StartMoney"Banken müssen Frauen mehr zutrauen"

„Banken müssen Frauen mehr zutrauen“

Mit der Gründung von „Project Treehouse“ hat es sich Indra Schormann zur Aufgabe gemacht, ihre Erfahrungen im Investieren vor allem an Frauen weiterzugeben. Als Content Creator mit Bildungsauftrag, wie sie sich selbst nennt, verhilft sie als Immobilien-Expertin Erstanleger*innen bei ihren (ersten) Schritten.

Muss die Immobilienbranche diverser werden?

Indra Schormann: Die Immobilienbranche ist seit jeher sehr männlich geprägt. Es gibt wenige Investorinnen und auch bei den Projektentwicklern und Bauträgern wenige weibliche Gesichter. Bei den Makler*innen sieht es ein bisschen anders aus, aber auch hier haben die Männer die Oberhand. Weiter geht es bei den Bankern und Finanzvermittlern. Hier spreche ich bewusst im maskulin. Der Immobilienbranche würde es auch sehr gut tun, mehr Menschen mit unterschiedlichen historischen und regionalen Hintergründen aufzunehmen.

Wie tragen Sie Ihren Teil dazu bei?

Als ich begonnen habe, in Immobilien zu investieren, gab es keine Frauen in der Branche. Ich erinnere mich auch noch gut an mein erstes Bankgespräch, in dem der Banker meiner Hausbank mich mit großen Augen anschaute und sehr deutlich machte: „Ich traue Ihnen das nicht zu, und von uns gibt es keinen beziehungsweise nur einen absolut nicht marktüblich teuren Kredit.“ Je länger ich in der Branche war, desto mehr merkte ich die Vorurteile der Beteiligten, aber auch derjenigen, die in Immobilien investieren wollten. Es gab ja auch keine sichtbaren Frauen in der Branche. Also musste ich sichtbar werden. Darum habe ich „Project Treehouse“ gegründet und angefangen, über meinen Instagram Kanal meinen Alltag als Eigentümerin und Investorin zu teilen. Mit der klaren Mission, mehr Frauen zu motivieren und mit Wissen und Erfahrung zu begleiten, Eigentümerin zu werden.

Wie sehr helfen weibliche Charakterzüge beim Immobilienkauf?

Ich bemerke immer wieder, dass Frauen sehr häufig die besseren Investorinnen sind – im Vergleich zu meinen männlichen Kunden. Sehr genau zu sein, nicht so forsch aufzutreten, viel Empathie mitzubringen, das hilft. Der*die eine oder andere Makler*in hat nach dem Deal klar zugegeben, dass es auch ein besseres Angebot gegeben hätte, man aber mit „meiner“ Kundin das bessere und verbindlicherer Gefühl gehabt habe.

Was können Banken tun?

Sie können Frauen mehr zutrauen und sie ermutigen, zu investieren. Wenn ich es nicht selbst erlebt hätte, wäre es mir schwer gefallen, die vielen Geschichten zu glauben, die meine Followerinnen und Kundinnen bei ihren Hausbanken erlebt haben. „Heiraten Sie doch erstmal, bevor Sie eine Wohnung kaufen, und dann bitte auch nur zum Eigennutz.“ „Wenn Sie schon keinen Mann finden, brauchen Sie doch auch keine Wohnung.“ „Wie wollen Sie das eigentlich bis an ihr Lebensende abbezahlen?“ Das sind nur ein paar Aussagen, die Frauen jeden Tag hören, wenn sie zur Bank gehen. Wir dürfen nicht vergessen: Banker*innen haben immer einen sehr hohen Vertrauensvorschuss. Wenn diese Personen solche Aussagen treffen, kann das nicht nur demotivieren, sondern mit einem Schlag den Plan, eine Immobilie zu kaufen, über Bord werfen.

Was würde eine Veränderung bringen?

Ich persönlich glaube, dass es den Banken sehr gut tun würde auf der Berater*innenebene ihre Mitarbeiter besser zu schulen und junge Menschen einzustellen, die die Probleme und Herausforderungen von Investorinnen kennen und verstehen. Damit die klassische Ein-Verdiener-Ehe nicht das Leitbild bei den Banken bleibt und als alles andere als zu risikoreich oder nicht finanzierbar angesehen wird.

Kann eine Immobilie ein Business Case sein und für Diversität im Alter sorgen?

Eine Kapitalanlage, die für das Alter vorsorgt, ist ein Business Case. Jede meiner Wohnungen ist ein kleines Unternehmen für sich. Mit einem eigenen Plan, einer eigenen Cashflow-Rechnung und einer Strategie. Diese ändert sich manchmal, falls Mieter*innen wechseln, Marktwerte oder das Marktumfeld sich verändern. Am Ende muss es sich lohnen und auf das große Ziel Altersvorsorge und Vermögensaufbau einzahlen.


Zur Person

Indra Schormann arbeitete viele Jahre international als Anwältin. Mit Ende 20 kaufte sie ihre erste Kapitalanlage und hält heute ein eigenes Portfolio von über 75 Wohnungen. Danach folgte „Project Treehouse“, wo sie als Expertin auch digitale Produkte und individuelle Beratungen rund um das Thema Immobilienkauf anbietet.

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