Die Sommerferien stehen vor der Tür. Für viele Schüler*innen ein guter und nachvollziehbarer Grund, nicht länger über Mathe, Geo und Co nachzudenken. Geschlossene Schultüren bedeuten jedoch nicht, dass pünktlich mit Ferienbeginn auch die Augen vor den zahlreichen Problemen und Herausforderungen innerhalb des Systems Schule geschlossen werden dürfen. Ein Bereich, das in diesem Zusammenhang bisher kaum angesprochen wurde, betrifft das Thema Schulbücher bzw. die Darstellung erfolgreicher Manager*innen und CEOs in diesen Büchern. Frauen sucht man in diesem Kontext nämlich vergeblich, zeigt die in Deutschland durchgeführte Studie »Weibliche Vorbilder in Wirtschaftsschulbüchern« der FDP-nahen Friedrich-Naumann-Stiftung. »Frauen sind keine Arbeitgeberinnen. Arbeitgeber sind Männer, Frauen sind Mitarbeiterinnen oder Kundinnen«, stellen die Forscher in ihrer Analyse fest. Auch das Thema Unternehmensgründung sei mit wenigen Ausnahmen männlich besetzt. Rund 5.000 Schulbuchseiten wurden untersucht und lediglich eine erfolgreiche Unternehmerin konnte gefunden werden.

Estée Lauder (*1906) war eine US-amerikanische Unternehmerin in der Kosmetikbranche, die mit dem Verteilen von Gratisproben ihrer Produkte ein neues Marketingkonzept kreierte.

Mit weitreichenden Folgen: Auch dieses Ungleichgewicht trägt zu einer Zementierung traditioneller Rollenbilder bei. Sind erfolgreiche Frauen nicht sichtbar, so werden sie nur schwer zu Vorbildern und Role Models. Sieht man sich beispielsweise das Ungleichgewicht bei Unternehmensgründungen an, so sind es jedoch genau diese Vorbilder, die dringend benötigt werden. »Für den Schritt der Unternehmensgründung sind weibliche Rollenbilder ganz wichtig«, erklärt Rolf Sternberg, der das deutsche Länderteam des internationalen Forschungsprojekts Global Entrepreneurship Monitor (GEM) leitet, unlängst gegenüber der Welt. Entscheidend sei dabei die Lebensphase, in der Einstellungen und Werte geprägt würden – also die Schulzeit. Den deutschen Wirtschaftsschulbüchern nach zu urteilen, scheint der Satz »Frauen soll man lieben, aber keine Geschäfte mit ihnen machen« des Wirtschaftspädagogen Walter Hage noch immer zu stimmen. Er sprach diesen Satz allerdings im Jahr 1965 aus – also zu einer Zeit, in der die Rolle der Hausfrau ganz klar der gesellschaftlichen Norm entsprach.