StartBusinessWas Führungskräfte über KI wirklich wissen sollten - Business und KI

Was Führungskräfte über KI wirklich wissen sollten – Business und KI

Entscheider:innen können zurzeit keine Onlineseite oder Fachzeitschrift aufschlagen, ohne mit guten Ratschlägen rund um die betriebliche Nutzung von KI überschüttet zu werden. Aber was ist wirklich wichtig? Tipps für die Praxis abseits des Hypes (Teil 1).

Auf welche Bereiche der viel gehypten künstlichen Intelligenz (KI) sollte ich mein Augenmerk als Führungskraft zuerst legen? Wo fange ich am besten an? Mit diesen Fragen schlagen sich wohl viel Unternehmen derzeit herum. Gleich zu Beginn ist es daher ratsam, den Spieß einfach einmal umzudrehen und zu schauen: Welches Bild hat die KI eigentlich von meinem Unternehmen?

Was hat sie in ihrer Lernphase von meinem Unternehmen gespeichert und weiterverarbeitet? Fragen Sie einmal ChatGPT: „Ist {meine Firma} ein guter Arbeitgeber für {Ihre Berufsbezeichnung}? Im Fall der WU Executive Academy etwa bekommt man relevantes Feedback zu dieser Frage mit 2.073 Zeichen. Als Manager und HR-Leiter müssen wir uns also überlegen, wie wir ein richtiges (und attraktives) Bild nicht nur auf Plattformen wie kununu, sondern ab sofort vor allem auch in den wichtigsten lernenden KI-Modellen – allen voran ChatGPT – bieten können.

Der Wikipedia-Eintrag ist eine häufig herangezogene Quelle für KI-Modelle. Ein gut gepflegter und sachlich korrekter Wikipedia-Eintrag eines Unternehmens stellt sicher, dass Ihr Unternehmen genau und positiv dargestellt wird. Dabei ist eine klar strukturierte, stets gepflegte und informationsreiche Website ist nicht nur für potenzielle Kunden und Partner von Vorteil, sondern auch für zukünftige Mitarbeiter. In Zukunft wird es für das aktive KI-Management von Firmen ähnliche Spezialisten im Marketing geben wie heute bei der „Search Engine Optimization (SEO).

Endlich ein Produktivitätssprung

Eines der großen Versprechen der KI-Anbieter ist die gesteigerte Produktivität im Arbeitsalltag: durch sekundenschnelle Textvorschläge, automatisch erstellte Präsentationen, KI-generierte Software oder Werbedesigns. Wieviel Zeitersparnis bringt das? Wir als Wissensarbeiter sparen viele Stunden, derzeit insbesondere beim Generieren, Optimieren und Übersetzen von Texten mit Deepl und ChatGPT. Aber auch als Sparring-Partner für neue Ideen oder die Ausarbeitung von Konzepten ist KI extrem hilfreich und erspart viel Zeit, die anderswo wiederum frei wird. Die Zusammenarbeit zwischen Marketers und Kreativ-Agenturen kann so auch zeitsparend gestaltet werden.

Statt eines verbalen Briefings und vielen Missverständnissen – pardon „Abstimmungsschleifen“ – machen ein paar schnell erstellten Bilder aus Midjourney die Kampagnenausrichtung klar. Grafiker bekommen ein Vorschlags-Layout aus dem KI-gepowerten Canva oder Adobe Firefly und machen entweder nur mehr den letzten Schliff, oder wissen genau, was der Kunde will. Damit die KI-Effizienz aber auch tatsächlich auf die Straße kommt, braucht es Knowhow in den Unternehmen, um nicht selbsternannten KI-Gurus ausgeliefert zu sein.

Die Rolle der C-Levels

Jetzt die Gretchenfrage: Wie hält es eigentlich der Chef selbst mit der Verwendung von KI? In der gegenwärtigen Phase der generativen KIs ist das eigene Ausprobieren für Führungskräfte ein Muss: Kann es doch Augenöffner und Grundlage für eine strategische Einordung zugleich sein, wie wir in der Zusammenarbeit mit vielen unserer Kunden gesehen haben, die aktuell eigene Lernschienen aufstellen, um KI-Knowhow in alle Ebenen des Unternehmens zu bringen. An der WU Executive Academy veranstalten wir regelmäßig maßgeschneiderte KI-Trainings für Unternehmen.

Als optimal hat sich das Online-Format herausgestellt: Kick-off-Session mit etwa vier Stunden Dauer; danach heißt es dran bleiben an der rasanten KI-Entwicklung. Deshalb versorgen wir die Teilnehmer mit regelmäßigen Wissens-Updates. Aber auch das gute alte Reverse Mentoring im Unternehmen ist ideal für mehr KI-Know-how. Viele der digitalökonomischen und strategischen Grundlagen zum betrieblichen KI-Einsatz sind daher seit kurzem nicht nur bei den maßgeschneiderten Firmenprogrammen, sondern auch in den Curricula der MBAs der WU Executive Academy fixer Bestandteil.

Generative KI ist erst der Anfang

KI ist viel mehr als „nur“ generative KI, also die Erstellung von Texten, Audio, Bildern und Code, von der wir gerade in den Medien so viel lesen. Die zukünftige Entwicklung der KI lässt sich in drei Wellen zusammen:

Die erste Welle, die generative KI, revolutioniert aktuell die Erstellung von Inhalten durch den Einsatz von auf maschinellem Lernen basierenden Sprach- und Medienmodellen.

Die zweite Welle, die Synthese-KI, geht über die Inhaltserstellung hinaus und konzentriert sich auf die Integration diverser Informationsquellen, um grundlegende Aussagen oder Entscheidungsgrundlagen zu generieren. Ein Beispiel dafür wäre etwa die vollständige Abbildung der Customer Journey, die nicht nur Kundeninteressen erfasst, sondern auch eine neue Grundlage für die Produktentwicklung liefert.

Die dritte Welle, die autonome KI, wird darauf abzielen, selbstlernende Systeme zu schaffen, die sich an neue Situationen anpassen und eigenständig Entscheidungen treffen können.

KI ist nichts ohne Daten – Synthetische Daten für ihr Marketing?

Für das Marketing ist die Nutzung von KI heute und vor allem in der Zukunft ein echter Gamechanger, der völlig neue Möglichkeiten eröffnet: Wird unser Produkt von der Zielgruppe angenommen werden? Wie können wir unsere Customer Journey noch besser gestalten? Wie kann es uns gelingen, einen neuen Markt zu erobern?

Vielen heutigen KI-Modelle, die mit beliebigen Daten aus dem Internet trainiert wurden, mangelt es an der Zustimmung der datengenerierenden Personen für solche Zwecke. Eine Anonymisierung der Daten wiederum würde die Zweckmäßigkeit und Aussagekraft der Ergebnisse schmälern. Eine Lösung bieten hier synthetische Daten, die KI generierte „Personas“ erschaffen. Synthetische Daten ermöglichen es, Marketingstrategien effektiv zu testen und zu optimieren, ohne auf reale Kundendaten angewiesen zu sein. Ein besonderer Vorteil dabei ist die Schnelligkeit der Simulationen.


Dieser Kommentar von Barbara Stöttinger, Dekanin der WU Executive Academy, und Martin Giesswein, Digitalisierungsexperte und Faculty Member der WU Executive Academy, ist Teil eins der dreiteiligen Serie. Teil zwei, KI-Strategie für die nächsten Jahre erscheint ab 15.10., Teil drei, Corporate AI-Responsibility ab 22.10.

Fotomaterial(c) Canva

STAY CONNECTED