Das she.innovates-Event am 30. Oktober co-hosted by Page Executive war ein voller Erfolg. Beim hochkarätig besetzten Panel stand das Thema soziale Innovation im Mittelpunkt – und der Mensch im Zentrum. Die Expert*innen waren sich einig: Wir müssen nicht nur auf ökonomische, sondern stärker auf soziale Innovationen schauen. Technik ist wichtig, aber sie kann Gemeinschaft und persönlichen Austausch nicht ersetzen.
Gastgeberin Caroline Gellrich-van Brakel, Head of Page Executive, begrüßte die Gäste in Düsseldorf: „Diversity ist uns sehr wichtig, deshalb freuen wir uns sehr, erneut das Event zu hosten.“ Sie machte deutlich, dass Innovation weit über Technologie hinausgeht: „Wir sollten nicht nur auf Künstliche Intelligenz schauen. Für mich ist auch Organic Intelligence eine wichtige Innovation.“
Auch Hermann Sporrer, Mitgründer und Geschäftsführer von sheconomy, betonte die Bedeutung gemeinsamer Werte: „Wir wollen Frauen in Innovation zeigen – aber wir brauchen für dieses Ziel Kollaboration mit Unternehmen und Organisationen, die ähnlich denken. Deshalb ist die Kooperation mit Page Executive so wertvoll. Wir freuen uns, schon zum zweiten Mal hier sein zu können.“
Für Caroline Gager-Palfy, Gründerin von Orbyz und geschäftsführende Gesellschafterin der Loud 4 Planet Development GmbH, bedeutet Innovation vor allem Veränderung – und Durchhaltevermögen. „Soziale Innovation kommt aus meiner Sicht voran“, sagte sie. „Unsere Gesellschaft hat viele Veränderungen vor sich – in punkto Nachhaltigkeit und Kreislaufwirtschaft.“ Mit dem Bau des markanten ersten Holz-Hochhauses in Wien hat sie bereits gezeigt, wie Wandel gelingt: „Es war alles schon da – wir haben es nur konsequent und mutig zusammengebracht.“ Auch mit ihrer App Orbyz Impact Navigator will sie eine echte Alternative zu bestehenden Angeboten schaffen. „Eigentlich ist die App gar nicht innovativ. Back to the roots – eine Plattform für Inhalte und Verbindung.“

Starkes Zeichen für soziale Innovationen
Gager-Palfy forderte mehr Selbstvertrauen für Europa: „China, Israel, Indien, USA – sie alle haben Einfluss auf den internationalen Markt. Aber auch der DACH-Raum kann das. Wir müssen uns mehr zutrauen, mehr Bildung und Bewusstsein schaffen.“ Innovation müsse wieder stärker auf Menschen ausgerichtet sein: „Maschinen lernen gerade aus unserem Tun. Werkzeuge sollen bleiben, aber wir brauchen Meinungsvielfalt und Selbstbestimmung. Wir müssen Jugendlichen ihre Freiheit zurückgeben.“ Sie forderte, Branding neu zu denken: „Werte müssen wieder nach oben. Das muss cool werden.“ Und betonte: „Digital ja – aber wir sind Rudeltiere. Wir brauchen Begegnung und Gemeinschaft.“
Diese Haltung teilte auch Nicole Bal, Head of Marketing & Communications bei Luisa Cerano. Für sie bedeutet Innovation „den Austausch von Tradition und Zukunft“. Sie sagte: „Man muss nicht alles mitmachen. Innovation braucht Mut und Offenheit – aber auch Haltung.“ Besonders in der Modebranche werde deutlich, dass Technik Grenzen hat. „Es gibt KI-Tools, die Legebilder und Stills in ein paar Stunden möglich machen. Auch komplett personalisierte Kampagnen sind technisch kein Problem mehr. Aber wir tun das aus ethischen Gründen nicht. Wir setzen keinen Avatar für echte Menschen ein.“ Bal machte klar, dass es in einer immer digitaleren Welt mehr um Werte, Gemeinschaft und Begegnung gehe: „Wir investieren weiter in echte Kampagnen. Wir wollen uns nicht vor Neuem verschließen, aber wir schauen, wo KI den Alltag wirklich leichter macht – etwa bei Prozessoptimierung oder Schnitterstellung. Aber KI kann keine Gefühle und Trends erkennen. Sie ist ein Helfer, wir kuratieren. Technik soll Menschen dienen und Zeit schaffen für echten Austausch.“
Dr. Martina Huemann, Professorin an der Wirtschaftsuniversität Wien, leitet die Project Management Group im Department Strategie und Innovation. Sie forscht zu Diversity in Unternehmen und weiß: „Innovation bringt immer einen Wert mit – nicht nur ökonomisch, sondern auch sozial.“ Das setze inklusive Prozesse voraus. „Wir müssen Nachhaltigkeit ins Projektmanagement holen, ganzheitlich denken, Co-Creation leben und Stakeholder einbinden.“ Sie sieht besonders in Österreich großes Potenzial: „36 Prozent der Gründer*innen sind Frauen – der Mut ist da.“ Doch es brauche Bewusstsein: „Wir müssen den Jüngeren vermitteln, Dinge kritisch zu hinterfragen. Back to the roots – raus aus der Komfortzone, rein ins echte Leben.“ Auf die Frage, was sie sich von Künstlicher Intelligenz wünsche, sagte sie: „Gerade nichts. Ich wünsche mir, dass wir uns wieder stärker auf den Menschen konzentrieren.“
Wie soziale Innovation auch in klassischen Industrien wirken kann, zeigte Saskia Drumm, Teamleiterin Qualität & Effizienz Instandhaltung bei Deutsche Bahn InfraGO. Seit drei Jahren leitet sie ein 13-köpfiges Team, das neue Lösungen für Planung und Instandhaltung entwickelt. „Innovation muss nicht immer ein Feuerwerk sein“, sagte sie. „Oft ist sie einfach eine Weiterentwicklung des Vorhandenen – mit Hilfe von Technologie.“ Die Bahn digitalisiert derzeit Strecken, analysiert den Boden und nutzt Video- und Sensordaten, um mit Hilfe eines KI Algorithmus Vermessungen während der Fahrt und ohne Streckensperrung zu ermöglichen. „Wir bauen Generalsanierungskorridore, versuchen alles so zu planen, dass es möglichst lange baufrei bleibt. Dafür haben wir im Team ein eigenes Dashboard entwickelt, um gewerkeübergreifend zu sehen, was gleichzeitig möglich ist.“ Auch die Instandhaltung wurde neu gedacht: „Wir bündeln wiederkehrende Arbeiten in geplanten Containern, integriert in den Fahrplan. Wir bekommen jetzt mehr Geld von der Regierung, müssen aber auch mehr bauen – mit Hilfe von Technologie schaffen wir schnellere Umsetzung mit weniger Störungen für Fahrgäste.“
Moderatorin und sheconomy-Chefredakteurin Lara Gonschorowski führte durch die Diskussion und brachte die Essenz des Abends auf den Punkt: „Innovationen bringen Wachstum voran und sichern Arbeitsplätze. Aber ohne Menschen keine Innovation.“ Sie mahnte, dass Europa und speziell Deutschland aufpassen müsse, den Anschluss nicht zu verlieren: „Wir laufen Gefahr, Weltklasse abzugeben – sind aber optimistisch, dass wir wieder an die Spitze kommen.“

