In unserer Serie „Hätte ich das bloß früher gewusst“ verraten uns Gründerinnen, Unternehmerinnen und Top-Managerinnen, welche Erkenntnisse den Unterschied gemacht hätten – jene Lektionen, die sie erst im Laufe ihrer Karriere gelernt haben, aber schon zu Beginn gebraucht hätten.
Anastasia Barner (25) gehört zu den jüngsten Gründerinnen Deutschlands. Mit 20 Jahren rief sie 2019 FeMentor ins Leben – die erste Reverse-Mentoring-Plattform Europas. Schon als Teenager schrieb die gebürtige Berlinerin für renommierte Medien wie die Funke Mediengruppe, den Spiegel und die Berliner Zeitung. 2022 stand sie erstmals auf der TEDx-Bühne, ein Jahr später veröffentlichte sie ihr Buch „(Ge)Gründet – Start-Up-Szene uncovered“. Heute gilt sie als eine der führenden Stimmen der Generation Z. Wir haben sie gefragt, was sie gerne schon früher in ihrer Karriere gewusst hätte und welche Ratschläge sie jungen Gründerinnen geben würde.
Hätte ich das bloß früher gewusst – Anastasia Barner
Wer das Privileg hat, nicht erst feste Routinen verlernen zu müssen, hat es leichter
Ich glaube, das größte Learning hat man, wenn es nicht mehr nur „Work-Life-Balance“ heißt, sondern „Work-Life-Kind-Balance“. Als ich FeMentor ins Leben gerufen habe, war ich zwischen 19 und 20 Jahre alt. Heute werde ich oft darauf angesprochen, wie mutig ich damals war. Ich würde aber rückblickend sagen, ich war vor allem naiv. Wenn du bereits mit beiden Beinen im Leben stehst, eine Familie zu versorgen hast, dich an ein festes Einkommen gewöhnt hast und an einen 9-to-5 Job, bei dem man den Laptop zu machen kann und die Arbeit im Büro lässt, dann ist es meiner Meinung nach viel schwerer, das Risiko eines Start-Ups zu wagen. Ich hatte all das nicht. Und ich glaube, es ist gut, dass ich mich gar nicht erst an all das andere gewöhnen konnte. Dadurch musste ich nicht neue Routinen lernen, sondern habe mich direkt damit auseinandersetzen müssen, wie ich am besten arbeite und wann ich meine „Life“ Zeit brauche.
Im Leben gibt es kein Entweder-oder, sondern immer ein UND
Ich dachte immer, du kannst nur einen Job haben. Du musst dich auf ein Fokusthema spezialisieren. Als ich früher gefragt worden bin, was ich später einmal beruflich machen möchte, war meine Antwort: Schauspielerin, Journalistin oder Bundeskanzlerin. Heute weiß ich: im Leben gibt es kein Entweder-oder, sondern immer ein UND. Ich bin heute nicht nur Gründerin von FeMentor, sondern Autorin, TEDx Speakerin, Gen Z Expertin und Influencerin. Dieses kleine Wort „und“ macht mich zur Neogeneralistin. Denn ich bin mehr als nur eine Sache, genau wie ich als extrovertierte Person auch introvertierte Momente und Seiten habe. Ich dachte auch immer, dass man in der Start-Up-Szene nur am Laptop arbeiten kann, alles andere wäre keine Arbeit. Das entspricht aber nicht der Realität. Auch zu Events gehen und ein Netzwerk aufzubauen gehört zur Arbeit (und macht mir persönlich am meisten Spaß).
Ich habe durch Absagen gelernt, dem Leben zu vertrauen
Ich glaube, jede Absage in meinem Leben war ein sogenannter „Gamechanging“-Moment. Die Erfolge sind zwar wundervoll und wenn du einen Preis überreicht bekommst, fühlst du dich, als hättest du es geschafft, aber wirklich nachhaltig ist das Gefühl nicht. Aber die Momente, in denen du etwas nicht bekommst, eine Absage erhält, sei es für einen Talk, eine Zusammenarbeit oder einen Job: es tut weh und es lässt dich reflektieren. Diese Momente waren für mich immer schmerzlich hilfreich. Klar macht es keinen Spaß, wenn man die vier Buchstaben „nein“ hört und das Gefühl der Ablehnung bekommt, aber daraus kann so viel passieren. Ich habe durch Absagen gelernt, dem Leben zu vertrauen und zu wissen: da kommt etwas viel besseres!
Nimm dir Zeit, um deine Meilensteine zu genießen
Mit 25 Jahren würde ich mich noch als jung bezeichnen. Da ich mich noch in der Trial and Error Phase befinden darf, genieße ich noch den Welpenschutz und nutze ihn auch. In den letzten fünf Jahren, meinen Anfang Zwanzigern ist unglaublich viel passiert und wenn ich einen Rat an Gleichaltrige geben darf oder an Personen, die sich gerade ebenfalls in einer Findungsphase befinden, dann wäre es: Lasst euch Zeit. Ich habe mir viele Träume erfüllen dürfen, aber hatte teilweise das Gefühl, von einem Ziel zum nächsten zu „sprinten“ ohne kurz anzuhalten und den Moment, auf den ich hingearbeitet habe, zu genießen. Ich würde mir „rückblickend“ gerne mehr Zeit nehmen, um diese Meilensteine zu feiern.
Vorbilder zeigen: alles ist möglich
Suche dir so früh es geht Mentoren und Mentorinnen. Am besten aus diversen Branchen, Ländern, Hintergründen und Altersgruppen. Ich habe FeMentor genau aus dem Grund ins Leben gerufen: um Zugänge zu Mentorinnen zu erleichtern. Denn ich weiß, wie wichtig es ist, Vorbilder zu haben, um für sich selbst zu wissen: alles ist möglich!