StartBalance„Der Tourismus ist ein sehr soziales Business“

„Der Tourismus ist ein sehr soziales Business“

Michaela Thaler, Geschäftsführerin der Best Alpine Wellness Hotels, über Führung im Tourismus, ihre Leadership Journey, und wie sie sich auf den kommenden Winter vorbereitet.

Sheconomy: Frau Thaler, Sie sind seit 2004 als Geschäftsführerin der Best Alpine Wellness Hotels tätig. Vor dieser Rolle hatten Sie andere leitende Positionen inne. Wie hat sich Ihre Leadership Journey über die Zeit entwickelt?

Michaela Thaler: Ich komme ursprünglich aus Sölden und habe daher schon immer mit Tourismus zu tun gehabt. Es war aber nicht von Beginn an klar, dass meine berufliche Zukunft in diesem Bereich liegt. Nach Schulabschluss arbeitete ich zunächst fünf Jahre lang im Tourismus, studierte dann an der Universität Innsbruck und war am Institut für Wirtschaftswissenschaften als Assistentin tätig. Der berufliche Wendepunkt und Weg zurück in den Tourismus ist für mich eingetreten, als mich ein Bekannter fragte, ob ich nicht Interesse hätte, einen Tiroler Tourismusverband zu führen. Zu dieser Zeit wurden die Tourismusverbände in Tirol fusioniert, und ich konnte die ehrenvolle Aufgabe der Zusammenführung übernehmen. Damit entdeckte ich auch den Spaß daran, in einer leitenden Position tätig zu sein und dabei mit Menschen gemeinsame Ziele zu definieren und umzusetzen.

Sie waren dann auch selbstständig tätig. Wie ist es dazu gekommen?

Es war damals einfach die Zeit für etwas Neues angebrochen. Mir war auch schon immer klar, dass ich nicht in einem großen Konzern arbeiten und brav die Karriereleiter hinaufsteigen wollte. Deshalb wagte ich den Schritt in die Selbstständigkeit mit einer Unternehmensberatung. Obwohl ich großen Respekt davor hatte, motivierte mich der Gedanke, dass viele andere es vor mir auch geschafft haben, sehr. Es war eine spannende Reise, selbstständig zu sein und eigene Mitarbeiter*innen zu beschäftigen. Und dann erhielt ich ganz unerwartet das Angebot eines Kollegen, die Best Alpine Wellness Hotels zu übernehmen. Meiner Meinung gehören diese zu den besten Hotels Österreichs, daher nahm ich die Herausforderung natürlich freudig an. Das war 2004, seitdem bin ich bei Best Alpine Wellness als Geschäftsführerin tätig. In der Zwischenzeit gründete ich noch zwei weitere Firmen mit einer Partnerin, die bis zum Verkauf vor zwei Jahren circa 30 Mitarbeiter*innen beschäftigten. Das war eine sehr spannende, aber auch sehr herausfordernde Zeit.

Wie sind Sie zu der Entscheidung, Ihre beiden Firmen zu verkaufen, gekommen?

Es war eine tolle Erfahrung mit großartigen Kunden und Projekten. Dieser nächste Wendepunkt, der Verkauf meiner beiden Firmen, kam, als mein Mann 2015 verstarb. In solchen Momenten verschieben sich die Prioritäten. Natürlich, man funktioniert in dieser Zeit irgendwie. Ich hatte einen neunjährigen Sohn, einen Haushalt, zwei Firmen und die Verlassenschaft meines Mannes zu managen. Solche Erfahrungen hinterlassen Spuren und machen etwas mit einem Menschen. Vor drei Jahren beschloss ich, dass ich so nicht mehr weitermachen möchte und verkaufte die zwei Firmen. Jetzt widme ich mich meiner Aufgabe als Geschäftsführerin der Best Alpine Wellness Hotels und arbeite zusätzlich auf Projektbasis, betreue Projektentwicklungen und genieße diese andere, projektbezogene Art des Arbeitens.

Warum braucht es im Tourismusbereich mehr Frauen in führenden Positionen?

Grundsätzlich glaube ich, dass gemischte Teams der Qualität der Arbeit und dem Arbeitsklima guttun. Der Tourismus und die Hotellerie ganz besonders, sind ein sehr soziales Business, wo viel Austausch und Kommunikation stattfinden. Für viele Gäste geht es darum, soziale Begegnungen, gute Gespräche zu haben, berührt zu werden, und nicht bloß darum, in einem schönen Hotel zu sein. Es geht um die Gastfreundlichkeit und Gastfreundschaft. Ich denke, es macht daher grundsätzlich, aber auch besonders in der Hotellerie Sinn, dass viele Frauen in Führungspositionen arbeiten und Führungsteams gemischter sind.

Aber wie bekommt man endlich mehr Frauen in Führungspositionen? Ich glaube grundsätzlich, dass es ziemlich gescheit wäre, wenn die führenden Männer uns viel mehr einladen würden und damit die Männerseilschaften etwas aufbrechen würden. Wir werden künftig das ganze Potential jener Menschen endlich abrufen, die Führung können und leisten wollen, ob Männer oder Frauen… Ich halte nicht sehr viel von der Frauenquote, sondern sehe sie als letztes Mittel, wenn es nicht anders geht. Ich halte auch nicht viel davon, zwischen weiblichem und männlichem Führungsstil zu unterscheiden, weil jede*r von uns sowohl weibliche als auch männliche Anteile hat. Der Tourismus ist durchaus von weiblichen Attributen geprägt, es geht stark um Dienstleistungen, um gutes Essen und Trinken, um Kommunikation.

Wie wappnen sich die Best Alpine Wellness Hotels für den kommenden Winter?

Gerade in der Wellness-Hotellerie ist die Situation momentan sehr schwierig, weil wir viel Energie brauchen und mit hohen Kosten produzieren. Wie überall gibt es auch hier das Mittel der Preisanpassung, aber das würde bedeuten, dass alleine durch die Energiesteigerung der Preis pro Kopf und Nacht um mindestens 20 bis 25 Euro teurer werden müsste. Das wird wohl nicht möglich sein. Natürlich wird es auch Preissteigerungen geben, aber auf der anderen Seite müssen wir auch Kosten so gut wie möglich senken. In der Wellness-Hotellerie kann nicht einfach gänzlich auf Schwimmbäder oder Saunas verzichtet werden. Es gibt aber ein großes Maß an Verständnis seitens der Gäste für bestimmte Sparmaßnahmen, wie zum Beispiel nicht alle Saunas gleichzeitig einzuheizen oder die Wahlfreiheit, darüber zu entscheiden, ob wirklich alle Handtücher jeden Tag ausgetauscht werden müssen. Wir müssen uns jetzt alle differenziert überlegen, wo gespart werden kann.

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