StartBusiness2025: Mut zu mehr Diversity auf allen Ebenen

2025: Mut zu mehr Diversity auf allen Ebenen

Statt mehr vom Gleichen ist jetzt die Zeit für mehr Diversity in Vorständen, meint Autorin Simone Fasse. Der Spezialchemie-Konzern Evonik macht hier einen wichtigen Schritt.

Zwei Wirtschafts-Nachrichten ließen uns in der vergangenen Woche besonders aufhorchen. Als erster deutscher Großkonzern besetzt der Chemieriese Evonik seinen Vorstand künftig mehrheitlich weiblich. Dieser Schritt ist Teil einer größeren strukturellen Veränderung, unter anderem streicht das Unternehmen eine Führungsebene und gliedert Betriebteile aus, so dass rund 7000 Stellen wegfallen. Evonik wird damit unter den börsennotierten Unternehmen in MDax und DAX zum Spitzenreiter beim Frauenanteil im Vorstand. Mit Wirkung zum 1. April 2025 rücken Lauren Kjeldsen und Claudine Mollenkopf in den Vorstand auf, die zuvor bereits im operativen Geschäft des Konzerns im Management wirkten. Maike Schuh bleibt als Finanzchefin an Bord, Christian Kullmann ist weiter CEO, Thomas Wessel Personalvorstand. Ziel, laut Unternehmen: Abläufe beschleunigen, Bürokratie reduzieren und auch: Internationaler werden, denn Kjeldsen ist Amerikanerin, sie wird künftig auch für das Thema Innovationen verantwortlich sein. Mollenkopf ist Französin, sie soll u.a. für die Operative Exzellenz stehen.

Einen ganz anderen Weg geht Autobauer Mercedes Benz: Hier steigen gleich drei Männer in den Vorstand auf, der Frauenanteil sinkt damit wieder auf das gesetzlich vorgeschriebene Minimum von einer Managerin. Dazu wird kräftig verjüngt. Britta Seeger, bisher im Vorstand für den weltweiten Vertrieb verantwortlich, wird zum 1.Mai 2025 Vorständin Personal und Arbeitsdirektorin – bislang hatte diesen Posten Sabine Kohleisen inne. Deren  Vertrag lief eigentlich bis Ende 2025. Aber, so die offizielle Mitteilung: „Im Sinne des Unternehmens und um die Verjüngung des Vorstands zu beschleunigen, legt sie ihr Mandat zum 30.4.2025 nieder.“ Auch Renata Jungo Brüngger (Integrity, Governance & Sustainability) scheidet im Herbst 2025 aus dem Vorstand aus.

Ich gebe zu, ich bin befangen. Denn unsere Kaufentscheidung für die Marke mit dem Stern basierte auch darauf, dass Mercedes Benz die Frauen früh sowohl im Vorstand, als auch in der Community und in der Werbung adressiert hatte. Mit dieser Vorstands-Entscheidung geht Glaubwürdigkeit verloren. Aber auch mit dem Blick auf die gesamte schwächelnde Automobilbranche bin ich immer wieder überrascht, wie wenig divers Vorstände aufgestellt sind, hier gibt es sogar einen Backlash, hin zu den gewohnt männlich geprägten Strukturen.

Die Transformation in der Wirtschaft ist in vollem Gange, von Künstlicher Intelligenz über Kreislaufdenken, Lieferengpässe, internationale Krisen und Inflation. Die Herausforderungen sind hoch, in der Automotive-Branche ist die Lage (leider erwartbar) ernst, Stellen- und Standortabbau sowie nachgelagert wirtschaftliche Schieflage bei den Zulieferern werden uns auch 2025 beschäftigen. Wenn die Autobranche in Deutschland schwächelt, geht es vor allem stimmungsmäßig überall bergab.

2025 ist es wichtiger denn je, neuen Perspektiven, neuen Businessfeldern, neuen Strukturen eine Chance zu geben, um Innovationen zu treiben. Die Entscheidung bei Evonik ist hier ein wichtiger Schritt, der in der deutschen Vorstandslandschaft auffällt, wie Zahlen der Allbright Stiftung immer wieder belegen.

Diversere Blickwinkel sind gefragt, es braucht die Erfahrungen aus den verschiedensten Disziplinen, aus unterschiedlichen Nationen, Altersgruppen und sozialer Herkunft um mehr frische Entwicklungen voran zu bringen. Das zeigte gerade unser WEconomy Diversity Leaders Summit in Wien, der zahlreiche Entscheider:innen zusammenbrachte und einmal mehr verdeutlichte: Diversity drives Innovation. Hier geht´s zum ausführlichen Nachbericht.

Jede Menge Inspirationen, frische Blickwinkel und beeindruckende Rolemodels aus den verschiedensten Diversity-Ebenen finden Sie auch in unserer neuen Print Ausgabe. Wir wünschen viel Freude beim Lesen!

 

Fotomaterial@Evonik

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