Auch traditionsreiche Unternehmen wie Henkel bemühen sich tagtäglich darum, innovative Prozesse voranzutreiben. Dafür braucht es einerseits einen gut gesicherten Erfahrungsschatz, andererseits auch genug Freiraum für Innovation. Wir haben mit Birgit Rechberger-Krammer, Präsidentin von Henkel Österreich, über dieses Zusammenspiel gesprochen.
Im Zuge der Digitalisierung wurde vielen Unternehmen plötzlich bewusst, dass es ohne Innovation einfach nicht mehr geht. Hat Erfahrung noch den Stellenwert, den sie früher einmal hatte?
Ja, denn um Zukunftschancen und -risken auszuloten, braucht es einen gesicherten Erfahrungsschatz. Es geht immer um einen guten Mix an Kompetenzen und Skills. Erfahrene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Projekte in einem Gesamtkontext einordnen können, sind dabei genauso wichtig wie die sprichwörtlich »jungen Digital Natives« mit ihrem »Out of the box-Denken«.
Gibt es Innovationen die gänzlich ohne Erfahrung auskommen? Inwiefern hängt beides zusammen?
Bei vielen Innovationen ist es so, dass etwas existierendes Gutes positiv weiterentwickelt wird. Nehmen Sie unsere Marke Persil, die Fritz Henkel im Jahr 1907 erfunden hat. Persil ist heute, 112 Jahre später, weiterhin sehr erfolgreich am Markt. Warum? Weil das Persil von damals nicht das Persil von heute ist. Waschtechnologien, Waschgewohnheiten, die Textilien, die Möglichkeiten der Chemie – vieles hat sich seit der Ära von Fritz Henkel verändert. Die Innovation bestand und besteht weiterhin, Persil an die Trends und die Zeiterfordernisse anzupassen. Anders formuliert: Persil bleibt Persil, weil es nicht Persil bleibt.
»Wenn es so leicht wäre, aufgrund von Erfahrung abzuschätzen, ob eine Innovation toll performt oder nicht, hätte man den Stein der Weisen erfunden.«
Was bedeutet Innovation für Sie? Kommt die Erfahrung spätestes dann ins Spiel, wenn es darum geht abzuschätzen, ob sich eine innovative Idee in weiterer Folge auch verkaufen lässt?
Eine Innovation muss einen Mehrwert schaffen. Sie basiert üblicherweise auf einem »unmet consumer need«. Das heißt, sie löst ein Problem oder bietet einen neuen Nutzen, etwa mehr Convenience wie beispielsweise Zeiteinsparung. Natürlich muss man die Innovation auch bekanntmachen. Die Digitalisierung bietet uns dafür bisher ungeahnte Möglichkeiten, besonders was Dienstleistungen oder Prozesse betrifft. Aber wenn es so leicht wäre, aufgrund von Erfahrung abzuschätzen, ob eine Innovation toll performt oder nicht, hätte man den Stein der Weisen erfunden. Das habe ich leider nicht (lacht).
1907 brachte Henkel Persil heraus und revolutionierte damit den Markt. Würden Sie sagen, dass innovatives, visionäres Denken in der DNA des Unternehmens liegt?
Ja, unser Gründer, Fritz Henkel, war ein Entrepreneur im besten Sinne. Unternehmerisches Denken und Handeln ist ein sogenanntes Leadership Commitment bei uns, also Teil der Führungskultur. Das betrifft im Übrigen aber nicht nur das Management, sondern jede Mitarbeiterin und jeden Mitarbeiter. Es gibt überall, auf allen Unternehmensebenen, etwas, bei dem wir noch besser, schneller, effizienter, also schlichtweg innovativer sein können.
Heute wird Innovation glücklicherweise häufig stark vom Wunsch befeuert, die eigenen Produkte und die eigene Produktion nachhaltiger zu gestalten. Würden Sie sagen, dass Nachhaltigkeit die wichtigste Triebfeder für Innovation bei Henkel ist?
Sie ist eine der wichtigsten, denn wir streben als Familienunternehmen in unserem unternehmerischen Handeln immer Nachhaltigkeit an. Das langfristige Denken, das Denken in Generationen, sorgt dafür, dass wir uns seit 143 Jahren erfolgreich am Markt bewegen. Im Innovationsbereich arbeiten wir mit dem Tool des Sustainability#Master. Das heißt, jede Innovation, die wir auf den Markt bringen, muss in puncto ökologischer Fußabdruck besser als das vergleichbare Vorgängerprodukt sein.
Wie hat sich der Weg von der innovativen Idee zum fertigen Produkt in den vergangenen Jahrzehnten verändert?
War es früher bisweilen noch möglich, im Unternehmen selbst, also übertrieben gesprochen fast »abgeschottet im Labor«, Innovationen zu entwickeln, hat für uns heute das Konzept der »Open Innovation« Priorität. Neue, frische Ideen entstehen durch die enge Zusammenarbeit mit Universitäten, Forschungseinrichtungen, Lieferanten, Kunden oder werden in Form der Zusammenarbeit mit Start-ups ins Unternehmen geholt. Für letzteres setzen wir unter anderem auf Henkel Ventures, einen eigenen, mit 150 Mio. Euro dotierten Investmentfonds. Außerdem gibt Henkel jährlich fast 500 Mio. Euro für Forschung und Entwicklung aus.
»Wir erzielen im Konsumgüterbereich rund 40 Prozent des Umsatzes mit Produkten, die es vor drei Jahren noch nicht am Markt gegeben hat.«
Damit Innovationen klug vorangetrieben werden können und Zukunft so gestaltet wird, dass alle Menschen darin Platz haben, ist das Thema Diversity sehr wichtig. Welche Erfahrungen haben Sie mit diversen Teams gemacht und welchen Stellenwert hat Diversity für Sie?
In meinen zahlreichen internationalen Verantwortungsbereichen bei Henkel habe ich erfahren dürfen, wie wichtig es ist, das Know-how von verschiedenen Talenten für den gemeinsamen Teamerfolg erfolgreich zusammenzuführen. Es gibt ja niemals nur die eine einzig wahre und richtige Sichtweise bei der Beurteilung einer bestimmten Herausforderung. Um herauszufinden, wie unterschiedlich sie dies tun, hilft Diversity in den Teams immens.
Auf welche innovative Idee oder welches innovative Produkt aus dem Henkel-Universum sind Sie besonders stolz?
Wir erzielen im Konsumgüterbereich rund 40 Prozent des Umsatzes mit Produkten, die es vor drei Jahren noch nicht am Markt gegeben hat. Besonders stolz ist man auf das, was man selbst mitgestalten durfte, wie etwa die Somat Gold Tabs, und das, was aktuell top am Markt ist, wie beispielsweise unsere Persil Discs, die Dry Stylers von Syoss oder Pattex Click&Fix.
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