StartBusinessSkills“Aktiv um die eigene Vereinbarkeit kümmern”

“Aktiv um die eigene Vereinbarkeit kümmern”

Gemeinsam mit balanceUp beschäftigen wir uns diesen Monat mit dem Thema Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Im Gespräch mit Lisi Molzbichler und Ruth Gabler-Schachermayr sind wir Strategien auf den Grund gegangen, wie Vereinbarkeit nachhaltig in das eigene Leben integriert werden kann. Zusätzlich haben uns die beiden auch verraten, wie einfach Networking im Alltag ablaufen kann und was uns bei ihrem im Oktober stattfindenden balanceUp-Summit erwartet.

Bei balanceUp dreht sich vieles um Vereinbarkeit von Selbstständigkeit und Familie. Auch ihr selbst habt viel Erfahrung damit, Kinder und Karriere miteinander zu koordinieren. Wie schafft ihr es bei euch zu Hause beides miteinander in Einklang zu bringen?

Lisi Molzbichler: Bei mir persönlich funktioniert es nur durch viel Unterstützung von außen. Wir haben ein schulpflichtiges Kind und zwei Kindergartenkinder, von denen auch bald eines schulpflichtig wird. Die Vormittagsbetreuung ist dadurch schon mal gesichert, zusätzlich haben wir uns dazu entschieden auch eine Nachmittagsbetreuung im Kindergarten zu haben. Ganz ohne Hilfe geht es, um ehrlich zu sein, nicht. Das ist es auch, was wir unserer Community mitgeben wollen. Es ist ok, sich mit Babysittern, Großeltern, Verwandten und Freunden zu helfen oder das eigene Netzwerk zu aktivieren, wenn es mal brenzlig wird.

Ruth Gabler-Schachermayr: Ich unterschreibe alles hundertprozentig. Was ich noch hinzufügen kann, es ist wichtig Aufgaben auch delegieren zu können. Was vor allem in Bezug auf die eigenen Kinder am Anfang ganz schwer ist. Ich persönlich musste auch erst lernen an meinen Mann zu delegieren, weil es oft schwierig ist Dinge abzugeben und darauf zu vertrauen, dass sie gut gemacht werden. Es ist auch wichtig im Moment zu sein, wenn ich beispielsweise mit den Kindern am Spielplatz bin, dann will ich geistig auch vor Ort sein und in der Sandkiste oder auf der Schaukel und nicht ständig auf meinem Handy schauen. Zeit für sich und die Familie zu haben und wirklich diese Momente zu genießen, sind wirklich bedeutsam, wenn es um die Vereinbarkeit von Beruf und Familie geht.

Wann habt ihr für euch entscheiden, dass es eine Plattform wie balanceUp braucht und wie seid ihr bei der Gründung vorgegangen?

Lisi Molzbichler: Wir kommen beide aus unseren eigenen Netzwerken. Ruth hat CareerMum gegründet, ein Netzwerk, das Frauen in der Karenz hilft, sich um ihre Karriere zu kümmern. Ich habe die Business Moms Austria gegründet, ein Netzwerk für Unternehmer Mamas in Österreich. So haben wir uns eigentlich kennengelernt und damals schon große Pläne geschmiedet. Wir haben den Bedarf nach einer Konferenz gesehen, wo sich Personen mit ähnlichen Herausforderungen austauschen können. Durch die Pandemie haben wir dann auch noch zusätzlich gesehen, dass dieses Thema zu etwas Größerem geworden ist. Durch die Kinderbetreuung im Homeoffice während des Lockdowns wurde nochmal stärker bewusst, dass Familien, die beruflich aktiv oder selbstständig sind, Unterstützung benötigen. Im Oktober 2020 haben wir in unseren Communities eine große Online-Umfrage gemacht, um herauszufinden, was es eigentlich braucht. Wir haben herausgefunden, dass Vereinbarkeit wahnsinnig individuell ist. Jede Person hat eine eigene Vorstellung von Vereinbarkeit. Trotzdem haben wir Gemeinsamkeiten entdeckt und daraus sind eben unsere Kurse entstanden. Wir wollten vor allem auch eine Plattform bieten, wo sich alle rauspicken können, was sie gerade brauchen und auch eine Community an die Hand bekommen, die den Austausch ermöglicht. Allein schon zu wissen, dass man mit dem Thema nicht allein ist, kann schon viel helfen.

Was sind die Hauptthemen, mit denen eure Community auf euch zukommt?

Ruth Gabler-Schachermayr: Schon ab dem Moment unserer Umfrage ziehen sich drei große Themenblöcke bei uns durch. Der eine Block ist alles in Richtung Zeitmanagement und wie unsere Community es schaffen kann mehr Zeit für sich zu bekommen. Das ist mitunter auch wirklich etwas wo wir sagen, selbst wer gar keine Zeit hat, sollte sich selbst kurz für Zeitmanagement zur Seite nehmen. Genau dadurch werden wieder Freiräume geschaffen und einige Stunden pro Woche gespart. Ein anderer Block ist die Frage, wie alle Bälle, die gerade gleichzeitig in der Luft sind, strukturiert werden können. Da geht es ganz stark auch in Richtung Ziele und Prioritäten. Das Dritte ist die Community und das Netzwerk, also das Netzwerken an sich und andererseits der Austausch in der Community, zu wissen, dass es andere gibt, denen es ganz genauso geht. Zusätzlich blicken wir mit unserer Community auch auf ihre finanzielle Absicherung und sprechen mit ihnen, wie sie sich beispielsweise vor Altersarmut schützen können. Auch Gesundheit ist bei uns ein wichtiges Thema. Was mache ich, wenn ich anstehe? Wie schaffe ich es, einen Schritt zurückzugehen?

Neben E-Learning bietet ihr auch Power Circles an. Was genau können wir uns darunter vorstellen?

Lisi Molzbichler: Das sind zwölf Wochen lang geführte Gruppen Coachings, wo wir aber nicht nur coachen und Inputs anbieten, sondern ganz stark in den Austausch gehen. Hier fällt mir das Stichwort Schwarmwissen ein, weil das etwas ist, wovon wir eigentlich am meisten profitieren. Das ist die Erfahrung von anderen zu einem bestimmten Thema. Was hat gut funktioniert, was hat nicht funktioniert? Und wir haben vorher über die Individualität in Familien gesprochen. Da ist uns immer ganz wichtig, dass die Leute ausprobieren, um herauszufinden, was zu ihnen passt. In diesen zwölf Wochen können Teilnehmer:innen wirklich ins Tun kommen. Die Gruppe hat ihren Coach ständig an der Seite, Diskussionen werden angeregt und Teilnehmer:innen mit Expertise versorgt. Wir sagen immer, Online Kurse sind super, um sich Wissen anzueignen und die Basis zu bilden. Wenns dann darum geht, das Gelernte anzuwenden ist eine Gruppendynamik inklusive Austausch sehr von Vorteil.

Wie habt ihr es geschafft, durch Networking ein solch großes Team an Coaches und Netzwerkpartner:innen aufzubauen und vor allem auch zu erhalten?

Ruth Gabler-Schachermayr: Ein wesentlicher Punkt beim Netzwerken ist es, gezielt mit Personen in Verbindung zu treten, bei den Coaches war das besonders wichtig, weil wir ja für bestimmte Themenbereiche gesucht haben. Wer ein richtig gutes Netzwerk hat, weiß auch gleich, wer die Expertise hat, die man gerne anbieten möchte. Auch alleine (EPU) kannst du im Team arbeiten, dazu brauchst du ein gutes Netzwerk, das dich bereichert. Genau so agieren wir auch. Wir denken eigentlich nicht nur an uns, wenn wir an balanceUp denken, sondern auch an unser Social-Media-Team und an alle, die an der Konzeption mitwirken, an unsere Community und auch unsere Coaches. Um in Kontakt zu bleiben ist es gut gemeinsam Ziele zu realisieren, das Team auf die Reise mitnehmen und sich gemeinsam zu entwickeln. Das gilt einerseits im Netzwerken mit unseren Coaches, aber auch für jedes andere Netzwerken. Es ist auch wichtig, sich immer wieder in Erinnerung zu rufen, was vielleicht zu der Person passen könnte. Ob das kleine Nachrichten sind, weil man einen spannenden Artikel gefunden hat, oder ein besonderes Ereignis.

Lisi Molzbichler: Und ich würde noch einen Satz ergänzen, den Ruth auch immer gerne nimmt. In Wahrheit hat man am Tag fünf Möglichkeiten zu netzwerken. Das ist der Morgenkaffee, der Vormittagskaffee, ein Mittagessen, am Nachmittag wieder einen Kaffee beziehungsweise einen virtuellen Kaffee und am Abend noch einen Drink an der Bar oder ein Abendessen zu gestalten. Das verteilt sich über den Tag und eine halbe Stunde hat man immer um sich kurz auszutauschen und etwas zu besprechen. So halten wir das selbst auch.

Am 11. Oktober findet nun endlich euer balanceUp-Summit statt. Was können sich Teilnehmerinnen von der Veranstaltung erwarten?

Lisi Molzbichler: Wir haben die Veranstaltung in vier Bereiche eingeteilt. Wir wollen auf einer Seite diskutieren, wie Vereinbarkeit momentan gelebt wird und wie Vereinbarkeit in Zukunft gestaltet werden kann. Dafür machen wir eine Zeitreise, und zwar ins Jahr 2050, weil wir schon wissen wollen, was die nächste Generation bei diesem Thema brauchen wird. Dazu haben wir ein spannendes Programm zusammengestellt, bei dem Keynotes und Vorträge geplant sind, die in das Thema einführen und einen Rahmen für Veränderung schaffen sollen. Zusätzlich werden auch Podiumsdiskussionen mit spannenden Persönlichkeiten stattfinden. Als zweiten Bereich werden wir ein Kino haben, das ein bisschen wie Netflix funktionieren wird. Teilnehmer:innen können sich Beiträge aussuchen und diese On-Demand ansehen. Da verfolgen wir auch wieder unseren Grundsatz, dass jede Familie und jede Vereinbarkeit individuell ist. So können sich alle das holen, was sie gerade brauchen. Wir werden auch einen großen Bereich zum Netzwerken schaffen. Weil uns der Austausch untereinander ganz wichtig ist. Das Ziel ist es, einen virtuellen Raum möglichst real zu gestalten. Als letzten Bereich haben wir noch eine virtuelle Ausstellung mit all unseren Partner:innen und Unternehmen, die sich präsentieren und da nochmal in Kontakt mit unseren Teilnehmerinnen und Teilnehmern treten wollen. Es geht uns wirklich darum zu zeigen, dass Vereinbarkeit für alle machbar ist, das heißt der Zugang zum Event ist auch kostenfrei und die Beiträge sind für 24 Stunden live und online kostenfrei zugänglich.

Ruth Gabler-Schachermayr: Zur Ergänzung vielleicht auch noch der Bereich, der uns ganz besonders wichtig ist und ein Herzensanliegen: Das Netzwerken. Auf einer Online-Konferenz ist das nicht so leicht umsetzbar wie live und real. Wir bauen eigene Netzwerk-Räume zu unseren Vereinbarkeits-Themen, sowie um die Speaker:innen und Expert:innen kennen zu lernen, um diesem Erlebnis so nahe wie möglich zu kommen und tatsächliche 1:1 Kommunikation zu ermöglichen. 

Merkt ihr beim Thema Vereinbarkeit eigentlich gerade einen gesellschaftlichen Wandel?

Ruth Gabler-Schachermayr: Es kommt immer mehr raus, dass sich Leute aktiv um die eigene Vereinbarkeit kümmern. Menschen lassen Vereinbarkeit nicht mehr nur passieren und wurschteln sich in der Situation irgendwie durch. Wir bekommen von unserer Community ganz stark das Feedback, dass es eine Dankbarkeit dafür gibt, wenn wir dabei helfen eine Brücke zu schlagen und Personen Tools in die Hand geben, mit denen sie ihre Situation aktiv in den Griff bekommen können. Es geht mittlerweile in die Richtung, wie wir Kapitän:innen unseres Schiffes werden und es in die richtige Richtung lenken.

Lisi Molzbichler: Vereinbarkeit ist nicht etwas, das einmal gelernt wird und dann ein Leben lang so weiter funktioniert. Es verändert sich ständig, weil die Kinder sich ständig verändern und andere Bedürfnisse oder auch Stundenpläne haben. Plötzlich dreht sich das Ganze wieder, deswegen ist es uns wichtig, immer am Ball zu bleiben und uns aktiv mit Vereinbarkeit zu beschäftigen.


Interessiert am balanceUp-Summit teilzunehmen? Gleich auf den Link klicken und anmelden: https://www.balanceup.at/summit-tickets/

 

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