Text: Maria Rerrich
In den nächsten Jahren gehen rund sieben Millionen Frauen der geburtenstarken Jahrgänge in Rente. Sie sind deutlich qualifizierter als ihre Mütter, sie haben viele Jahre gearbeitet, und sie werden in den allermeisten Fällen dennoch eine Rente erhalten, von der sie nahezu unmöglich leben können. Es gibt hierfür Gründe struktureller Art, an denen so schnell nichts zu ändern sein wird (am Ende der Lektüre dieses Buches kennt man viele davon). Aber ein wichtiger Grund liegt darin, dass sich Frauen oft zu wenig um die eigene Altersvorsorge kümmern.

Claudia Kneifel (2025) Verliebt, vertraut, verrechnet: Erfolgreiche Altersvorsorge für Frauen ab 50. Bonn: Dietz Verlag
Die Würzburger Journalistin Claudia Kneifel war eine von ihnen – eine vielbeschäftigte Teilzeit arbeitende Mutter von drei Kindern, die den Balanceakt zwischen unbezahlter Care-Arbeit zu Hause und freiberuflicher Medienarbeit Jahre lange irgendwie hinbekommen und das Thema Rente zunächst hintangestellt hat. Der Weckruf kam nach einem Altersvorsorgegespräch bei der Rentenversicherung. Dabei wurde überdeutlich: nicht nur wird es nichts mit der Idee, eventuell früher in Rente zu gehen. Im Gegenteil: um im Alter finanziell abgesichert zu sein, musste sie unbedingt aktiv werden.
Wie das sogar noch mit 50 Jahren geht, zeigt die Autorin in diesem Buch. Zehn Strategien schildern realistische Wege, um die Falle Altersarmut zu vermeiden. Das beginnt mit der Aufforderung, offen über das Tabu-Thema Geld zu sprechen – nicht nur mit dem Partner, sondern ebenso im Freundeskreis, wo es einiges zu lernen gibt. Es geht weiter mit der Aufforderung, sich Finanzwissen anzueignen, und dazu findet sich hier viel Verständliches, womit auch die Leserin ohne Vorwissen weiterkommt. Der Vorschlag, Haus- und Care-Arbeit in der Familie gerecht zu verteilen, dürfte manchmal weniger leicht umsetzbar sein, denn das setzt nicht nur guten Willen, sondern auch konkrete Umsetzungsmöglichkeiten voraus, etwa in den jeweiligen Berufen. Aber auch kleine Schritte können durchaus einiges bewegen, das zeigt Claudia Kneifel an etlichen Beispielen. Besonders nützlich sind am Ende dieses (wie jedes weiteren) Kapitels die Zusammenfassung, Web-Tipps sowie eine To-do-Liste mit zahlreichen Ideen, wie es weitergehen könnte.
Es braucht mehr zeitlichen Spielraum zu Hause für mehr Zeit im Beruf, und für mehr Rente brauchen Frauen bessere Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt und mehr Jobs mit guter Bezahlung. Nicht nur Minijobs und Teilzeitarbeit, die für gute Renten eher Sackgassen darstellen, sind ein weiteres Thema, sondern auch die Problematik der Altersvorsorge von Selbstständigen. Denn das Risiko der Altersarmut dieser Personengruppe wird leicht unterschätzt. Nie ist es zu spät, um nach einer Gehaltserhöhung zu fragen. Warum zögern so viele Frauen im Gegensatz zu ihren männlichen Kollegen darüber zu verhandeln, auch wenn ihnen ein höherer Verdienst zustünde? Wie mögliche erfolgreiche Verhandlungsstrategien aussehen – dazu finden sich viele Anregungen.
Ausführlich erklärt werden die Details der gesetzlichen, der betrieblichen und der privaten Altersvorsorge. Ebenso erfährt man, welche Informationen von einem Altersvorsorgegespräch bei der Rentenversicherung zu erwarten bzw. nicht zu erwarten sind. Welche Vor- und Nachteile vom Sparen mit vermögenswirksamen Leistungen, Riester-Rente, Rürup-Rente gibt es? Welche Sparvarianten und Investitionen sollten eher vermieden werden? Welche Punkte müssen Frauen bei der jährlichen Lohnsteuererklärung beachten, um weniger Steuern zu zahlen? Besonders interessant für diejenigen, die hierbei noch gezögert haben, sind die Tipps für den Börsenstart. Nach der Lektüre, die wesentliche Schritte hierzu aufzeigt, wird klar – Investieren an der Börse ist kein Hexenwerk, das entsprechende Rüstzeug kann sich frau gut erarbeiten. Ein nützliches Glossar hilft beim Lernen, und das zahlt sich im Alter aus.
Wir wissen alle: Scheidungen kommen heutzutage sehr häufig vor, auch wenn Jungverheiratete ungern daran denken (sie haben sich schließlich gerade ewige Liebe geschworen). Ein Ehevertrag kann zwar nicht die Liebe retten, aber das Geld. Welche Vorteile ein Ehevertrag hat, wie eine Scheidung nicht zur finanziellen Falle wird, wie sich unverheiratete Paare absichern können, was beim Versorgungsausgleich zu beachten ist – auch dazu erfährt man Neues und Wichtiges. Übrigens: selbst wenn die Liebe ewig bleibt, können andere Ereignisse eintreten, die gern verdrängt werden, etwa Erwerbsunfähigkeit oder Pflegebedarf. Dafür ist es ebenso wichtig, eventuelle finanzielle Auswirkungen fürs Alter rechtzeitig zu durchdenken.
Der politische Hintergrund dafür, dass Frauen in Deutschland meist zu wenig Rente bekommen, spart die Autorin nicht aus. Bekanntlich hinkt Deutschland den meisten seiner Nachbarländer in manchem gewaltig hinterher. Von einer Lohngleichheit zwischen Frauen und Männer sind wir noch weit entfernt, ebenso davon, die unbezahlte Care-Arbeit in der Familie gleich zu verteilen. Und die Auswirkungen dieser Ungleichheiten setzen sich bis ins Rentenalter fort. Dieses hilfreiche und praxisnahe Buch liefert einiges an Handwerkszeug dazu, was jede Frau selbst unternehmen kann, um bei der Rente nicht zu sehr ins Hintertreffen zu geraten. Claudia Kneifels Aufforderung zum Schluss kann man sich nur anschließen: packen wir‘s an!
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