Über einen der größten Skandale der Finanzwelt in meiner Erinnerung ist eine interessante Doku auf Sky zu sehen. „Wirecard – Die Milliardenlüge“ beleuchtet Aufstieg und Fall des deutschen (noch immer) börsennotierten Zahlungsabwicklers. Man sieht ehemalige Mitarbeiter, Manager, und Weggefährten, aber auch kleine Anleger, die alles verloren haben und dubiose Geschäftspartner, die lästige Kritiker mit Gewalteinsatz zum Schweigen gebracht haben. Der Eindruck entsteht: Wirecard war ein Unternehmen mit Faustschlag-Qualität.
Wuchtig, mächtig und überzeugend im Auftreten hat die Führungsriege erstaunlich lange ihr Kartenhaus vor dem Einstürzen bewahrt. Ob betrogene Betrüger oder verblendete Blender: Glaubten sie wirklich, dass die großen Umsätze in leeren Büro-Etagen (vor Corona!) verwaltet und beinahe ausschließlich in entlegensten Inselparadiesen erwirtschaftet wurden?
Wie dem auch sei. Wirklich bemerkenswert fand ich den Auftritt jener Frau, die den letzten Anstoß zur Aufklärung des Wirtschafts-Krimis gab. Die Mutter eines Wirecard-Angestellten in Manila, der bei seinen Vorgesetzten aufgrund der Skepsis gegenüber der Wirtschaftsgebarung in Ungnade gefallen war, übermittelte einer investigativen Journalistin die nötigen internen Unterlagen um die Bombe zu zünden. Ihr Motiv: „Eine Mutter merkt, wenn ihr Kind bedroht ist und um nichts in der Welt hätte ich zugelassen, dass ihm etwas geschieht.“
Die wuchtigen, mächtigen Finanzjongleure sind letzten Endes an der Liebe einer philippinischen Mutter gescheitert.
Dies sagt Einiges über die Kraft der Liebe aus, aber für mich noch viel mehr darüber, was man alles erreichen kann, wenn uns das Ziel nur wichtig genug ist.