Die haben wunderbare Ausbildungsprojekte für Jugendliche, auch in den ländlichen Gebieten Kolumbiens, denn dort wurde die Ernährungssicherheit durch die Pandemie besonders geschwächt. Vor diesem Hintergrund sind dann Projekte zustande gekommen, die das Ziel haben, Menschen dabei zu helfen, ihre eigenen Nahrungsmittel anzubauen, um diese dann auch zu vermarkten und verkaufen und somit ihre eigene Ernährungssicherheit gewährleisten zu können. 2020 und 2021 konnten 2.000 Menschen an diesem Projekt teilnehmen. Dabei geht es nicht nur um den Anbau von Nahrungsmitteln, sondern auch um den Zusammenhalt in der Gemeinschaft und die Weitergabe von Wissen. Es sollen Tutor:innen und Koordinator:innen trainiert werden, die wiederum andere trainieren, damit das Wissen weitergetragen wird. Das bedeutet auch,  dass sie Frauen und Mädchen, eben alle, inkludieren. Egal, welchen Hintergrund man hat, die Menschen kommen zusammen und arbeiten gemeinsam an dem Fortschritt in ihrem Umfeld. Das sind alles Initiativen, die wir nicht allein unterstützen, sondern mitunterstützen. Und je mehr Spendeneinnahmen wir haben, desto mehr können wir hier beitragen. 

Sarvenas Enayati: Anlässlich unseres 30-Jährigen Jubiläums, das wir dieses Jahr feiern, haben wir mit Two Wings gemeinsam Finanzbildungs-Workshops in Österreich angeboten. Das Augenmerk liegt darauf, Frauen die Möglichkeit zu geben, mit uns über mehrere Stunden in die Welt der Finanzen einzutauchen. Sie sollen aufgezeigt bekommen, welche Möglichkeiten sie haben, um vorzusorgen und was sie dabei beachten sollten. All das, was sie wissen sollten, um dann qualifiziertere Entscheidungen treffen zu können.  

Sie haben es bereits angesprochen, die Partner Bank wurde 1992 gegründet, also vor mittlerweile 30 Jahren. Was hat sich seit den Anfängen getan und wohin soll es sich in Zukunft weiterentwickeln? 

Elham Ettehadieh: Die Partner Bank wurde 1992 mit dem Willen gegründet, einen Beitrag zur wirtschaftlichen Entwicklung der Gesellschaft zu leisten. Damals hat man sich dafür entschieden, dass der Weg zur Förderung des Wohlstands der breiteren Masse jener ist, Menschen den Zugang zu einer fundierten Finanzberatung, aber auch zu Investment-Möglichkeiten von Topqualität, zu geben. Und da haben wir uns dann auch Fragen gestellt: Wie sollte man investieren? Was macht eine Person, die, sagen wir, eine Million zum Investieren hat? Was für Möglichkeiten hat er oder sie? Und daraus folgend: Warum sollte diese Möglichkeiten eigentlich nicht jeder bekommen? Und diesen Ansatz hat man über Jahrzehnte immer wieder weiterentwickelt. 

Die klassischen Formen des Sparens und Vorsorgens geben mittlerweile oft nicht mehr das zurück, was man sich erwarten würde. Was sind Ihrer Meinung nach im Moment spannende Möglichkeiten, die Kund:innen bei Ihnen haben? 

Elham Ettehadieh: Was sehr beliebt ist und auch viel Sinn macht, das ist ein Gold-Sparplan. Physisches Gold ist bereits seit Jahrtausenden ein Inflationsschutz, vor allem auf lange Sicht gesehen. Man kann schon ab 50 Euro im Monat Gold kaufen, das dann die Bank für einen aufbewahrt. Wenn ich mir den kurzfristigen Verlauf ansehe, sechs Monate, ein Jahr, dann stehen natürlich die Schwankungen im Vordergrund. Es kann raufgehen, es kann runtergehen, 10 Prozent da, 10 Prozent dort. Aber auf lange Sicht sind es tatsächlich solche Pläne, die den Wert meiner Investitionen sichern. Dasselbe gilt für Investitionen in Unternehmen. Die Erfahrungen, die wir die letzten Jahrzehnte gemacht haben, zeigen, wie wichtig es ist, direkt in Unternehmen zu investieren. Alles, was sich auch nur ein bisschen vom Direct Investment entfernt, ist in der Regel entweder teurer oder birgt aufgrund von Intransparenz Risiken, die man so vielleicht gar nicht vermuten würde. Deswegen raten wir unseren Kund:innen, direkt in Unternehmen zu investieren. Bei uns ist es so, dass wir Portfolios von 20 bis 30 Unternehmen haben, die entweder durch einen Sparplan oder durch Einzel-Erläge, bespart werden können. So baut man sich langsam Unternehmensbeteiligungen auf. Wichtig ist es, dass das schön aufgeteilt wird, damit man auch das Risiko streut. Denn egal wie super ein Investment ist, die Realität ist: Zu 100 Prozent wird man es nie wissen.

Sarvenas Enayati: Ich habe selbst drei Kinder und da macht man sich natürlich viele Gedanken zum Thema Vorsorgen. Wenn man möchte, dass es für alle einen gewissen Wohlstand gibt und alle ein würdevolles Leben führen können, dann bedarf es nun mal an Reserven. Unabhängig davon, für welchen Weg man sich konkret entscheidet, am Anfang steht immer die Finanzbildung. Es wird mittlerweile viel mehr Fokus darauf gelegt und es ist wichtig, dass junge Menschen das frühzeitig lernen. Immerhin braucht man gewisse Reserven, um investieren und Schwankungen durchtauchen zu können. Wohlstand ist nicht das endgültige Ziel, sondern immer ein Mittel zum Zweck: Damit man eine gute Ausbildung machen kann, damit man seinen Eltern oder sich selbst eine gute Pflege im Alter ermöglichen kann, damit man vielleicht ein Eigenheim haben kann. Aus unserer Sicht ist es wichtig, dass es vordergründig nicht um die Anhäufung des Wohlstands geht, sondern darum, dass man sozialen Zusammenhalt mit dem Wohlstand ermöglicht. Man sieht ja auch in Gesellschaften, wo die Kluft zwischen Arm und Reich besonders groß ist, dass das viele negative Folgen nach sich zieht und den sozialen Frieden gefährdet. Es ist ganz wichtig, dass alle genug haben, um ein würdevolles Leben führen zu können. Nur so kann man diesen sozialen Zusammenhalt in einer Gesellschaft auch gewährleisten.

Jasmin Ettehadieh: Wir reden natürlich auch untereinander oft über Finanzbildung. Einerseits braucht es diese natürlich, dass man überhaupt mal versteht, wie man sein Geld veranlagt. Andererseits ist der Aspekt, den Sarvenas vorhin erwähnt hat, genauso wichtig. Nämlich darüber nachzudenken, was Wohlstand eigentlich für einen bedeutet. Wohlstand ist nicht nur mit Geld zu messen. Wohlstand sind auch deine Beziehungen, deine Familie, deine Ausbildung, die natürlichen Ressourcen unserer Erde. Zum Wohlstand gehört einfach viel mehr als nur das Geld und es ist wichtig, dass man das nicht zu eng sieht mit dem Wohlstand, aber Geld haben und Geld veranlagen sind natürlich dennoch ein Teil davon. 

Für lange Zeit galt der Mann als das Oberhaupt der Familie. Er brachte das Geld herein und sorgte vor. Frauen hingegen wurde der Zugang zur Vorsorge erschwert oder gar verwehrt. Das ändert sich zum Glück. Woran liegt es, dass es für Frauen oft nach wie vor schwieriger ist als für viele Männer? 

Elham Ettehadieh: In unseren Workshops hat man an den Gesprächen und Diskussionen, die geführt wurden, schnell gemerkt: Frauen sind wiff und reflektiert. Es fehlt nicht am Können, es fehlt an Sicherheit. Frauen haben die Vorurteile, die ihnen die Gesellschaft mitgegeben hat, einfach noch in den Knochen sitzen und dadurch glauben sie auch von sich selbst, dass sie weniger gut darin sind, finanzielle Entscheidungen zu treffen, was nicht stimmt. Es ist wichtig, den Raum und das Bewusstsein dafür zu schaffen, dass man sehr wohl diese Fähigkeiten besitzt. Außerdem sieht es in der Realität natürlich so aus, dass Frauen, strukturell gesehen, besonderen Herausforderungen ausgesetzt sind. Zum Beispiel sind viele in Teilzeit, weil die Verantwortung für die Kinder nach wie vor hauptsächlich ihnen zukommt. Das hat dann Auswirkungen auf das Einkommen, aber auch auf die Pensionsjahre und -höhe. Deswegen ist es bei uns im Vorstand der Bank auch ein großes Thema, wie wir die Strukturen und den Raum schaffen können, die Frauen und ihren Fähigkeiten es ermöglicht, diese verschiedenen Lebensbereiche in Einklang zu bringen. Dann ist es ihnen auch möglich, in all diesen Bereichen so viel Einsatz zu bringen, wie sie sich das wünschen würden. 

FRAUEN HABEN DIE VORURTEILE, DIE IHNEN DIE GESELLSCHAFT MITGEGEBEN HAT, EINFACH NOCH IN DEN KNOCHEN SITZEN UND DADURCH GLAUBEN SIE DANN AUCH VON SICH SELBST, DASS SIE WENIGER GUT DARIN SIND FINANZIELLE ENTSCHEIDUNGEN ZU TREFFEN, WAS NICHT STIMMT.

Sarvenas Enayati: Zum Beispiel durch das hybride Arbeiten, das sich durch die Pandemie etabliert hat, ist es Frauen jetzt auch eher möglich, Ihre verschiedenen Lebensbereiche zu vereinbaren. Zum Beispiel kann man durch eine Videokonferenz an einer wichtigen Sitzung teilnehmen und gleich im Anschluss an der Aufführung des Kindes teilnehmen, was früher oft durch das Pendeln nicht möglich war. Und das finde ich wirklich schön, dass es jetzt für viele Menschen die Möglichkeit schafft, die verschiedensten Lebensbereiche besser miteinander zu vereinen und ein kohärentes Leben führen zu können.

Sie sind alle drei in leitenden Positionen. Das ist etwas, was man im DACH-Raum, besonders im Finanz- oder Technikbereich, nicht sehr oft sieht. Wie schafft man es, mehr Frauen in leitende Positionen zu holen? Was müsste sich da gesellschaftlich und politisch noch ändern?

Elham Ettehadieh: Es braucht Vorbilder. Zum Beispiel unsere Mutter, eine gelernte Architektin, die dann auch in der Entwicklungsarbeit tätig war und als Consultant nach Indien gereist ist und dort Entwicklungsprojekte beraten hat oder im NGO-Bereich der UNO Funktionen innehatte. Das hat uns als Schwestern sehr geprägt und inspiriert, denn wir haben gesehen, wie sie sich sowohl um die Familie kümmert als auch Beiträge für die Gesellschaft leistet. Es ist wichtig, dass es Vorbilder gibt, die zeigen, wie und was möglich ist.

Jasmin Ettehadieh: Ein weiterer Punkt sind auch Mentoren, die mehr Erfahrung haben und einen engmaschig mitbegleiten können. Man braucht auf jeden Fall Menschen in Führungspositionen, mit denen man sich offen austauschen und von denen man lernen kann und die das Selbstbewusstsein stärken. Vor allem für Frauen ist es wichtig, dass ihr Selbstbewusstsein immer wieder gefördert wird und sie lernen, sich Führungspositionen auch zuzutrauen.

Sarvenas Enayati: Ich habe das große Glück, dass ich, abgesehen von großartigen Schwestern, auch ein Netzwerk an wirklich tollen Freundinnen habe und wir uns regelmäßig austauschen. Und wenn man in so einem Umfeld eingebettet ist, wo man zusammenarbeitet, sich füreinander freut, auch Möglichkeiten für den jeweils anderen sieht und auch mal sagt „Trau dich doch, dich da zu bewerben!“, dann macht das wahnsinnig viel aus. Wenn der Zusammenhalt unter den Frauen da ist, dann kann man füreinander auch wirklich viel bewegen.

WENN DER ZUSAMMENHALT UNTER DEN FRAUEN DA IST, DANN KANN MAN FÜREINANDER AUCH WIRKLICH VIEL BEWEGEN.

Jasmin Ettehadieh: Außerdem sollten Frauen, die in Führungspositionen sind, besonders darauf achten, dass sie ihre Mitarbeiterinnen bewusst ermutigen, wenn sie sich vielleicht einmal über eine Aufgabe nicht hinaus trauen und ihnen auch vermitteln, dass man Fehler machen darf. Und man natürlich auch darauf schaut, wenn Frauen Kinder bekommen. Denn man kann ihnen durch gute Planung und einer gewissen Flexibilität, sehr wohl auch die Möglichkeit bieten, weiterzuarbeiten. Man kann, wenn man will. Dass die Mitarbeiter:innen das Wertvollste im Unternehmen sind, ist nicht nur ein Satz, sondern es ist wirklich so und da kann man wirklich auch Maßnahmen setzen, die sie unterstützen.

Elham Ettehadieh: Und wenn die Männer in den höchsten Funktionen eines Unternehmens, das Ganze auch verinnerlichen und das wirklich aus Überzeugung vorleben, dann schafft das ein Umfeld, wo alle anderen nachziehen.

Sarvenas Enayati: Ich glaube, dass dieser Diversity Gedanke generell unheimlich bereichernd ist. Nicht nur in Bezug auf Männer und Frauen, sondern auch, wenn es um Nationalitäten und Religionen geht. Und ich glaube, dass in so einem Umfeld sich viel Potenzial freisetzen und entfalten kann. Man ist immer stärker zusammen und die meisten Menschen, die erfolgreich sind, haben immer auch ein ganz starkes Team. Das ist dann nicht nur eine Einzelleistung. 


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