Zum zweiten Mal fordert EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen eine ausgewogene Besetzung der Kommission mit gleich vielen Männern und Frauen. Österreich hat den Wunsch nach einem Zweiervorschlag ignoriert. Verfassungsministerin Karoline Edtstadler stand zwar bereit, aber wer braucht schon eine qualifizierte Frau, wenn man einen Mann haben kann? Die Entscheidung fiel auf den ÖVP-Finanzminister Magnus Brunner, ein wahrer Triumph für eine Koalition, die stets betont, wie wichtig ihr die Gleichstellung von Männern und Frauen ist.
Die altbekannte Ausrede, es gebe nicht genügend Frauen, die qualifiziert oder gewillt seien, Spitzenposten zu besetzen, lassen wir im Jahr 2024 selbstverständlich immer noch gelten. Und die lockeren Bekenntnisse zur Gleichberechtigung und unverbindliche Frauenförderungsprogramme, zeigen ihre gewünschte Wirkung: Wenn es darauf ankommt, wird ein Mann bevorzugt. Warum sollte man auch von bewährten Traditionen abweichen? Und sowieso kommt es ja nicht auf das Geschlecht an, sondern auf den geeigneteren Kandidaten. Und der sei laut ÖVP Magnus Brunner, weil sie Finanzpolitik wichtiger findet als Rechtsstaatlichkeit. Punkt.
Um echte Chancengleichheit für Frauen in der Politik zu erreichen, wären verbindliche Quoten für Spitzenpositionen theoretisch sinnvoll, aber wer braucht schon Theorie, wenn die Praxis so bequem ist?