StartBusinessSkillsUkraine-Krieg: "Wir schaffen es nicht allein"

Ukraine-Krieg: „Wir schaffen es nicht allein“

Kateryna Kunytska war Managerin in der Ukraine. Sie wurde von dem Angriff Russlands überrascht und flüchtete mit ihren Kindern nach Großbritannien. Ein spezielles Coaching-Programm half ihr, wieder nach vorn zu schauen.

Wie blicken Sie auf das vergangene Jahr seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine zurück?

Ich bin immer noch schockiert. Wir sind vom Krieg vor einem Jahr im Urlaub überrascht worden. Mit meinen beiden Kindern konnte ich in Großbritannien Fuß fassen, aber es ist eine Zeit voller Unsicherheit und Schuldgefühl. Schuldgefühl, weil ich immer denke, wie gut geht es mir hier gerade, während es in meiner Heimat Ukraine so viel Leid gibt. Ich würde so gern viel mehr helfen.

Aber auch Ihr Leben ist ja nicht einfach in England?

Nein, das ist es nicht. Wir Mütter versuchen für unsere Kinder ein möglichst gutes Umfeld zu schaffen, wir bringen sie zur Schule, versuchen zu lächeln – aber sobald wir allein sind, kommt alles hoch. Mein Leben hat sich auch schlagartig verändert – von der Managerin in einem großen Unternehmen im Bildungsbereich zu einer Frau, die für Kleiderspenden ansteht und um ihren Mann bangt. Wir haben alles verloren.

Was bedeutet das konkret für Sie persönlich?

Konkret heißt das, wir fangen ganz von vorn an, denn der Krieg wird länger dauern. Aber in so einer Not-Situation gibt es keine Idee, keinen Plan und keine Hoffnung. Es geht zunächst nur um den nächsten Tag.

Wie sind Sie aus dieser Schleife herausgekommen?

Ich habe mich nach Jobs umgesehen und bin auf die Projektleitung für ein Charity-Programm von TheNextWe gestoßen. Das Unternehmen bietet ein spezielles digitales Coaching-Programm an. Für geflüchtete Ukrainerinnen mit Englischkenntnissen haben sich die Coaches bereit erklärt, kostenlos telefonisches Coaching für eine Zeit von drei Monaten anzubieten. Auch ich hatte das Glück, das zu nutzen.

Wie kann Coaching in dieser Situation helfen?

Die Coaches haben uns in Eins-zu-Eins-Gesprächen dabei unterstützt, ein konkretes Lebensziel zu entwickeln und anzugehen. Sie haben die Geflüchteten aus dem Gefühl der Ausweglosigkeit hin zur Selbstwirksamkeit gebracht und damit neuen Lebensmut gegeben. Dabei ging es nicht um psychologische Beratung, sondern tatsächlich darum, mittels Coaching in 30-minütigen Sessions den nächsten Schritt zu wagen, ein neues Ziel zu erreichen, das Mindset zu verändern. Denn meine beruflichen Fähigkeiten habe ich ja durch die Flucht nicht verloren. Ich musste aber die Energie wieder finden, diese Skills auch in meinem neuen Leben einzusetzen.

Was haben Sie aus dieser Zeit gelernt?

Jedes Unternehmen, auch eine kleine Firma mit einem Nischenangebot, kann helfen. Und wir Ukrainer:innen brauchen jede Hilfe, auf allen Ebenen. Wir können es schaffen, wir können durch diese herausfordernde Zeit hindurchgehen. Aber wir schaffen es nicht allein.


TheNextWe (thenextwe.com) steht für kollektiven Mindset-Wandel. Das Unternehmen  wurde 2017 gegründet und unterstützt Unternehmen aller Größenordnungen bei ihrer individuellen Transformation Journey. TheNextWe bietet skalierbares, App-basiertes Business Coaching für Teams aller Größenordnungen an. Die 12-wöchigen Programme fördern nach eigenen Angaben Innovation, Engagement und Geschäftserfolg. Zu den Kunden zählen Unternehmen wie Nestlé, Pfizer, Douglas oder Viessmann.

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