Sie arbeiten mit ihrem Start-up daran, Unternehmen diverser und damit langfristig wettbewerbsfähiger und erfolgreicher zu machen. Wie unterscheiden sich Maßnahmen zur Förderung der Gleichstellung in kleinen und mittelständischen Unternehmen von jenen in großen Unternehmen?
R. W. In den meisten KMUs beginnt man gerade erst, sich dem Thema anzunähern, und steht dann oft vor vielen offenen Fragen. Der erste wichtige Schritt ist also, Wissen und Bewusstsein rund um Gleichstellungsthematiken aufzubauen. Um eigenständig Lösungen entwickeln zu können, muss man das Problem erst richtig erfassen können. Dies bedingt die Bereitschaft der Geschäftsführung, hinzuschauen und entsprechende Veränderung zu ermöglichen. Und natürlich ist auch die Bereitstellung von gewissen finanziellen Mitteln und personellen Ressourcen unumgänglich.
Welche Rolle spielen Männer auf dem Weg zu einer gleichberechtigteren Arbeitswelt und wie können sie effektiv eingebunden werden?
R. W. Grundsätzlich setzt die Herstellung einer gleichberechtigten Arbeitswelt den Einsatz aller Menschen voraus. Nun ist es aber so, dass unsere Arbeitswelt fast zur Gänze aus einer weißen, männlichen, meist durchaus privilegierten Perspektive erschaffen wurde und dieser sehr homogenen Gruppe nach wie vor überproportional viel Macht zukommt. Da der Großteil der österreichischen Unternehmen immer noch in klassischen Hierarchien aufgebaut ist, braucht es das Commitment dieser Entscheidungsträger, Veränderung anzustoßen und bewusst voranzutreiben.
Totoy ist keine gewöhnliche Übersetzungs-App. Was ist der Mehrwert gegenüber herkömmlichen Übersetzungsdiensten?
F. R. Totoy ist eigentlich kein Übersetzer, sondern eher eine Art Dolmetscher. Es generiert einfache Erklärungen offizieller Dokumente in der Muttersprache der User*innen. Das macht komplexe Inhalte – wie Behördenbriefe oder Verträge – leicht verständlich. Mit der Chat-Funktion können
Nutzer*innen Folgefragen in ihrer Muttersprache stellen, um das Dokument besser zu verstehen.
Die Idee für die App entstand während ihrer Programmierer-Ausbildung bei 42 Vienna: Gibt es einen konkreten Grund, warum Sie sich für die Entwicklung dieser Anwendung entschieden haben?
F. R. Die Idee für Totoy entstand aus meinen persönlichen Erfahrungen. Als Kind philippinischer Einwanderer in Österreich musste ich oft meinen Eltern beim Verstehen von offiziellen Dokumenten helfen. Das hat mich für das Problem des funktionalen Analphabetismus sensibilisiert, von dem weltweit zwei Milliarden Menschen betroffen sind. Während meiner Zeit bei 42 Vienna fand ich Gleichgesinnte, die meine Vision teilten, Technologie zur Bewältigung sozialer Herausforderungen einzusetzen. Gemeinsam haben wir dann Totoy gegründet.