StartMoneyRichtig Vorsorgen? 5 Fragen an SHEinvest Expertin Marietta Babos

Richtig Vorsorgen? 5 Fragen an SHEinvest Expertin Marietta Babos

Finanzthemen können oft kompliziert und unübersichtlich sein. Für das Alter richtig Vorsorgen ist wichtig, der Anfang aber besonders schwer. Dr. Marietta Babos ist Vorsorge-Expertin und hat sich dabei besonders auf die Situation von Frauen spezialisiert. Im Interview mit SHEconomy gibt Sie wichtige Tipps und Antworten auf Vorsorge- und Finanzfragen.

Frau Babos, was sind Ihre Tipps für Menschen, die langfristig vorsorgen wollen?

  • Nicht komplizierter machen als unbedingt notwendig und professionellen Rat holen.
  • Entsprechend der Erwerbsbiografie und Lebenserwartung empfehle ich, als Frau anders zu sparen und vorzusorgen als Männer.
  • Es ist wichtig sich über die eigene „Pensionslücke“ zu informieren, damit man ein konkretes Ziel vor Augen hast.
  • Jetzt beginnen zu sparen und zu investieren!
  • Das Vermögen auf unterschiedliche Formen aufteilen, die auch zeitlich unterschiedlich zur Verfügung stehen: Aus einem Mix aus Bargeld, Gold, Immobilien und Wertpapieren.
  • Die relevanten Steuersätze beachten, weil sie je nach Veranlagungsform unterschiedlich ausfallen.               

Sollten Frauen auf eine andere Art vorsorgen, als Männer? Wie wichtig ist es aus Ihrer Sicht, dass sich Frauen mit Vorsorgethemen auseinandersetzen?

Es ist natürlich sehr wichtig, dass sich Frauen mit Vorsorge auseinandersetzen. Die Piktogramme (sieh Grafik oben) symbolisieren einen weiblichen Lebenslauf, die Balken jeweils die Gehälter bzw. das Einkommen.

Sehr oft läuft es wie folgt ab: Abschluss der Ausbildung, Partnerschaft, Kind(er). Das Familienglück bedeutet für viele Frauen einkommenstechnisch den freien Fall. Karenz und Teilzeitjobs für Jahre, manchmal sogar für Jahrzehnte, haben fatale Folgen. Gleich in dreifacher Hinsicht. Erstens ist das Einkommen stark reduziert, zweitens zahlt man weniger in die staatliche Pensionskasse ein und drittens sinkt auch der sogenannte Jobmarktwert, weil es zumeist richtig schwer ist, wieder zum selben Karrierepfad zurückzukehren.

Hinzu kommt vielfach der Gender-Pay-Gap und all das mündet dann im sogenannten Gender-Pension-Gap (geschlechtsspezifische Pensionslücke).

Zur Erinnerung: Die durchschnittliche Alterspension von Frauen betrug 2020 laut Statistik Austria 1.157 Euro netto, von Männern 1.732 Euro netto. Außerdem leben Frauen statistisch gesehen sogar um fünf Jahre länger.

Was war Ihre Motivation, sich finanziell unabhängig zu machen und langfristig vorsorgen?

Ich habe die Schcksale vieler Frauen inklusive meiner früh verwitweten Mutter miterlebt und weiß, dass Frauen oft ein unwürdig geringes Einkommen haben. Gleichzeitig sehe ich um mich herum die jungen Studentinnen in meinen Lehrveranstaltungen, denen ich eine bessere Zukunft wünsche, genauso wie meiner eigenen Tochter auch.

Ich habe mir vorgenommen, mit meinen Fähigkeiten und Erfahrungen zu einer positiven Veränderung der Welt beizutragen. Aus diesem Grund wurde Damensache geboren. Nicht die Angst vor Armut soll der Antrieb sein, viel mehr wünsche ich mir, dass der Wunsch nach Freiheit und finanzieller Unabhängigkeit zum Motor wird.

Nicht die Angst vor Armut soll dein Antrieb sein, sonder der Wunsch nach Freiheit und finanzieller Unabhängigkeit

Was war Ihrer Meinung nach der Schlüssel zu ihrem Erfolg?

In Ungarn kennt man es gar nicht anders, dass Frauen arbeiten, ich habe auch nie daran gedacht nicht voll zu arbeiten, sozusagen eine Glückssache. In meinem Umfeld musste jede Frau arbeiten, ich habe es nie anders gesehen, hatte auch keine Bedenken, dass ich als Frau etwas nicht kann.


Dr. Marietta Babos war eine unserer Top Expert:innen bei den SHEinvest Online Days 2022.

STAY CONNECTED