StartInnovationPlanetDie Herrin der Ringe

Die Herrin der Ringe

Marion Schöne liebt ihren Arbeitsplatz, den Olympiapark in München. Dafür hat sie jede Menge Pläne, die sie mit ihrem Team nachhaltig umsetzen will.

Sie radelt jeden Tag zur Arbeit, ihr Auto hat sie vor 15 Jahren abgeschafft, Fleisch liegt schon lange nicht mehr auf ihrem Teller. Marion Schöne, Geschäftsführerin der Olympiapark München GmbH, will mit ihrem nachhaltigen Lifestyle niemanden missionieren. Schließlich fährt sie selbst gern ab und zu Cabrio oder singt während einer Urlaubsfahrt laut mit, wie sie gern erzählt – nur eben nicht in einem eigenen (Dienst-) Wagen.

Marion Schöne ist in ihrer Familie schon nachhaltig aufgewachsen, als es das Wort noch gar nicht in den alltäglichen Sprachgebrauch geschafft hatte. „Bei uns wurde wirklich alles repariert“, erinnert sie sich schmunzelnd. Was sie als Teenagerin auch mal nervte, bringt ihr heute ein wichtiges Verständnis für ihren herausfordernden Job. Denn für die Zukunft des Olympiaparks steht das Thema Nachhaltigkeit inzwischen ganz oben auf der Agenda.

Auch nach mehr als 50 Jahren lebt der Park von der außergewöhnlichen Architektur und dem Charme, den die leichte Konstruktion ausstrahlt. „Ein Meisterwerk der Architektur und Ingenieurskunst“, schwärmt nicht nur die Geschäftsführerin über ihre besondere Wirkungsstätte. Moderner ausgedrückt: „Der Park ist noch immer ‚instagrammable‘ und zu jeder Jahreszeit schön“, sagt Schöne. Das bescheinigen auch aktuelle Auszeichnungen und die hohe Akzeptanz unter der Bevölkerung. Allein ins Olympiastadion kamen 2023 mehr als 700.000 Besucher*innen, auf das Olympiapark-Gelände strömten 4,5 Millionen Gäste.

Immer gesucht: zukunftsfähige Konzepte

Schon seit 2007 wird hier Schritt für Schritt in die Erhaltung investiert, und jetzt stehen wichtige Großprojekte an. Für Sanierungen wird der Olympiaturm von 2024 bis 2026, das Stadion zwischen 2025 und 2027 geschlossen. Keine leichte Situation für Marion Schöne und ihr Team. „Wir müssen für den operativen Betrieb positiv in der Bilanz sein“, erklärt Schöne, die mit der GmbH der Stadt München eine Pacht zahlen muss. Und wenn etwa das Stadion durch den Bau mehrere Jahre aus dem Fokus der Veranstalter gerät, ist man danach vielleicht nicht mehr wettbewerbsfähig.

Längst haben sich nicht nur die Ticketpreise der Künstler*innen, sondern auch die Anforderungen an die Hallentechnik in buchstäblich schwindelerregende Höhen geschraubt. Alternative Konzepte müssen also her, und Ideen, wie sich aktuelle Kostensteigerungen in den Griff bekommen lassen. Dabei steht der menschliche Faktor für Schöne – in Anlehnung an den Gedanken der Architekten, die das Gelände für die Olympischen Spiele 1972 entworfen haben – immer im Mittelpunkt. Veranstaltungen ohne Eintrittsgelder, Orte ohne Verzehrzwang, kein Eintritt für das Gelände – diese Faktoren zählen für Marion Schöne ebenfalls zu einer nachhaltigen Entwicklung. Nicht zuletzt für eine gesunde und resiliente Stadt. In der Veranstaltungsreihe „Weitblick“ diskutierte Schöne mit weiteren Akteur*innen die verschiedenen Perspektiven wie Mobilität oder Mental Health.

Im Blick: Nachhaltigkeit der Sportstätten

Ein weiteres Ziel: die Ernennung zum UNESCO Welterbe. Die Münchner Bewerbung steht aktuell auf der Vorschlagliste, die sukzessive beim UNESCO-Welterbezentrum zur Evaluierung in Paris begutachtet wird. Im Laufe des Verfahrens müssen die Stakeholder ausführlich begründen, warum der Olympiapark im internationalen Vergleich einen außergewöhnlichen universellen Wert besitzt und wie dieser Wert langfristig erhalten und geschützt wird. Gleichzeitig strebt Schöne für München die Olympiabewerbung
an. Fünf deutsche Regionen sind hier derzeit im Rennen – ob Sommer- oder Winterspiele wird noch entschieden.

Wie passt das mit nachhaltigen Zielen zusammen, etwa mit der geplanten Klimaneutralität des Parks bis 2030? Die Nachhaltigkeit der Sportstätten stehe im Mittelpunkt, sagt Schöne, es sollen keine neuen Anlagen gebaut werden. Wie auch beim Welterbe-Projekt hat sie darüber hinaus den sozialen Aspekt vor Augen. Wie bei den erfolgreichen European Championships, die im August 2022 in München ausgetragen wurden und neun Europameisterschaften unter einem Dach versammelten. Die Erinnerung daran zaubert ihr noch heute ein Strahlen ins Gesicht. „Elf Tage wie auf Wolken“ beschreibt sie die Stimmung, die vor zwei Jahren im Park herrschte.

Zeitlos schön: Der Olympiapark mit Stadion, Halle und Schwimmhalle ist – im Gegensatz zu vielen anderen Olympiastätten – noch immer mit Leben gefüllt.

Das Großevent war auch in puncto Nachhaltigkeit eine wichtige Proberunde. So wurden etwa Ausweichparkplätze, die aufgrund von Bauarbeiten zusätzlich an anderer Stelle eingerichtet werden mussten, am Ende wenig genutzt – auch, weil inzwischen die Fahrt zum Gelände mit den Regionalbahnen aus dem Umland im Ticketpreise bei Konzerten und Events enthalten ist, und nicht nur für den Stadtverkehr. Für Schöne und ihr Team ein Baustein von vielen. Seit 2023 ist auch eine Nachhaltigkeitsmanagerin im Stab an Bord. Aber Schöne weiß: „Damit allein haben wir noch keine einzige Tonne CO2 gespart.“ Marion Schöne ist eine Macherin. „Ich möchte gestalten, nicht verwalten“, ist ihr Leitsatz.

Dafür legt sie auch gern mal Extraschichten am Abend ein, zum Beispiel, wenn ihre Lieblingskünstlerin Pink das Stadion rockt. Klischees brechen, genau wie die Sängerin – das mag auch Marion Schöne, die sich seit ihrer Kindheit in einer „Men‘s World“ bewegt: Ob im technischen Zweig am Gymnasium, in ihrer Arbeit für den Club of Rome oder heute im Sport- und Veranstaltungsgeschäft. Schon früh wusste sich Marion Schöne in ihrem Umfeld zu behaupten – und erntete Respekt: „Jetzt kann sie auch noch schafkopfen“, seufzten die Jungs in ihrer Schule.

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