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Summer of Selbstermächtigung

Von Wien bis Washington, über Taylor Swift bis hin zu Kamala Harris: Es ist der Sommer, in dem sich Frauen nicht (mehr) in den Schatten stellen lassen, sondern sich das nehmen, was ihnen zusteht. Raum, Gehör, Respekt.

Es ist ein Sommer, der nicht nur wegen seiner Hitzewellen, sondern auch als „Summer of Selbstermächtigung“ in die Geschichte eingehen könnte. Es ist der Sommer, in dem sich Mädchen und Frauen, von Wien bis Washington, nicht die Butter vom Brot nehmen ließen und ihre Stimme – wortwörtlich und metaphorisch – erhoben.

Beginnen wir in Wien. Die österreichische Hauptstadt war in heller Aufregung, denn Taylor Swift, die Pop-Queen der Generation Z (eigentlich mehrerer Generationen), sollte ein Konzert geben. Doch dann die Hiobsbotschaft: Konzert abgesagt wegen Terrorgefahr. Ein Donnerschlag, der nicht nur die Fans schockte – sondern auch die ganze Stadt, die sich stets für ihre hohe Sicherheit und Gemütlichkeit rühmt, für mehrere Stunden in eine Art emotionalen Ausnahmezustand versetzte.

Normalerweise wäre das ein Moment des kollektiven Jammerns gewesen – eine einmalige Gelegenheit verpasst, die Enttäuschung zum Greifen nah. Kurzfristig sah alles nach ganz großer Krise aus. Doch dann kippte die Stimmung und statt Tränen flossen die Lyrics. Tausende junge Mädchen und Frauen strömten auf die Straßen, Plätze und Parks; ihre Stimmen waren wie eine einzige große Welle der Selbstermächtigung. Sie sangen die Hits von Taylor, tanzten, lachten und feierten, als wäre die Bühne mitten unter ihnen. Wien hatte sein kleines, aber feines Open-Air-Konzert bekommen – gratis und für jeden zugänglich, der das Glück hatte, vorbeizuschauen.

Dieser Moment war nicht nur ein Aufstand gegen die Angst, sondern ein Symbol dafür, dass sich diese Frauengeneration nichts mehr so einfach nehmen lässt. Wieso auch? Schließlich geht es darum, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen.

Und hier kommt Kamala Harris ins Spiel. Die erste Frau und die erste Person mit schwarzem und südasiatischem Hintergrund, die das Amt der Vizepräsidentin der USA bekleidet. Was wurde sie nicht zerrissen in den Medien, als sie ihr Amt antrat: „zu unerfahren“, „zu unnahbar“, „zu weiblich“. Doch jetzt, im „Summer of Selbstermächtigung“, wendet sich das Blatt. Jüngste Umfragewerte zeigen, dass sie mit Donald Trump bereits gleichauf und in einigen Top-Staaten sogar vor ihm liegt. Die einst skeptische Öffentlichkeit beginnt zu erkennen, dass sie eben mehr ist als „nur“ die Nummer Zwei im Weißen Haus. Kamala Harris ist eine Frau, die sich nicht mehr in den Schatten stellen lässt, eine Frau, die ihre eigene Stimme gefunden hat und diese laut und klar erhebt.

Es ist fast so, als würden die Gesänge der jungen Frauen in Wien und die neu gewonnene Stärke von Kamala Harris in einer Art synchroner Selbstermächtigung zusammenfließen. In einer Welt, in der Frauen immer wieder an den Rand gedrängt werden und in der gerade in letzter Zeit häufig von einem „Backlash“ im Bezug auf Gleichstellung zu lesen war, sind sie es nun, die die Mitte erobern. Sie tun es nicht, indem sie etwas zerstören oder anderen etwas wegnehmen. Sie greifen einfach nur nach dem, was ihnen zusteht: Raum, Gehör, Respekt.

Es ist der Sommer, in dem wir gelernt haben, dass Frauen überall auf der Welt sich nicht mehr zum Schweigen bringen lassen. Ob auf den Straßen Wiens oder in den politischen Hallen Washingtons – die Bühne gehört ihnen. Und wer weiß, vielleicht ist dies nur der Anfang einer noch größeren Bewegung. Die Sonne scheint schließlich auch nach dem Sommer weiter – und es wird spannend sein zu sehen, wie weit diese Welle der Selbstermächtigung noch reicht.


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