Was gefällt Ihnen an Ihrer neuen Aufgabe am besten?
Ulrike Weber: Die Herausforderung. Sie bringt mich dazu, etwas Neues zu lernen. Derzeit bin ich dabei, die Abteilung neu zu strukturieren und für die Zukunft zu planen. Ich vernetze mich leidenschaftlich gerne mit Kolleginnen und Kollegen und versuche, für das Team der Abteilung die bestmöglichen Arbeitsbedingungen zu schaffen. Zusätzlich sind Aus- und Fortbildung Themen, die mir am Herzen liegen und deren Bedeutung mir vor allem während meiner Zeit an der Universitätsklinik AKH in Wien bewusst geworden ist. Insgesamt freut es mich, wenn ich sehe, dass meine Arbeit etwas bewirken kann – gerade auch dann, wenn die Aufgaben komplexer sind. Daraus ergibt sich für mich der Sinn meiner Arbeit.
Gibt es neue Projekte, die Sie derzeit planen?
Ulrike Weber: Ja, mein Plan ist es, an der Abteilung in Oberpullendorf auch eine Schmerzambulanz zu etablieren. Wir sind bei diesem Projekt erst am Beginn, es wird mich also noch einige Zeit beschäftigen.
Das Burgenland bezahlt im Österreich-Vergleich mittler-weile die höchsten Gehälter für Fachärztinnen und Fachärzte. War das für Sie ein Anreiz, in Ihr Heimatbundesland zurückzukehren?
Ulrike Weber: Als ich mich für die Primariatsstelle in Oberpullendorf beworben habe, war das neue Gehaltsschema noch nicht veröffentlicht. Meine Beweggründe waren vielmehr das neue Aufgabengebiet und der gute Ruf der Klinik Oberpullendorf. Wichtig für mich ist auch, dass man in einem kleineren Spital viel mehr Möglichkeiten hat, näher an den Patientinnen und Patienten zu sein, auch als Abteilungsleiterin. Das gute und familiäre Arbeitsklima in Oberpullendorf ist ebenfalls ein Punkt. Und nicht zuletzt auch die Nähe zu meinem Wohnort.
Sie sind nicht nur Primaria, sondern auch zweifache Mutter. Wie bringt man diese Verantwortungen unter einen Hut?
Ulrike Weber: Mein Mann und ich haben uns die familiären Aufgaben „halbe-halbe“ aufgeteilt. Beispielsweise: Mein Mann beginnt etwas später zu arbeiten, daher zieht er in der Früh die Kinder an und bringt sie in den Kindergarten. Ich übernehme die Nachmittagsbetreuung. Zusätzlich helfen die Großeltern aus, etwa, wenn ich auf Kongressen bin, Meetings am Nachmittag oder Nachtdienste habe. Ich glaube, das ist auch der Sinn einer Familie: dass man zusammenhilft.
Nach Ihrem Medizinstudium haben Sie ein Jahr in einer Klinik in Melbourne, Australien, gearbeitet. Was können wir von den Australier*innen lernen – und umgekehrt?
Ulrike Weber: Die medizinische Versorgung unterscheidet sich nicht grundlegend. Allerdings sind in Australien viele Arbeitsabläufe anders strukturiert als bei uns. Es gibt sehr viel Personal für administrative Tätigkeiten – etwa Stationssekretärinnen. Und es gibt eigene Ausbildungsoberärztinnen und -ärzte, die dieser Tätigkeit exklusiv nachgehen und von den Assistenzärztinnen und -ärzten beurteilt werden. Das ist ein sehr gutes System, von dem ich vieles mitgenommen habe. Was die Australier*innen vielleicht von uns Österreicher*innen lernen könnten, ist unsere Flexibilität. Die bringt bei seltener vorkommenden medizinischen Fällen echte Vorteile.