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Brauchen gleiche Berechtigung für Mama und Papa

Anlässlich des bevorstehenden Muttertags hat sich SHEconomy mit der digitalen Plattform Balance Up zusammengeschlossen, um nach der aktuellen Stimmung von Müttern zu fragen. Sabine Reitmayer-Wawer ist Business Coach für Menschen, Teams und Unternehmer*innen, LEGO® Serious Play® Facilitator.

Wie haben Sie das vergangene Jahr überlebt? Wie ist die Stimmung auf einer Skala von 1-10, wenn 10 das Höchste ist?

Die Stimmung liegt bei 5.

Wie oft haben Sie sich überlastet gefühlt?

Definitv zu oft. Aus dem Bauch heraus würde ich sagen zu 70% der Zeit.

Hatte das vergangene Jahr auch positive Seiten? 

Ja, zum Beispiel bin ich in mein neues (von meinem Mann wunderschön saniertes) Büro gezogen, das mein Mann ebenfalls für das Home-Office verwendet. Dadurch verbringen wir mehr Zeit miteinander, was ohne Corona nicht passiert wäre.

Die Kinder sind sehr viel selbständiger geworden und die „digitale“ Kompetenz meines Volkschulkindes ist jetzt so, dass ich ein gutes Gefühl habe, wenn es um den Umgang mit neuen Medien und seine Zukunftsfittness geht.

Die viele gemeinsame Zeit mit den Kindern war zwar sehr fordernd und alles andere als reibungslos, aber unsere Bindung zueinander ist jetzt wieder aufgefrischt und gestärkt.

Selbst das Home-Schooling hatte einen positiven Effekt: ich habe das Lernverhalten und die Bedürfnisse meines Kindes kennen und verstehen gelernt und kann es jetzt wesentlich besser und mit mehr Geduld unterstützen.

Gibt es langfristige berufliche Veränderungen durch die Pandemie? Wenn ja, welche?

Hm, wahrscheinlich schon, welche es genau sein werden ist noch nicht ganz ausgereift für mich. Aber definitiv habe ich für meinen aktuellen Fokus als Business Coach wahnsinnig viele Insights „aus dem echten Leben“ dazugelernt die sich im „normalen“ Modus nicht gezeigt hätten. Schon allein wenn es um die Wichtigkeit eines förderlichen, zu der Persönlichkeit passenden Arbeits-Set-Ups geht und die Vielfältigen Bedürfnisse und Vorstellungen von Vor-Ort-Arbeiten versus Home-Office geht. Oder dass Online-Coaching allgemeine Akzeptanz erlangt hat und auch ich mich in diese Art der Zusammenarbeit gewagt habe eröffnet viele Möglichkeiten. Und ganz wichtig: die Bedeutung der sozialen Beziehungen für das Wohlergehen und die (psychische) Gesundheit von uns Menschen – egal ob privat oder beruflich – hat sich in der Pandemie so richtig gezeigt und wird sicher auch in meiner Arbeit einen wesentlichen Einfluss finden.

Was würden sie sich wünschen, damit es für Mütter selbstverständlicher ist Karriere zu machen?

Zuerst einmal würde ich mir wünschen, dass wir anfangen offen auszusprechen, was Karriere für denjenigen, der/die über „Karriere“ spricht, überhaupt bedeutet und welche „Takes“ und welche „Gives“ damit verbunden sind. Weil die Vorstellung von Karriere ist nicht gleich Karriere. Dahinter gibt es so viele Schattierungen, Bedürfnisse und Wünsche, dass es schön wäre, diese alle auch zu zeigen und sie schlicht und einfach ohne eine „richtig-falsch“ Bewertung akzeptiert werden.

Und das zweite das ich mir wünschen würde ist, dass der Karriereweg – ich spreche viel lieber von Berufs-Lebens-Wegen – als etwas gesehen wird, das in der Familie als gesamtes System mitgetragen werden muss. Egal, ob es um den Beruf des Papas oder der Mama geht. Ich glaube nämlich fest daran, dass, wenn es in Summe für alle passt und jedes Familienmitglied eine „Stimme“ hat und als gleichWERTig gesehen wird – also Mütter UND Väter UND Kinder – wird es sich für jeden einzelnen auch nicht mehr so als mauer Kompromiss anfühlen. Das ist sicher nicht einfach auszuhandeln, aber wenn wir wirklich gleiche Berechtigung für Mama und Papa haben wollen, werden wir das wohl auch schaffen wollen/können.

Balance Up macht derzeit mit der Kampagne #kennich auf die aktuell verstärkte Doppelverantwortung von Frauen aufmerksam. Berufstätige Mütter sind dazu aufgerufen, Sätze auf Instagram zu posten, mit denen sie schon öfter konfrontiert wurden: „Wie soll das gehen, Kinder & Unternehmen?“ „Wo sind die Kinder, wenn du arbeiten gehst?“ Unter dem Hashtag #kennich sollen diese Sätze das Bewusstsein schärfen, mit welchen Klischees berufstätige Mütter tagtäglich zu kämpfen haben.

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