StartGeldSauber investiert? Nachhaltigkeit als Anlageziel – das müssen Sie wissen

Sauber investiert? Nachhaltigkeit als Anlageziel – das müssen Sie wissen

Bei immer mehr Anleger*innen kickt neben der Rendite auch das grüne Gewissen. Frances Gerhold vom J.P. Morgan Asset Management beantwortet die wichtigsten Fragen zu Nachhaltigkeit als Anlageziel.

1. Nachhaltige Fonds und ETFs: Hype oder mittlerweile Muss

Seit einiger Zeit arbeiten wir intensiv daran, eine Produktpalette zu entwickeln, die den hohen Nachhaltigkeitsansprüchen unserer Kund*innen gerecht wird. Nachhaltigkeit ist für uns schon seit vielen Jahren ein zentraler Bestandteil unserer Überlegungen, und wir haben uns kontinuierlich damit auseinandergesetzt, wie ökologische, soziale und Governance-Aspekte maßgeblich die Investmentlandschaft der Zukunft prägen können.

2. Strenge Auswahl oder offene Tür?

In den letzten zehn Jahren hat sich die Fokussierung auf Nachhaltigkeit als ein zentrales Anlageziel verstärkt. Wir haben unseren Prozess strukturierter gestaltet und eine ESG-Checkliste mit 40 kritischen Fragen eingeführt, die sich unsere Analyst*innen zu jedem Unternehmen stellen, um zu identifizieren, wer in ESG-Bereichen entweder herausragend oder rückständig ist. Weltweit wenden wir diesen Ansatz auf 2.500 Unternehmen an. Zudem sehen wir immer mehr Kund*innen, die spezifische nachhaltige Ziele wie Kohlenstoff- und Klimaergebnisse oder Best-in-Class-Ansätze in ihre Strategien integrieren. Daher entwickeln wir ständig neue Vorgehensweisen, um diesen Anforderungen gerecht zu werden.

3. Das Problem mit dem Greenwashing…

Jedes Unternehmen, mit dem wir sprechen, teilt uns mit, welche ESG-Maßnahmen es ergreift. Doch es reicht tatsächlich nicht aus, diese Aussagen einfach zu akzeptieren – wir müssen sie kritisch hinterfragen und gründlich bewerten. Unser Team besteht aus 80 erfahrenen Research Analyst*innen weltweit, die viele Unternehmen bereits lange kennen – oft länger, als die jeweiligen CEOs im Amt sind. Sie haben tiefgehendes Wissen über die Historie dieser Firmen und können daher genau einschätzen, was tatsächlich umgesetzt und was nur behauptet wird.

4. Gewissen oder Gewinn – ein Thema seit Donald Trump?

Kurz gesagt: nein. Die politischen Reden und Entscheidungen beeinflussen natürlich die Märkte, was zu Volatilität und Schwankungen führen kann. Sie schaffen Unsicherheit, da Investor*innen spekulieren, welche Sektoren möglicherweise von politischen Maßnahmen profitieren oder leiden könnten. Allerdings zeigt die Geschichte, dass über längere Zeiträume die Korrelation zwischen den Aussagen politischer Entscheidungsträger*innen und den tatsächlichen Marktentwicklungen nicht immer so eindeutig ist, wie es auf den ersten Blick erscheint. Es ist riskant, aus politischen Aussagen unmittelbare Schlussfolgerungen über die zukünftige Marktentwicklung zu ziehen.

5. Dunkelgrüne Fonds: nice to have oder die Zukunft?

Wenn ein*e Anleger*in speziell nach Artikel-9-Investments sucht, gibt es dafür auch von uns ein Angebot. Wir haben allerdings den Großteil unserer Fonds und ETFs als Artikel 8 klassifiziert. Die meisten Zuflüsse bei passiven Aktien-ETFs gab es jedoch in Artikel-6-ETFs. Interessanterweise war es bei den festverzinslichen Wertpapieren ganz anders: Hier flossen ziemlich viele Mittel in aktive Artikel-9-Fonds.

6. Was wir über aktive ETFs wissen müssen…

Aktive ETFs stecken in Europa noch in den Kinderschuhen. Noch ist der Marktanteil dieser ETFs sehr klein, aber das Segment wächst sehr schnell. Aktuelle Zahlen zeigen, dass 56 Prozent des Wachstums der börsengehandelten Fonds im letzten Jahr auf aktive ETFs entfiel. Wir sehen hier also ein dynamisches Wachstum. Aber es ist immer noch ein sehr kleiner Teil des gesamten ETF-Markts.

7. Und wer perfomt besser? Aktive oder passive ETFs?

Das Ziel mit den aktiven ETFs ist es, die Benchmark zu übertreffen. Unsere Research Enhanced-Index-Strategie (kurz REI) geht beispielsweise kein großes Beta-Risiko durch Abweichungen zum Index auf Sektor- oder Länderebene ein, sondern erzielt durch kleine Über- beziehungsweise Untergewichtung einzelner Aktien kleine Zusatzgewinne zum Index. Sie eignet sich daher hervorragend als Kernbaustein, Ergänzung oder Alternative zu passiven Portfolios. Die sich summierenden kleinen Zusatzerträge tragen langfristig signifikant zum Portfolio-Wachstum bei, selbst wenn diese mit angestrebten 70 bis 80 Basispunkten zunächst vielleicht nicht so beeindruckend klingen.

8. Grün oder gut diversifiziert?

Unser globales REI-Portfolio umfasst rund 800 Wertpapiere. Dabei vermeiden wir Sektor- und Regionenrisiken. In unseren nachhaltigen Strategien investieren wir in Unternehmen, die künftig überdurchschnittliche Performance zeigen könnten – entweder als nachhaltige Marktführer oder weil sie Potenzial zur CO2-Reduzierung bieten. Gleichzeitig schließen wir bestimmte Marktsegmente aus. Wer in eine nachhaltige Strategie investiert, sollte sich also bewusst sein, dass manche Bereiche möglicherweise untergewichtet oder nicht vertreten sind.


Zur Person:

Frances Gerhold ist Managing Director und die globale Leiterin der Investment-Spezialist*innen für die International Equity Group von J.P. Morgan Asset Management mit Sitz in London. Im Jahr 2007 kam sie als Trainee zum Unternehmen und war zunächst als Investment-Spezialistin im Team für globale Aktien tätig, bevor dieses in die International Equity Group aufgenommen wurde.

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