Die Chinesen kommen. Auch mit ihren Fahrzeugen – das hat die Internationale Automobil-Ausstellung Mitte September in München sehr deutlich gemacht. Einer der neuen Hersteller auf der IAA ist Changan, die viertgrößte chinesische Automarke mit Hauptsitz in der 30-Millionen-Plus Gemeinde Chongqing. General Manager Zhao Fei stellte auf der Messe das Kompakt-SUV „Deepal S05“ vor, das sheconomy vorab testfahren durfte.
Bei der Einweisung wird schnell klar: Dieser Wagen ist ein Entertainment-Buddy. Es gibt unter anderem einen Party-Modus, bei dem die Fenster runterfahren, die Scheinwerfer blinken und lauter Techno läuft, der Innenraum kann mit 64 Farben beleuchtet werden (auch adaptiv zu Musik) und 14 Lautsprecher machen richtig guten Sound. Perfekt für Co-Pilotin Letizia Ofner aus Berlin, die in der Event-Branche unter anderem als DJane bekannt ist. „Für mich bedeutet Autofahren Me-Time – da spiele ich unter anderem neue Musik durch. Tatsächlich habe ich die Entscheidung professioneller aufzulegen auch im Auto getroffen. Da habe ich mir mein erstes eigenes Set angehört und hatte Freudentränen in den Augen. Und habe beschlossen: „Das musst du jetzt weiterverfolgen“, erzählt die Schweizerin.
Angefangen hat ihre Karriere in einer bekannten Münchner Event-Location mit einer Ausbildung zur Veranstaltungskauffrau (neu-deutsch „Event-Managerin“) mit 18 Jahren. „Ich hatte kurz vor dem Abi aus Überzeugung die Schule geschmissen. Und war so stolz, als ich meine erste Visitenkarte bekam – aber es war auch ein Knochenjob, als Azubi schleppst du eben auch irgendwelche Kisten von A nach B. Ich wollte mir dann irgendwann einen USP zulegen. Also habe ich mir beigebracht, die Mischpulte für die DJs zu verkabeln, den Technikaufbau also verstehen und selbst ausführen zu können“, so die 28-Jährige, während sie sich mit dem Deepal S05 durch strömenden Regen und den Münchner Berufsverkehr kämpft.

Das Thema USP passt da sehr gut, wird den chinesischen Automarken doch gern vorgeworfen, sie seien seelenlos, hätten keine Historie, kauften europäisches Design ein. Nun stellt sich aber die Frage, wie viel den Kund*innen angesichts steigender Lebenskosten Marken-Identitäten wert sind. Oder ob es darum geht, für sein Geld möglichst viel zu bekommen. Beispiel Deepal S05: Neben lebenswichtigen Funktionen wie dem „Kinder- und Haustier“-Sensor, der eine Überhitzung des Innenraums beim Parken verhindert, machen Optionen wie der „Queen’s-Seat“, der den Beifahrer*innen-Sitz beinahe in eine Liegeposition bringt, und das knapp 2qm2 große Panorama-Glasdach das Fahrerlebnis einfach komfortabler. Und den Deepal S05 zu einem sehr angenehmen Reisepartner – auch für Familien.
Ebenso zeigt sich Letizia Ofner, deren Vater Franco ein passionierter Oldtimer-Sammler und Rallye- Fahrer ist, vom Changan Deepal S05 angetan: „Der hat innen was von einem Raumschiff, außen ist er ungesehen, anders…“ Die Optik beim Changan stammt übrigens aus Italien, denn in Turin befindet sich das Design-Zentrum. Dafür gab’s zuletzt für den Deepal S05 sogar den iF Design Award 2025. Und das muss man Herstellern wie Changan lassen: Sie konzipieren Fahrzeuge anders, ohne historische Altlasten etwa und dazu preislich sehr kompetitiv.
Neue, ungewöhnliche Konzepte zu entwickeln, um Marken zu pushen, das ist auch Letizia Ofners Ansatz als Brand Strategist und Creative Producer – soeben hat sie sich mit ihrer Agentur „Tease Concept“ selbstständig gemacht. Und klar, gehörten Automobilmarken zu ihren absoluten Wunschkunden, sagt sie, damit sei sie ja aufgewachsen. Da wird es in Zukunft auch viel Potential geben mit der neuen chinesischen Konkurrenz, die in den Markt drängt. Denn mit dem Deepal S05 von Changan ist klar: Der ist gekommen, um auch zu bleiben.
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