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Sie malt sich die Welt

... wie sie uns gefällt! Astrid Reintjes' Unternehmen „MissPompadour“ gehört zu den erfolgreichsten Onlineshops der DIY-Branche. Ihr Ziel? In ganz Europa den Ton anzugeben.

„Rosa. Erfolg hat für mich die Farbe Rosa. Rosa ist feminin, zeigt Power und ist für mich mit Leichtigkeit verbunden.“ Wenn Astrid Reintjes über Farben spricht, leuchten ihre Augen. Immerhin geht es bei „Rot mit Himbeere“, „Weiß mit Vanille“ und „Blau mit Wolke“ um Emotionen. Farben hat Astrid Reintjes immer schon geliebt. Als Kind strich sie ihr Zimmer
bunt und pinselte unzählige goldene Sterne an die Wand. So hat sie früh damit begonnen, sich Farben zu überlegen und sich damit auszudrücken. „Meine Kreativität fängt da an, wo bereits etwas existiert“, sagt sie.

Eine bunte Geschäftsidee

Mittlerweile lebt Astrid Reintjes von Farbe und Erfindungsgabe. Die Bayerin ist Mitgründerin und Geschäftsführerin von MissPompadour und verantwortet unter anderem die Produktentwicklung. Die gelernte Hotelkauffrau machte sich direkt nach ihrer Ausbildung mit 21 Jahren selbstständig, zunächst mit drei Coffeeshops in Regensburg. Es folgte die Eröffnung eines Concept Stores im damals angesagten Shabby-chic-Style, in dem auch Farben für die Restaurierung von Möbeln erhältlich waren. Mit der Geschäftsidee, Farbe online zu verkaufen, und der Gründung von MissPompadour setzte sie 2019 alles auf eine Karte – gemeinsam mit ihrem Bruder Erik und dessen Buddy Niklas Lütteken. Der DIY-Trend während der Pandemie verlieh dem Vorhaben einen Extra-Schub: MissPompadour erwirtschaftete 14 Millionen Euro Umsatz im Jahr 2023, 2024 waren es 17,2 Millionen. Das Unternehmen zählt heute rund 130 Mitarbeitende, viele sind in Teilzeit-Modellen angestellt.

Die Unternehmerin ist 46 Jahre alt und vierfache Mutter. Gerade hat sie mit ihrer 17 Jahre alten Tochter deren Zimmer neu gestrichen. „Sie macht nächstes Jahr Abitur und hat ihre vier Wände daheim vielleicht das letzte Mal umgestaltet“, so Astrid Reintjes. Der Farbtiegel der Wahl? „Beige mit Sand, die Farbe trendet.“ Sie selbst sei derzeit ja eher in der Tapeten Phase, die Pinsel dürfen ruhen. Dank technischem Fortschritt sei es kein Horror-Szenario mehr, Wände zu tapezieren. Kleister auf die Tapete, nicht auf die Wand, anpassen, andrücken, fertig.

Ob im Hause Reintjes andauernd neu gestrichen wird? Die Farbexpertin winkt ab und lacht. Wobei: „Mut zur Farbe vermisse ich in Deutschland, Österreich und der Schweiz schon. Dabei kann man beim Streichen nichts verkehrt machen – wenn man sich mit einer Farbe an der Wand nicht mehr wohlfühlt, kann man sie einfach überstreichen.“

Wenn sie einen Farbton für MissPompadour kreiert, dauert das manchmal eine Stunde, manchmal ein paar Tage oder gar Wochen. „Ich habe schon liquide Farbtöne vor mir und fange das Mischen an. Dann lasse ich die Farbe trocknen, schaue sie mir drinnen und draußen bei Tageslicht an. Erst wenn ich glücklich bin, wird der Farbton eingelesen und kann re-produziert werden.“

Gründer*innen-Trio:(v. links) Erik Reintjes, Astrid Reintjes und Niklas Lütteken. „Es war sehr hilfreich, mit jemandem zu gründen, zu dem ich ein tiefes Vertrauen habe. Mittlerweile trennen mein Bruder und ich aber sehr bewusst Arbeit und Privatleben.“

Großes Potenzial

Wohin Astrid Reintjes mit ihrem Unternehmen will, ist klar: Sie möchte zum tonangebenden Farbunternehmen in Europa werden. Die Zeichen dafür stehen gut, Investor*innen attestieren ihr großes Potenzial, das noch lange nicht ausgereizt ist. „Wir bewegen uns in einer Branche, in der sich an der Art, wie Farbe verkauft wird, jahrzehntelang kaum etwas bewegt hat“, erklärt Astrid Reintjes und lässt ein Schlagwort fallen. Es lautet „Kund*innenansprache“.

Dabei hat MissPompadour voll ins Schwarze getroffen. Mit unzähligen Erklärvideos, einem zehn Köpfe starken Social-Media-Marketing-Team und kostenloser Beratung für Kund*innen hebt sich das Unternehmen vom Mitbewerb ab. Online-Business sei Dank, meint Astrid Reintjes, denn bei der Gründung sei schlicht weg kein Budget für große Werbemaßnahmen da gewesen. Also blieb der Weg über soziale Netzwerke und Kommunikation, Kommunikation, Kommunikation. „Unsere Mitarbeitenden rekrutieren wir aus unserer Facebook-Gruppe. Wir holen unsere Fans in die Firma, und alle haben Bock, sich mit Farben und Selbermachen zu beschäftigen“, bringt es die Gründerin auf den Punkt.

Hinhören und mutig sein

Die witzigsten Projekte, die Follower*innen mit MissPompadour-Farben umgesetzt haben, nennt Reintjes blitzschnell: „Manchmal wird wild gestrichen mit unseren Farben – wir hatten Schuhe und Fahrräder dabei, Airfryer und Toilettensitze.“ Der Austausch auf Facebook, Instagram, TikTok, YouTube und Pinterest bringt tagtäglich neues Wissen ins Unternehmen. Astrid Reintjes Tipp, der für Unternehmerinnen ebenso gilt wie für Farbexperimente: „Macht es, traut euch! Wer eine coole Idee hat, sollte sie umsetzen. Das macht glücklich.“ Glück trägt für sie übrigens die Farbe Orange.

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