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Bewahrerinnen des Feuers – Teil 2

Frauen an der Spitze von Familienunternehmen sind in Österreich selten vertreten. Elisabeth Engelbrechtsmüller-Strauß, CEO des Technologiekonzerns Fronius, über die Fähigkeit des Vertrauen-Schenkens – und was sie sich für die nächste Generation wünscht. 

Die wichtigsten USPs von Familienunternehmen: Werte und Traditionen. Doch wer über mehr als eine Generation hinaus Erfolg haben möchte, muss auch auf Innovationen und Veränderungen setzen. Das belegt die Geschichte von Elisabeth Engelbrechtsmüller-Strauß, die in dritter Generation Fronius leitet. Das Unternehmen, dessen Zentrale im oberösterreichischen Pettenbach liegt, wurde im Jahr 1945 als kleine, regionale Fachreparaturwerkstätte von Günter Fronius gegründet und ist heute ein globaler Player in den Bereichen Schweißtechnik, Solarenergie und Batterieladesysteme – mit rund 6.100 Mitarbeitern weltweit. „Ein Familienunternehmen“, sagt Engelbrechtsmüller-Strauß, „bedeutet Kontinuität. Wir messen uns nicht am kurzfristigen Erfolg, sondern agieren langfristig und sind in keiner Weise von Shareholder Value getrieben. Wir stehen geschlossen als Familie in dritter Generation hinter dem Unternehmen. Das bedeutet aber auch, dass wir uns intensiv damit auseinandersetzen, wie wir die Übergabe von einer Generation in die nächste gestalten und schaffen.“ Dabei müsse jede Generation für sich ihren eigenen Weg beschreiten. Was sich ihr Konzern über all die Jahre bewahrt habe, sei die Unabhängigkeit als Familienunternehmen: „Wir wachsen ausschließlich so stark, wie wir es aus eigenen Kräften schaffen, und machen uns finanziell niemals abhängig. Auch unsere Werte und unsere Unternehmenskultur sind seit unserem Bestehen weitestgehend unverändert geblieben.“ Doch was macht die Unternehmerin anders als die beiden Generationen vor ihr? „Wir haben gelernt, dass wir Unternehmen und Familie mehr und mehr trennen. Wir sprechen privat nur in Ausnahmefällen über die Firma, immerhin gibt es Familienmitglieder, die nichts mit Fronius zu tun haben und sich sonst ausgeschlossen fühlen.“ 

Alle ziehen an einem Strang 

Gerade für Frauen, die an der Spitze von Traditionsunternehmen stehen, gibt es auch Herausforderungen – von der Erwartung der (männlichen) Vorgänger bis hin zu Skepsis in der Belegschaft. Die Herausforderung für Frauen besteht auch darin, sagt Elisabeth Engelbrechtsmüller-Strauß, sich seiner Rolle bewusst zu sein: „Ich bin beispielsweise nicht nur Mutter, Tochter, Nichte, Schwester und Cousine, sondern auch Geschäftsführerin. In der Firma gelten andere Regeln als im System Familie. Aber solange wir alle an einem Strang ziehen, sind es vor allem die erfüllenden Seiten, die überwiegen.“  Die Managerin betont, dass die Übergabe von der zweiten in ihre, die dritte, Generation ideal funktioniert hat und die Unterstützung innerhalb des Unternehmens zu 100 Prozent gegeben war. Beleuchtet man Reaktionen von außen, gab es vereinzelt ein paar Hürden, erinnert sie sich. „Man trifft als Frau auch heute noch auf so manche verstaubte Meinung. Viele vergessen, dass es um die Sache geht, und nicht um das Geschlecht einer Führungskraft. Als Unternehmerin bin ich mutig und offen für Neues. Ich handle kreativ und sehe in Herausforderungen keine Bedrohungen, sondern Chancen. Kurz gesagt: Es bedarf eines optimistischen Blicks. Wenn Elisabeth Engelbrechtsmüller-Strauß Fronius einmal an die nächste Generation übergibt, möchte sie das ähnlich handhaben wie einst Mutter und Onkel: „Die beiden haben es verstanden, loszulassen, ihr Büro geräumt, sich nach zwei Jahren aus dem Aufsichtsrat zurückgezogen und – trotz damaliger Krise – der nächsten Generation ihr Vertrauen geschenkt.“

Umsätze von knapp 414 Milliarden Euro

157.000 Familienunternehmen gibt es laut einer Erhebung der KMU Forschung Austria aus dem Jahr 2019 in Österreich. Mit rund 1,8 Millionen Erwerbstätigen und jährlichen Umsätzen in der Höhe von knapp 414 Milliarden Euro sind sie ein wichtiger Wirtschaftsmotor – doch es ist nur ein geringer Teil, der von Frauen geführt wird. Dass sich Beruf und Familie bei inhabergeführten Betrieben weit weniger streng trennen lassen, belegt eine 2021 durchgeführte Studie des Market Instituts im Auftrag der LGT Bank Österreich und EY Österreich: Denn die Unternehmensagenden haben bei der Führungsgeneration von Familienbetrieben in 67 Prozent der Fälle Einfluss auf den Familienalltag.

Mehr Interviews mit Female Role Models und Frauen, die in der Wirtschaft vorangehen, finden Sie in der aktuellen Ausgabe von SHEconomy

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Beim Möbelhersteller „Wiesner & Hager“ zieht sie seit einem Jahr die Fäden an der Seite ihres Vaters. 

Martha Schultz 
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Fotomaterial© Fronius

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