StartMoneyUnterschied ESG Investing vs Impact Investing

Unterschied ESG Investing vs Impact Investing

Finanz-Expertin Claudia Rothe erklärt in Teil 2/4 unserer Serie zum Thema "Nachhaltig Investieren", in welchem Punkt sich die beiden Investmentstrategien voneinander unterscheiden.

Obwohl verschiedene Institutionen Nachhaltigkeitskriterien definiert haben, gibt es keinen allgemeingültigen Bewertungsstandard für nachhaltige Investments. Ob EU-Taxonomie, ESG-Kriterien oder die Nachhaltigen Entwicklungsziele der UN (SDGs) – diese Kriterien sind in ihrer eigenen Art und Weise limitiert.

Die Konsequenz: Viele nachhaltige Investment-Produkte halten nicht, was sie versprechen. Eine Studie der Finanzwende Recherche ermittelte kürzlich, dass über 70 Prozent der als “nachhaltig” ausgewiesenen Investitionen in Energie, tatsächlich in fossilen Energien liegen. Der notwendige Weg ist somit, zu prüfen, ob das nachhaltige Anlageprodukt “grün” oder “grün gewaschen” ist. Für Anleger:innen ist es daher umso wichtiger, die Investmentprodukte und Kriterien genau zu verstehen und die dedizierten Nachhaltigkeitskriterien objektiv zu prüfen.

Was sind ESG-Investments?

Der Begriff ESG setzt sich aus den Bereichen Environment (Umwelt), Social (Gesellschaft) und Governance (Unternehmensführung) zusammen. Für jede dieser Dimensionen werden Kennzahlen und Kriterien festgelegt, über die ein Unternehmen berichtet. Grundsätzlich soll es Anleger:innen und Finanzberater:innen einen Rahmen bieten, an dem das nachhaltige Verhalten eines Unternehmens gemessen werden kann. Bei der Entscheidung zu einer ESG-Investition wägt der Anleger oder die Anlegerin die verschiedenen ESG-Kriterien ab, prüft ESG-Ratings und trifft schließlich eine oder keine Investitionsentscheidung.

Obwohl der Begriff und das Konzept für die ESG-Kriterien schon 2004 von der „Global Compact Initiative“ der Vereinten Nationen eingeführt wurden, startete der ESG-Hype für Privatanleger:innen erst zehn Jahre später. Der Grund liegt zum einen an der steigenden Attraktivität des Aktienmarkts und zum anderen auch am steigenden gesellschaftlichen Interesse an Klimaschutz. Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeiter:innen mussten sich schon früher mit ESG-Kriterien beschäftigen, da sie inzwischen über die Nachhaltigkeitsbemühungen berichten und mindestens zwei der ESG-Kriterien erfüllen müssen.

Der Grundgedanke, nur zu investieren, wenn bestimmte Nachhaltigkeits- oder gesellschaftliche Kriterien erfüllt werden, ist zunächst der ethisch Richtige. Allerdings gibt es auch eine Reihe von Bedenken. So konzentrieren sich ESG-Rating-Agenturen, welche Unternehmen in punkto ESG bewerten, auf verschiedene Kennzahlen und definieren ESG-Qualität unterschiedlich. Der eine Ansatz prüft und bewertet die Auswirkung eines Unternehmens auf das Wohlergehen seiner Stakeholder und der andere misst die Auswirkungen gesellschaftlicher und Umweltfaktoren auf das Unternehmen – zwei konkurrierende Definitionen von ESG-Bewertungen.

Anleger:innen verstehen unter ESG-Bewertung meistens das erste Vorgehen, wohingegen ESG-Rating-Agenturen oftmals den zweiten Ansatz nutzen. Ein Grund für unterschiedliche Ratings sind die verwendeten Daten und Kriterien. Rating-Agenturen nutzen die ESG-Daten, die von den Unternehmen zur Verfügung gestellt werden, was keine faire und objektive Bewertung ermöglicht.

Kein Wunder, dass Anleger:innen also skeptisch sind. Trotzdem investieren sie, denn: Sowohl Investor:innen als auch Verbraucher:innen wollen zunehmend, dass sich Unternehmen mehr für den Klimawandel, Vielfalt und gegen Menschenrechtsverletzungen einsetzen. Dies spiegelt sich in dem gestiegenen Investitionsvolumen wieder: Einem Bericht von Bloomberg Intelligence zufolge könnten die globalen ESG-Vermögenswerte bis 2025 50 Billionen US-Dollar übersteigen, was einem Drittel des gesamten weltweit verwalteten Vermögens entspricht.

Unterschied Impact Investment – ESG-Investments

Der größte Unterschied liegt in der Zielsetzung der beiden Investmentstrategien. ESG-Investments streben zunächst eine möglichst attraktive Rendite an und zusätzlich werden Maßnahmen zur Vermeidung von negativen Effekten aus den ESG-Bereichen bewertet.

Im Gegensatz dazu stehen messbare soziale oder ökologische Ziele an erster Stelle bei Impact-Investitionen und die Rendite ist zweitrangig. Dies kann bedeuten, dass Unternehmen durch Impact-Investitionen unterstützt werden, die sich für saubere Energie, nachhaltige Landwirtschaft oder öffentliche Dienstleistungen wie Gesundheit und Bildung einsetzen.

Inzwischen bieten fast alle Anlageklassen die Möglichkeit eines Impact Investments. Neben öffentlich gehandelten Formen wie Aktien, Rentenpapieren und Investmentfonds gibt es auch spezielle Anlageformen wie Garantien oder hybride Finanzierungsformen. Auch Crowdinvesting ist eine Möglichkeit, sich mit Kapital zu beteiligen. Dafür können selbstverständlich ESG-Kriterien als Checkliste herangezogen werden, aber der Impact zur Lösung eines konkret erfassbaren Problems muss gegeben sein.

Hier liegt auch die Herausforderung, denn Impact-Investment-Anbieter sollten den tatsächlichen Impact transparent und messbar darstellen. Impact-Investing geht somit einen Schritt weiter als ESG-Investing. Mit der Investition soll eine konkrete nachhaltige Wirkung erzielt werden, auf ökologischer und/oder sozialer Ebene.

Nachhaltige Investitionen – was ist nun “Nachhaltig”?

Der Begriff “nachhaltig” ist, wie so oft, sehr schwammig definiert. Auch der Begriff ESG oder die ESG-Qualität ist nicht klar festgelegt. Es gibt kaum verbindliche Kriterien, weder beim ESG-, noch beim Impact-Investing. Investor*innen müssen sich daher schon zu Beginn Gedanken machen, ob es die höchste Rendite mit möglichst geringen negativen Effekten oder der größtmögliche nachhaltige Impact sein soll. Danach ist die Recherche und genaue Prüfung das beste Mittel, um eine “grüne” Investition erfolgreich abzuschließen.


Über Claudia Rothe

Als Leiterin des Fundraising-Teams von ecoligo sorgt Claudia Rothe dafür, dass die Direktinvestitionsmöglichkeiten von ecoligo in Erneuerbare-Energien-Projekte für Privatanleger:innen zum Leben erweckt werden. Mit ihrer Beteiligung an der Projektentwicklung, dem Crowdinvesting und der Investor:innenkommunikation überblickt Claudia das gesamte Spektrum des nachhaltigen Investierens, um Privatanleger:innen einen direkten Beitrag zur globalen Energiewende und einer grüneren Zukunft zu ermöglichen.

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