Noch vor gut einem Jahr hatten die wenigsten Marktexpert:innen mit solch einer Entwicklung gerechnet: Die Inflation verharrt auf hohem Niveau, wenn auch der Zenit zumindest vorerst überschritten scheint. Allein im Mai stieg die Teuerung in der Eurozone um 6,1 Prozent im Jahresvergleich, in den USA erreichte das Plus vier Prozent. Freilich, die Entwicklungen ziehen immer weitere Kreise. So enthalten zum Beispiel viele Verträge und Geschäftsbedingungen eine Klausel, nach der etwa Mieten oder Bankgebühren an die Inflation regelmäßig angepasst werden.
Dividendenausschüttungen steigen
Verständlich, dass angesichts solcher Entwicklungen der Kapitalerhalt zunehmend in den Fokus rückt. Interessante Lösungen könnten regelmäßige Dividendenausschüttungen von soliden Unternehmen bieten – gepaart mit der langfristigen Perspektive steigender Aktienkurse. Allerdings müssen sich Anlegerinnen dabei grundsätzlich das Risiko eines Aktieninvestments zutrauen. Allein im Vorjahr wurden Anlegerinnen für entsprechende Investments großzügig belohnt. Laut dem Global Dividend Index, der jährlich vom britischen Vermögensverwalter Janus Henderson berechnet wird, stiegen die Dividendenausschüttungen weltweit um 8,4 Prozent im Vergleich zu 2021 auf einen Rekordwert von 1,56 Billionen US-Dollar.
Auch der Blick auf einzelne Aspekte offenbart Interessantes: So entfiel die Hälfte des weltweiten Dividendenwachstums auf Öl- und Gasproduzenten, gefolgt von Finanzwerten. Zahlreiche Energiekonzerne profitierten schließlich von höheren Notierungen, halten sich aufgrund der Energiewende mit neuen Investitionen jedoch oftmals zurück. Stattdessen wird ein Teil der Finanzmittel an Anleger:innen ausgeschüttet. Ein wenig anders sehen die Entwicklungen im Bankensektor aus: Viele der Finanzhäuser profitieren von den steigenden Zinsen. Damit verteuern sich die Konditionen für fix verzinste Kredite, während die Verzinsung für Spareinlagen bislang noch kaum angehoben worden ist. An der wachsenden Differenz verdienen die Banken kräftig. Einen Teil dieser Gewinne schütten viele Bank Aktionär:innen als Dividende aus.
Der kräftige Dividendenanstieg im vergangenen Jahr in der globalen Unternehmenslandschaft ist erstaunlich.
Überhaupt sei der kräftige Dividendenanstieg in der globalen Unternehmenslandschaft erstaunlich, konstatiert Jane Shoemake, Client Portfolio Manager für Global Equity Income bei Janus Henderson. Schließlich habe die Corona-Pandemie die Weltwirtschaft stark beeinträchtigt. Hinzu kommen weitere Aspekte, auf die Shoemake verweist. „Trotz galoppierender Inflation, Zinserhöhungen, Krieg und sinkender Vermögenspreise im vergangenen Jahr stiegen die Dividenden weltweit erneut an.“ Dies habe ihre Bedeutung für Anlegerinnen verdeutlicht.
Dividendenanstieg auch für 2023
Der positive Trend setzte sich selbst im ersten Quartal 2023 fort und könnte im Gesamtjahr andauern. So dürften 2023 Janus Henderson zufolge die Dividendenzahlungen gut 1,64 Billionen US-Dollar erreichen, immerhin ein Zuwachs von rund 5,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der schwächere Zuwachs im laufenden Jahr wird freilich auf das zunehmend schwierige konjunkturelle Umfeld zurückgeführt. Manch ein Unternehmen könnte die Ausschüttung dann doch ein wenig kürzen.
Umso mehr kann sich der Blick auf gut gemanagte Fonds lohnen, bei denen der Fokus auf soliden, dividen den zahlenden Unternehmen liegt. So kann sich etwa der JPMorgan Investment Funds – Global Dividend Fund (LU0329202252) auf viele Jahre gut behaupten, wenn auch die vergangene Entwicklung kein Garant für die Zukunft ist. Die durchschnittliche Dividendenrendite im Fonds lag zuletzt im Übrigen bei rund 3,4 Prozent. Für die Berechnung dieser Kennzahl wird die Dividende durch den Aktienkurs dividiert. Anlegerinnen sollten aber beachten, dass sich die Titelwahl im Fonds nicht rein nach der Höhe der Ausschüttungen richtet, betont Louise Bonzano, Leiterin der Investmentspezialisten bei JP Morgan Asset Management. Vielmehr werde auf Dividendenwachstum und -qualität geachtet. Bei solch einem Ansatz können etwa Investments in Unternehmen vermieden werden, die womöglich einmalig hohe Ausschüttungen leisten und diese danach wieder rasch kürzen.
Die Titelauswahl im Fonds richtet sich nicht rein nach der Höhe der Ausschüttungen, es zählen auch weitere Kriterien.
Bonzano verweist zudem auf konkrete Prognosen: So werde für die nächsten fünf Jahre ein jährliches Dividendenwachstum von mehr als sieben Prozent für das Portfolio erwartet, somit mehr als für den Gesamtmarkt. Zudem habe der Fonds eine höhere Dividenden-Resilienz. Denn in wirtschaftlich schwierigen Zeiten verzeichneten die Titel im Portfolio meist deutlich weniger Dividendenkürzungen als der Markt. Doch wie geht der Fonds konkret vor? Größte regionale Gewichtung entfällt auf die USA mit rund 55 Prozent, gefolgt von Europa und dem Nahen Osten. Zu den größten Einzelpositionen zählen Microsoft, Coca-Cola und Chevron.
Gewichtung auf USA und Europa
Auch der Fidelity Funds – Global Equity Income Fund (LU1084165130) kann sich langfristig behaupten. Die durchschnittliche Dividendenrendite lag zuletzt bei rund 2,6 Prozent. Die USA sind mit rund 36 Prozent jedoch weitaus geringer gewichtet, während Großbritannien und Kontinentaleuropa – zusammengezählt – die größere Gewichtung einnehmen. In letzteren zwei Region werde man schließlich fündiger, konstatiert Karola Gröger, Sales Director bei Fidelity. Freilich, auch in diesem Fonds wird auf Dividendenqualität und nicht rein auf die Ausschüttungshöhe geachtet.
Versicherer haben oftmals eine geringe Korrelation zu Wirtschaftszyklen, das sorgt für Stabilität.
Besonders fündig wird das Fondsmanagement im Finanzsektor. So wird in Versicherer wie Zurich Insurance Group und Münchener Rückversicherung investiert. Gröger verweist auf die geringe Korrelation zu Wirtschaftszyklen bei solchen Titeln, das sorgt für Stabilität. Auch Börsenbetreiber wie die Deutsche Börse und die US-amerikanische CME Group sind Teil des Portfolios. Solche Unternehmen hätten dominante Marktstellungen. „Und profitieren vor allem in Zeiten sehr schwankungsfreudiger Märkte“, sagt Gröger. Denn dann wird in der Regel mehr gehandelt.
Doch auch, wenn solche Portfolios grundsätzlich in solide aufgestellte Konzerne investieren, können Kursverluste nicht ausgeschlossen werden. Das müssen Anlegerinnen ebenfalls beachten.