Mit Comebacks ist es so: Wenn die wirklich guten Dinge zurückkehren, lohnt es sich, genau hinzusehen. Wir freuen uns, dass Superstar Rihanna auf die Bühne zurückkommt, wir feiern, dass Jeansjacken erneut in sind oder Langspielplatten wieder boomen.
Für die Rückkehr der Sparzinsen rollen wir jetzt auf jeden Fall den roten Teppich aus. Die ließen nämlich ordentlich auf sich warten. Seit gut einem Jahr ist die Nullzinspolitik der Europäischen Zentralbank Geschichte und Kreditnehmer:innen ächzen längst unter den erhöhten Zinsen.
Die Zinsen kommen nun endlich auch auf der anderen Seite an: zugunsten der Sparer:innen. Der gesunde Wettbewerb zwischen den Banken beginnt erneut zu florieren, das Gustieren macht wieder mehr Spaß – und auch Sinn.
Genau deswegen betone ich immer wieder: Finanzplanung ist Lebensplanung; wir müssen beim Sparen und Anlegen stets dynamisch bleiben. Im besten Fall setzt man sich regelmäßig bzw. mindestens einmal im Jahr mit seinem finanziellen Status quo intensiver auseinander.
Was bedeutet die aktuelle Veränderung bei den Sparzinsen konkret?
In jüngster Vergangenheit verwelkte das Geld auf Konten und Sparbüchern schmerzlich: auf Grund der hohen Inflation und, weil es praktisch keine Zinsen gab. Nun winken wieder Sparzinsen in der Höhe von aktuell mehr als 3 Prozent, Tendenz steigend. Das ist eine klare Einladung, das individuelle Sparverhalten zu optimieren.
Ich empfehle stets eine Dreiteilung des Geldes: in Notreserve, Geld für späteren Konsum und Geld zur Absicherung des Lebensstandards (siehe Grafik).
Die Notreserve sollten wir stets verfügbar in drei- bis sechsfacher Höhe unserer monatlichen Fixkosten haben; ein Teil sollte einer langsam aufgebauten Goldreserve gewidmet sein, der Rest sollte leicht verfügbar sein: im Geldbörsel bzw. auf Gehalts- und Tagesgeldkonten und Sparbüchern (mit kürzeren Laufzeiten).
Wer beispielsweise in ein paar Monaten heiratet oder eine große Reise plant, tut wieder gut daran, die dafür bestimmte Summe auf ein zeitlich gebundenes Sparbuch zu packen; hier kann man gut zwischen Laufzeiten von etwa 6, 9, 12 oder 24 Monaten variieren.
Aber auch die Aktionen für lukrative Tagesgeldkonten sprießen wieder wie die Schwammerl aus dem Boden: Man kann mit einem viertelstündigen Aufwand ein Konto bei einer Online-Bank eröffnen und sein Gehalt regelmäßig dorthin überweisen oder man startet bei seiner Hausbank mit einem neuen Sparkonto.
Pro-Tipp: Wer sich die Mühe macht, ebendort um einen persönlichen Beratungstermin zu bitten, erhält auf Anfrage zumeist einen besseren Zinssatz, als öffentlich auf den Websites kundgetan wird.
Aber Achtung: Es gibt auch „Kleingedrucktes“ zu beachten. So locken beispielsweise einige Banken zwar mit schönen Zinssätzen, dass diese nur für Neuanlagen gelten, findet man nicht selten irgendwo winzig als Fußnote oder in einem extra PDF versteckt.
Vergleich der Sparzinsen bleibt ein Dschungel
Mir ist bis dato kein umfassendes Portal untergekommen, das einen seriösen unabhängigen Vergleich der Konditionen anbietet. Diesem Thema nahm sich auch die Österreichische Nationalbank an; dem Vernehmen nach will sie noch heuer online eine solche Plattform starten. Mein Rat: Trotzdem jetzt handeln.
Ein ganz simples Beispiel, warum man mit dem Optimieren seiner Sparformen nicht warten sollte: Wenn wir nun beispielsweise eine Notreserve in der Höhe von rund 10.000 Euro „irgendwo“ geparkt haben, kann diese Summe mit demnächst realistischen vier Prozent verzinst werden. 400 Euro minus der 25 prozentigen Steuer für Sparprodukte ergibt 300 Euro. Damit könnte man sich beispielsweise schon ein feines Wellnesswochenende gönnen.
Um hier nichts zu verpassen, raten wir von Damensache unseren Klientinnen immer zu einem Check-up-Termin einmal im Jahr bzw. sind auch laufend in Kontakt, weil wir natürlich die Auswirkungen des Weltgeschehens auf den Finanzmarkt beobachten. Das ist ein unabhängiges kostenloses Service, das sich nachhaltig positiv auf viele Seiten auswirkt (wir wollen in erster Linie die finanzielle Unabhängigkeit der Frauen stärken).
Eben das vermisse ich zuletzt bei einigen Banken. Nicht selten engagieren sie sich um das finanzielle Wohl ihrer Kund:innen nur in einem Rahmen, der sich für sie bezahlt macht. Das Abwandern von Kund:innen könnten sie meiner Meinung nach durchaus ein Stück weit eindämmen: mit einem Comeback eines umfassenden Engagements.
Über die Autorin
Dr. Marietta Babos, Gründerin & Geschäftsführerin der unabhängigen Finanzberatungsplattform „Damensache“, www.damensache.at
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