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Netzwerk der Woche: Legally Female

SHEconomy – die neuen Seiten der Wirtschaft – versteht sich als Plattform der Frauen-Netzwerke in Deutschland und in Österreich. Jede Woche stellen wir eines der zahlreichen Netzwerke aus den verschiedensten Segmenten der Wirtschaft vor. Diese Woche haben wir mit Ann-Kathrin Ludwig und Felicitas Famulla, Gründerinnen und CEOs von Legally Female, über das neue Netzwerk gesprochen.

Was ist der „gemeinsame Nenner“ der Frauen, die sich in Ihrem Netzwerk zusammengefunden haben?

Der gemeinsame Nenner besteht klar in der Zuordnung zur Juristerei und dem Gedanken der gemeinsamen Stärke. Die Rechtsbranche ist nach wie vor ein männerdominiertes Umfeld (insbesondere in Führungspositionen), das schon im Studium von Konkurrenzkampf und Druck geprägt ist. Wir sind der festen Überzeugung, dass ein sicherer Rahmen für Austausch und Support den eigenen juristischen Weg in besonderer Art und Weise prägen und so zu neuer Stärke verhelfen kann. Diese Überzeugung eint unsere Teilnehmerinnen.

Wann wurde Ihr Netzwerk ins Leben gerufen – und wie viele Frauen haben sich in dem Netzwerk organisiert?

Unser Netzwerk gibt es seit Ende 2021 – offiziell gegründet sind wir seit März 2022. In unserem netzwerkeigenen Mentoringprogramm konnten wir in der ersten Runde 124 (Nachwuchs-)Juristinnen vernetzen und freuen uns schon sehr auf die zweite Runde des Programms ab dem 15. August 2022. Über unsere social media Kanäle konnten wir in den vergangenen Monaten insgesamt knapp 3.200 Follower und eine Reichweite von ca. 60.000 Konten generieren, was uns sehr stolz macht. Empowerment lebt von seiner Verbreitung – daher freuen wir uns über jede*n Einzelne*n, den/die wir mit unserem Ansatz erreichen können.

Wie läuft der Austausch innerhalb Ihrer Community ab? Wie oft treffen Sie sich?

Legally Female basiert auf drei Säulen: Einem 1:1 Mentoring, Workshops und Events sowie einer Plattform zum Austausch. Die Events finden in regelmäßigen Abständen von 1-2 Monaten entweder online oder als Präsenzveranstaltung statt. Unseren Teilnehmerinnen steht über unsere geschlossenen LinkedIn-Gruppen aber jederzeit die Möglichkeit zum Austausch zur Verfügung. Zu Beginn einer jeden Runde des Mentoringprogramms veranstalten wir einen Einführungsabend und stehen während der Dauer des einjährigen Programms jederzeit als Ansprechpartnerinnen vertrauensvoll zur Seite. Mentorin und Mentee sollen mindestens einmal monatlich auf die selbst gewählte Art und Weise in Kontakt treten – alles Weitere überlassen wir dem jeweiligen “Match”, um eine Ausgestaltung ganz nach den jeweiligen Bedürfnissen zu ermöglichen.

Wie generieren Sie weitere Frauen für Ihr Netzwerk?

Wir sind in kurzer Zeit relativ bekannt geworden – auch und gerade aufgrund der frühen Nutzung von social media als Marketingtool und unserer herausragenden Kooperationspartner*innen, die uns früh zu großer Stärke verholfen haben. Wir spüren in den täglichen Anfragen das Bedürfnis nach einem Netzwerk wie dem unserem und können daher glücklicherweise momentan vor allem auf Mundpropaganda und die Präsenz in den Medienkanälen großer Namen – wie hier bei SHEconomy – setzen.

Wie organisieren Sie die Arbeit im Netzwerk?

Wir werden durch drei Mitarbeiterinnen unterstützt, die uns bei unseren Kooperationen und Events sowie der Erstellung von Inhalten für unsere Social Media Präsenzen unter die Arme greifen. Wir alle arbeiten ehrenamtlich und remote neben unseren Vollzeitjobs als angehende oder fertige Juristinnen für Legally Female und dank diverser Onlinetools für Absprachen, gemeinsames Dokumentenmanagement und Meetings klappt das ganz wunderbar. Uns ist es wichtig, auch im Rahmen einer ehrenamtlichen Tätigkeit ein vertrauensvolles Arbeiten zu ermöglichen, das Raum für die eigene Entwicklung zulässt.

Was uns sonst noch interessiert….

  • Gemeinsam sind wir stark – was treibt Sie an?

Der Glaube daran, etwas zu bewirken und verändern zu können, der gegenseitige Support, der auch uns als Gründungsteam erreicht und – ganz wichtig – Kaffee.

  • Auf den Punkt gebracht – welche drei Eigenschaften zeichnet Ihr Netzwerk aus?

Förderung ab Tag 1, ein niedrigschwelliges Angebot durch kostenloses Mentoring sowie ein vertrauensvoller und sicherer Rahmen für Weiterbildung und Austausch durch Exklusivevents und geschlossene Netzwerkplattformen

Und Ihre Meinung zu/Fragen….

  • Welches Klischee rund um Frauen im Wirtschaftsleben können Sie nicht mehr hören?

Die vermeintliche Entscheidungspflicht zwischen Kind und Karriere. Es fehlt häufig noch an der Berücksichtigung dessen, dass in einer Frau sowohl der Wunsch nach einer Familie als auch der Wunsch nach beruflichem Fortkommen koexistieren können. Teilweise wird diese Koexistenz zwar anerkannt, Hilfestellungen zur Umsetzung dieser Bedürfnisse fehlen aber an allen Ecken und Enden. Das fängt schon bei der immer wieder vorgenommenen Abwertung von berufstätigen Frauen als “Rabenmütter” an.

  • Haben Sie das Gefühl, dass sich Frauen oft doppelt oder dreifach anstrengen müssen, um gleiche Positionen wie Männer zu bekommen?

Das würde ich eher als Tatsache, dann als Gefühl beschreiben. Schon der Fakt dass die weibliche Besetzung von Führungsgremien und -positionen immer noch als Besonderheit gefeiert werden muss, ist ein trauriges Zeichen für fehlende berufliche Gleichberechtigung. Unserer Meinung nach ist der Status quo aber nicht nur Beschreibung eines Zustands, sondern sollte vielmehr als Startpunkt für Veränderungsprozesse verstanden werden.

  • Wichtiger denn je – oder auf Dauer verzichtbar: wie bewerten Sie die Rolle von Frauen-Netzwerken in der Zukunft

Das Thema Vernetzen gewinnt zunehmend Bedeutung – gleiches gilt für frauenorientierte Netzwerke. Zu recht! Der “Beruf” wird zunehmend nicht mehr als lebenlange Bindung an einen Arbeitgeber sondern als individueller und ggf. von Wechseln inner- und außerhalb des Arbeitsplatzes geprägter Karriereweg empfunden. Berufliche Kontakte sind auf diesem Weg nicht nur hilfreich sondern unabdingbar, sei es um Karrierewege exemplarisch aufzuzeigen oder diese gar erst zu ermöglichen. Gleichzeitig gewinnen wir immer mehr den Eindruck, dass viele Frauen die Stärke der Gemeinschaft für sich entdecken und proaktiv nach Möglichkeiten suchen, durch Vernetzen ihren persönlichen und beruflichen Horizont zu erweitern. Wir glauben daher, dass das Thema Frauennetzwerke in Zukunft noch deutlich mehr Aufmerksamkeit bekommen wird.

Und – abschließend: welches weitere Frauen-Netzwerk verdient Ihrer Meinung nach besondere Beachtung und sollte von SHEconomy unbedingt vorgestellt werden?

Definitiv NO MORE. NO MORE ist eine gemeinnützige Organisation, die sich über Aufklärungskampagnen, Community Building und den eigens entwickelten feministischen Selbstschutzkurs für die Beendigung sexualisierter Gewalt einsetzt. Im Gegensatz zur gängigen Selbstverteidigung, die meist auf imaginierter Kampfkunst basiert, entstammt das physische Training von NO MORE dem praxiserprobten und hoch effektiven NavySeal Nahkampfkonzept. Noch wichtiger ist jedoch, dass NO MORE die tatsächliche Lebensrealität von Frauen und weiblich gelesenen Personen ins Zentrum rückt. Diese feministische Perspektive auf Selbstschutz fokussiert die Dekonstruktion von Gender Mythen, sowie mentales und verkörpertes Empowerment anstelle von alltagsbeschneidenden Sicherheitstipps.



Ann-Kathrin Ludwig

Ann-Kathrin ist Rechtsreferendarin in Rheinland-Pfalz und arbeitet seit mehreren Jahren im Bereich Bank- & Finanzrecht einer internationalen Großkanzlei. Sie ist die Initiatorin von Legally Female.

Felicitas Famulla

Felicitas ist Rechtsanwältin und befasst sich schwerpunktmäßig mit dem Gesellschaftsrecht. Auch sie war mehrere Jahre im Bank- und Finanzrecht in einer Großkanzlei beschäftigt. Sie ist die Co-Gründerin von Legally Female.


Mehr Informationen zu Legally Female finden Sie auf folgenden Kanäle:

 

FotomaterialLegally Female UG

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