Wie denn nun? Der Twitter-Account »Das bisschen Arbeit« stellt typische Geschlechterrollen auf den Kopf. Und damit auch ein bisschen die ganze Welt.
Wer sich noch an das in der Volksschule sehr beliebte Spiel »Verkehrte Welt« erinnern kann, wird sich beim Twitter-Kanal »Das bisschen Arbeit« sofort auskennen. Dort erwarten einen nämlich Postings wie »Nachdem mein Mann jetzt ein paar Jahre Teilzeit arbeitet, macht er sich plötzlich Gedanken um seine Altersvorsorge. Ich überlege jetzt 50 Euro im Monat auf ein Tagesgeldkonto anzulegen für ihn. Das müsste doch reichen?«.
Ist man in besagtem Spiel allerdings nicht mehr ganz so geübt, dann wird es mit der Dechiffrierung des eben erwähnten Postings vermutlich etwas schwieriger. Genauso bei folgendem Twitter-Posting: »Heute vier Vorstellungsgespräche. Stefan (24) brachte alle Qualifizierungen mit. Aber soll ich das Team wirklich von einem Mann im zeugungsfähigen Alter leiten lassen? Mal ganz ehrlich: Da suche ich ja in einem Jahr direkt den Nachfolger.« Meinen die wirklich Stefan und nicht Stefanie? Die erste Verwunderung ist nicht weiter verwunderlich, denn Aussagen wie diese wird man in unserer Gesellschaft vermutlich nie hören.
Allerdings wurde mit dem besagten Twitter-Account eine Art Parallel-Universum geschaffen, das nur aus solchen Postings besteht. Dass es sich dabei aber keineswegs um eine Utopie handelt, sollte nicht außer Acht gelassen werden. Schließlich haben diese fiktiven Aussagen genauso wenig mit Gleichberechtigung und Gleichstellung zu tun wie all die gängigen realen Behauptungen über die verschiedenen Rollen der Frau in unserer Gesellschaft. Trotzdem gelingt dadurch ein gewisser Verfremdungseffekt, der erneut Aufmerksamkeit für fehlende Gender Equality generiert. Der Account zählt mittlerweile mehr als 12.000 Follower. Wir haben ein paar der Postings hier versammelt.
Aus dem Postfach, Lena (44): Ich leite eine Agentur. Mein Vorgänger kam nach 6 Monaten Elternzeit zurück, wollte Vollzeit. Ich hatte längst neue Leute eingestellt, gab ihm 20h/Woche. Natürlich fällt er jetzt ständig aus und wir buckeln Überstunden. Soll ich ihm kündigen?
Das bisschen Arbeit (@dasbisschenarb1) February 18, 2020
Im Postfach von Petra, (43): Nach der technischen Beratung habe ich den Ingenieur für seine Auffassungsgabe gelobt. Ist nicht selbstverständlich, dass Männer in technischen Berufen beschäftigt sind. Danach war er verstimmt. Darf ich jetzt noch nicht mal mehr Komplimente machen?
Das bisschen Arbeit (@dasbisschenarb1) February 17, 2020
Am liebsten wäre uns ja, ich könnte auch ein paar Monate in Elternzeit gehen, aber wir können uns das nicht leisten, auf mein Erzieherinnen-Gehalt zu verzichten. Mein Mann arbeitet in der freien Wirtschaft und das fängt den Ausfall einfach nicht auf!
Gebrüder Krawalli (@MamaKrawalli) January 31, 2020
Es gibt auch Mini Kindergärten. Das sind so 10 Stunden in der Woche. Mein Mann hat das damals mit K1 gemacht. Perfekt als Einstieg und er konnte in Ruhe einkaufen und ein bisschen Haushalt machen.
Gleich am Anfang so lange getrennt zu sein verkraften die Männer auch nicht gut.Schroedi (@schroedingerBox) January 31, 2020
Der Mann ist mit dem Kind weg.
Damit ich endlich mal ein bissle Ruhe habe nach der harten Arbeitswoche.
Dachte ich.
Stattdessen hat er mir nen Zettel hinterlassen, was ich denn alles zu reparieren habe.
Was soll ich noch alles machen?@dasbisschenarb1
Glueckskeks (@Glueckskekse1) February 16, 2020