StartInnovationNew Work"Die Chancen liegen in der Optimierung unserer Arbeitsweise"

„Die Chancen liegen in der Optimierung unserer Arbeitsweise“

KI ist gekommen, um zu bleiben. Das bietet große Chancen, aber auch Herausforderungen, insbesondere die wachsende KI-Kluft. Im Interview spricht Julia Katovsky, Management strategischer Projekte bei ETC, über mögliche Lösungen.

Inwiefern beschäftigt Sie als IT-Trainingsanbieter das Thema „KI-Kluft“?

Wir haben die Herausforderung und Aufgabe, unsere Seminarprodukte im Bereich KI so aufzubereiten, dass sie für den Markt verständlich sind. Auf der anderen Seite müssen wir auch selbst KI-Systeme in unserem Unternehmen implementieren und anwenden. Das sind die zwei Bereiche, mit denen wir uns gerade sehr stark beschäftigen.

Inwieweit tragen KI-Technologien zur Ungleichheit in der Gesellschaft beziehungsweise in der Arbeitswelt bei?

Mit der KI ist es nicht unbedingt so viel anders als mit anderen Technologien zuvor. Seit wann gibt es den konstanten Einsatz von Computern in Unternehmen? Damals mussten sich die Leute auch damit auseinandersetzen und schauen, wie sie ihre Arbeitsfelder optimieren können. Das sehen wir jetzt im Bereich der künstlichen Intelligenz.

Ein Unterschied ist, dass sich viele Personen bislang nicht intensiv mit digitalen Technologien beschäftigt haben. Dadurch entsteht eine Ungleichheit zwischen denen, die sich auskennen, und denen, die das nicht tun. Ich bin der Meinung, dass jeder Eigenverantwortung hat. Es war noch nie so leicht, sich mit neuen Inhalten zu beschäftigen. Jeder hat ein Smartphone, die meisten haben auch einen Computer oder Laptop. Man kann einfach in Google eingeben, was künstliche Intelligenz oder generative AI ist, und erhält sofort Informationen. YouTube bietet kostenlose Lernvideos, und Onlinekurse auf LinkedIn sind für ein paar Euro verfügbar.

Es ist wichtig, sich bewusst zu sein, dass jeder seine eigenen Entscheidungen trifft und eigenverantwortlich arbeitet. Man sollte keine Angst vor neuen Dingen und Veränderungen haben, sondern sich proaktiv damit beschäftigen.

Sie sehen also die Menschen eher in der Eigenverantwortung. Würden Sie aber auch sagen, dass Unternehmen in der Pflicht sind, ihre Mitarbeitenden dahingehend zu schulen oder aufmerksam zu machen?

Auf jeden Fall. Sobald Unternehmen auf einer strategischen Ebene entscheiden, künstliche Intelligenz einzusetzen, liegt es an ihnen, Aufklärungsarbeit zu leisten. Viele Arbeitnehmer*innen haben Angst, ihren Job zu verlieren. Unternehmen müssen die Chancen hervorheben und zeigen, wie KI die Arbeit verbessern kann. Wenn das gelingt, wird jeder neugierig und beschäftigt sich mehr mit dem Thema.

Was sind die größten Chancen beim Einsatz von KI im Arbeitsalltag?

Die größten Chancen sehe ich darin, unbeliebte Arbeiten von der KI erledigen zu lassen. In meinem Bereich muss ich viel recherchieren, und es ist hilfreich, wenn der Copilot Fragen beantwortet und Informationen liefert. Es ist eine Arbeitserleichterung, aber die Endentscheidung liegt immer noch beim Menschen. KI-Tools sind eine Unterstützung, aber sie ersetzen nicht die menschliche Kontrolle und Entscheidung.

Gehen wir einen Schritt zurück. Was versteht man unter dem Begriff „KI-Kluft“?

Als KI-Kluft wird die Ungleichheit bezeichnet, die entsteht, wenn ein Teil der Bevölkerung sich gut mit KI auskennt und der andere nicht. Faktoren wie Bildungsgrad spielen eine wichtige Rolle. Es ist wichtig, dass Politik und Unternehmen Maßnahmen ergreifen, um bildungsschwächere Gruppen zu unterstützen und kostenlose Bildungsangebote bereitzustellen.

Welche Gruppen sind am meisten davon betroffen?

Ältere Personen und Frauen sind oft weniger vertraut mit Technologie und haben Bedenken. Es gibt aber Plattformen, die versuchen, dem entgegenzuwirken. Speziell für diese Gruppen ist es wichtig, Möglichkeiten zu schaffen, sich weiterzubilden und die Kluft zu schließen.

Sie sind stark engagiert, mehr Frauen für die IT zu begeistern. Welche Initiativen gibt es da?

Wir setzen uns stark für spezielle Bildungsangebote ein, wie das #thenewITgirls Boost Camp, das wir mit dem Verein #thenewITgirls entwickelt haben. Dieses Camp bietet einen geschützten Raum, in dem Frauen und Mädchen IT-Kenntnisse erwerben können. Das Interesse und die Neugierde sind groß, und wir haben jährlich steigende Teilnehmerinnenzahlen.

Glauben Sie, dass der Einsatz von KI dazu beiträgt, dass mehr Frauen in die IT-Branche einsteigen?

Ja, definitiv. Programme wie „She goes digital“ zeigen Frauen und Mädchen, wie Digitalisierung in Unternehmen stattfindet. Die Neugierde ist groß, und viele möchten sich weiterbilden und zertifizieren lassen. Es ist wichtig, Fraueninitiativen zu fördern, um mehr Frauen in die IT zu bringen.

Welche Maßnahmen müssen Politik und Unternehmen ergreifen, um den Arbeitsmarkt im technologischen Wandel zu unterstützen?

Es ist wichtig, nicht nur nach außen zu suchen, sondern die eigenen Mitarbeiter*innen weiterzubilden. Es gibt viele Möglichkeiten, Mitarbeiter*innen durch gezielte Seminare und Zertifizierungen hochzuqualifizieren. Die Politik sollte mehr Förderungen bereitstellen, um die Weiterbildungskosten für Unternehmen zu senken und die Ressourcenfrage zu lösen.

Wie sieht die Zukunft der Arbeitswelt mit KI aus? Was sind die größten Herausforderungen und Chancen?

Die größten Herausforderungen liegen darin, das bestehende Personal weiterzubilden und bildungsschwächere Gruppen nicht zu vergessen. Die Chancen liegen in der Optimierung der Arbeitsweise und Produktivitätssteigerung. KI-Tools wie der Copilot bieten enorme Zeitersparnisse und erleichtern die tägliche Arbeit. Es ist wichtig, Mitarbeitenden die Möglichkeit zu geben, sich weiterzubilden und diese Chancen zu nutzen.


Zur Person:

Julia Katovsky ist im Management für strategische Projekte beim ETC Enterprise Training Center, dem größten privaten IT-Trainingsanbieter in Österreich. Das Unternehmen bietet IT-Trainings für Microsoft, AWS, Cisco, Citrix und Red Hat an. Ihre Aufgaben umfassen strategische Projekte, Business Development und Vendor Management. Sie entwickelt Business Cases mit Partner*innen, um Projekte gegen den Fachkräftemangel umzusetzen, und schult Quereinsteiger*innen ohne IT-Ausbildung.

Tech Conference 2024

Außerdem ist Julia Katovsky Mitorganisatorin von Österreichs größter IT-Konferenz, der Tech Conference am 18. und 19. Juli in der Wiener Messe, die stark im Zeichen von KI steht. Von Copilot-Anwendungen und anderer künstlicher Intelligenz, bahnbrechenden IoT-Lösungen bis hin zu zukunftsweisenden Azure-Infrastrukturen und Digital Applications lässt die TC24 Besucher*innen tief in die wesentlichen IT-Themen blicken. Über vierzig führende und internationale Expert*innen teilen an zwei Tagen ihr wertvolles Wissen.

STAY CONNECTED