Seit 2021 stellt das österreichische Startup JEVELS virtuellen Schmuck her, der in Zoom-Meetings, auf Social Media und zukünftig auch im Metaverse getragen werden kann. Mit seinen Designs ist JEVELS dieses Jahr auch auf der Digital Fashion Week in New York vertreten. Die Gründerin Zuzana Bastian im Interview.
Worum geht es in Ihrem Startup und welches Problem lösen Sie damit?
JEVELS ist eine Plattform für Designer*innen, die ihre 3D Schmuckstücke und andere Modeaccessoires über die Blockchain als NFTs verifizieren können, um somit die Einzigartigkeit ihres Werks und das Urheberrecht zu sichern. Dabei wollen wir auch die Tragbarkeit dieser Designs sicherstellen: Denn Mode ist dafür da, getragen zu werden. Für jedes NFT auf unserer Website erstellen wir einen AR Filter, der mit Plattformen wie Zoom, Google Meets oder MS Teams kompatibel ist und der auch auf sozialen Netzwerken genutzt werden kann.
Insbesondere seit der Pandemie verbringen die meisten Menschen viel Zeit vor ihren Bildschirmen und sprechen mit ihren Kolleg*innen, Kund*innen und Freund*innen über virtuelle Plattformen. Zoom hat etwa 350 Millionen Meetingteilnehmer*innen pro Tag. Obwohl es kein Geheimnis ist, dass viele von uns in der Jogging-Hose in diesen Meetings sitzen, möchten wir obenrum professionell aussehen. Wir finden, es ist nicht nötig sich physisch zu stylen, wenn man mit einem Klick schön aussehen kann. Mit Schmuck von JEVELS ist man virtuell gestylt und leistet gleichzeitig einen positiven Beitrag zur Nachhaltigkeit der Modeindustrie.
Wie nachhaltig können die NFT-Schmuckstücke trotz ressourcenschonender Herstellung sein, wenn der Mining-Prozess bekannterweise einen sehr hohen Energieverbrauch hat?
Bald soll eine nachhaltigere Version der Ethereum Blockchain herauskommen, die wir auf unserer Website benutzen. Zukünftig wird dann nur noch ein Computer die Verifizierung vornehmen und nicht mehr mehrere gleichzeitig, der Energieverbrauch wird also sinken. Es gibt derzeit wirklich viele Bemühungen, um bessere, nachhaltigere Lösungen zu finden und ich bin zuversichtlich. Bei uns gibt es zudem die Möglichkeit, ein Design erst dann zu minten, wenn es eine*n Käufer*in gibt.
Was ist derzeit die größte Herausforderung für JEVELS?
Der Nachteil daran, Pionier*in in einem Bereich zu sein, ist, dass viele Menschen noch gar nicht von der Innovation gehört haben. Somit ist der Wert von virtuellen Gegenständen und auch das Tragen von virtuellem Schmuck noch nicht in unserer Kultur verankert. Wir müssen erst ein Bewusstsein dafür schaffen.
Wie wollen Sie das anstellen?
Wir setzen auf Usability und wollen zeigen: Wenn du etwas kaufst, dann kannst du es überall tragen, egal ob physisch, in der erweiterten (AR) oder künftig in der virtuellen Realität (VR). Hier arbeiten wir derzeit an Lösungen. Das wachsende Metavere – also der Zusammenschluss virtueller Welten – bietet derzeit leider noch kaum Möglichkeiten, die eigenen Avatare zu individualisieren und mit eigenen 3D Objekten zu verändern.
Was erhoffen Sie sich für die Zukunft für Ihr Startup?
Wir wollen die Plattform für sowohl rein virtuellen als auch phygitalen Schmuck und weitere Accessoires mit Anwendbarkeit in augmented Reality (AR), mixed Reality (XR) und in virtuellen Räumen (VR) werden. Gerade bei den phygitalen Kollektionen – die also sowohl physisch als auch digital existieren – sehen wir großes Potenzial. Denn die Kundin*innen können ihre Lieblingsschmücke nicht nur in der realen, sondern dann auch in jeder virtuellen Welt tragen.
Hierfür erhoffen wir uns die Zusammenarbeit mit anderen Partner*innen aus der Branche, die uns sowohl bei der technischen Umsetzung als auch bei Erreichung weiterer Kund*innen helfen können. Wir wollen mit großen Schmuckdesigner*innen und -hersteller*innen zusammenarbeiten, um es ihnen zu ermöglichen, ihren Kund*innen im Metaverse zu begegnen.
Gibt es eine Entrepreneurin, die Sie als Vorbild sehen würden?
Mein Hintergrund liegt nicht in der Modeindustrie, sondern in den Naturwissenschaften – ich habe Pharmazie studiert. Aus diesem Grund fand ich Marie Curie immer sehr bewundernswert. In der zu ihrer Zeit stark männerdominierten Welt der Naturwissenschaften hat sie viele Türen für andere Frauen geöffnet: Sie war die erste Frau mit einem PhD in Physik, erste Lehrende auf der Sorbonne und die erste Frau, die einen Nobelpreis gewonnen hat. Darüber hinaus hat sie sehr eng mit der Industrie zusammengearbeitet, um ihre Entdeckungen im Großen produzieren zu lassen. Ihre Aussagen lassen sich auch jetzt auf die Innovationen mit Blockchain und Metaverse sehr gut umlegen: „Man braucht im Leben nichts zu fürchten, man muss es nur verstehen. Jetzt es ist es an der Zeit, mehr zu verstehen, damit wir weniger fürchten.“